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Systolische Herzinsuffizienz

Gentherapie in der Entwicklung

12.06.2012  17:16 Uhr

Die chronische Herzinsuffizienz ist eine ziemlich häufige und sehr schwere Erkrankung. In Deutschland verursacht sie die meisten Krankenhauseinweisungen. Doch es gibt Grund für leichten Optimismus. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren verbessert.

Die Zahl der Erkrankungen dürfte in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Betroffen von Herzinsuffizienz sind nämlich vor allem Menschen über 80 Jahre. »Die Krankheit ist streng mit dem Lebensalter assoziiert«, sagte der Kieler Kardiologe Professor Dr. Norbert Frey in seinem Vortrag. Etwa jeder fünfte Deutsche bekommt im Alter Herzinsuffizienz, sagte Frey. Die Fünfjahres-Überlebensrate liege dabei mit 50 Prozent auf dem Niveau von Tumor­erkrankungen. Bei Brust- und Darmkrebs sei die Prognose sogar besser. Dramatisch ist auch die Einschränkung der Lebensqualität. Rund 80 Prozent der Patienten erleben eine deutliche Verschlechterung.

Herzinsuffizienz kann verschiedene Ursachen haben. Die häufigsten seien ein Herzinfarkt oder eine andere koronare Herzerkrankung, sagte Frey. Auslöser können aber auch virale Infektionen des Herzmuskels oder verschiedene Toxine sein. Die systolische Herzinsuffi­zienz kommt deutlich häufiger vor als die diastolische Form. Bei der systolischen Herzinsuffizienz verliert der Herzmuskel seine Kontraktionskraft. In der Folge wird der Ventrikel nicht mehr vollständig geleert.

 

Die Behandlung erfolgt nach einem Stufenschema. Am Beginn steht moderate körperliche Bewegung. Mit Fortscheiten der Erkrankung wird die Pharmakotherapie wichtiger. Im Stadium NYHA (New York Heart Association) 1 werden die Patienten in der Regel mit einem ACE-Hemmer als Basis-Medika­tion behandelt. Studien zufolge senke diese Therapie die Mortalität um etwa ein Drittel, sagte Frey. Mit etwa demselben Nutzen können auch Sartane eingesetzt werden. Allerdings sind von dieser Substanzklasse nicht alle Präparate geeignet. So sei Candesartan bei der Indikation Herzinsuffizienz dem Losartan überlegen, sagte Frey. Möglichst frühzeitig sollten auch Betablocker die Behandlung ergänzen. Sie können die Herzfrequenz um bis zu 15 Schläge pro Minute senken. Dies bessere nicht nur die Symptome, sondern vor allem auch die Prognose. Es habe sich gezeigt, dass Herzinsuffizienz-Patienten mit einer Herzfrequenz unter 70 Schlägen pro Minute deutlich seltener ins Krankenhaus eingewiesen würden als Patienten mit höherer Herzfrequenz.

 

In den Stadien NYHA 2 und 3 werden zusätzlich zur bestehenden Medikation Diuretika eingesetzt. Hierbei haben sich Aldosteronantagonisten wie Spironolacton im Vergleich zu Schleifendiu­retika als deutlich wirksamere Arzneimittelgruppe erwiesen. Dagegen gerät ein Klassiker in der Behandlung der Herzinsuffizienz laut Frey immer mehr aufs Abstellgleis: Herzglykoside spielen heute kaum noch eine Rolle. Sie hätten keinen Einfluss auf die Mortalität.

 

Auch wenn die systolische Herzinsuffizienz immer noch nicht heilbar ist, habe sich die Behandlung in den vergangenen Jahren doch deutlich verbessert, sagte Frey. Dazu trügen auch immer neue medikamentöse Therapieoptionen bei. Ein hoffnungsvolles Präparat ist Ivabradin, das wie Betablocker die Herzfrequenz senkt und so die Mortalität positiv beeinflusst. Positive Effekte zeigte auch die Behandlung mit Eisenpräparaten. In einer Studie senkten sie bei Patienten den Schweregrad der Erkrankung und die Ergebnisse im Sechs-Minuten-Gehtest besserten sich. Auch der Myosinaktivator Omecamtiv gebe Anlass zur Hoffnung. Der Arzneistoff aktiviert den Herzmuskel und steigert so die Kontraktionskraft. Frey hält die Datenlage zu Omecamtiv jedoch noch nicht für ausreichend. Die bisherigen Studien seien mit zu wenigen Probanden gelaufen. Klar sei, dass nach der Kontraktion weniger Blut im Herz zurückbleibe. Zu den wichtigen klinischen Endpunkten gebe es aber noch keine valide Aussage.

 

Große Hoffnungen setzt der Kardiologe auf einen gentherapeutischen Ansatz. Mit der Entdeckung von Micro-RNA, die nicht nur einzelne Gene, sondern ganze Programme kontrolliere, sei die Gentherapie eine interessante Waffe gegen Herzinsuffizienz. Fehlprogrammierte Micro-RNA spiele wahrscheinlich bei der Herzinsuffizienz eine Rolle. Könne man diese fehlerhafte RNA blockieren oder über RNA-Mimetika korrekt arbeitende RNA einschleusen, wäre dies ein erheblicher therapeutischer Fortschritt.

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