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Malaria

Partnerschaften für neue Medikamente

15.06.2010  15:37 Uhr

Von Gudrun Heyn, Berlin / Öffentlich-Private-Partnerschaften helfen bei der Entwicklung von Arzneimitteln gegen vernachlässigte Erkrankungen. So auch gegen Malaria, wo der Erreger die Forscher immer wieder vor neue Herausforderungen stellt.

Forschungsgelder sind knapp. Zudem fehlt den Patienten in der Dritten Welt die Kaufkraft. Dies führte dazu, dass sich von knapp 1400 neu entwickelten Arzneistoffen im Zeitraum von 1975 bis 1999 nur drei gegen Malaria richteten. Abhilfe sollen hier sogenannte Öffentlich-Private Partnerschaften bringen. Die Idee: Fördermittel aus öffentlichen Töpfen und von gemeinnützigen Stiftungen werden mit Geldern von industriellen Unterstützern zusammengebracht. Alle zusammen können die Entwicklung von Medikamenten für seltene oder aufgrund ihres Auftretens in Entwicklungsländern vernachlässigte Erkrankungen besser stemmen als einer allein.

Eine dieser Produktentwicklungspartner­schaften ist die Initiative Medicines for Malaria Venture (MMV). Sie wurde 1999 gegründet. Anschubfinanzierung leiste­ten die Weltbank und einzelne Länder, wie die Schweiz und Groß­britannien sowie private Stiftungen. Heute vernetzt MMV mehr als 100 Partner in 38 Län­dern. Darunter sind große globale Phar­maunternehmen wie GSK, Pfizer und Sanofi-Aventis, Universi­täten, For­schungseinrichtungen und Zivilgesellschaften.

 

»Bei der Aufstellung des Entwicklungs­portfolios von MMV standen zunächst neue Arzneimittel zur Behand­lung der Malaria tropica im Vordergrund«, sagte Dr. Jörg Möhrle, Direktor klinische Ent­wicklung bei MMV auf einer Veran­staltung von GlaxoSmithKline (GSK). Sie ist die gefährlichste Form der Erkrankung und wird durch den Erreger Plasmodium falciparum verursacht. Rund 90 Prozent aller Malaria-Kranken in Afrika leiden darunter. Erste Erfolge konnte die Initiative 2008 vorweisen: Im Dezember wurde das erste, in Partnerschaft mit der Industrie entwickelte, Antimalariamittel zugelassen. Dabei handelte es sich um eine neue dispersible Formulierung der Wirkstoffe Artemether und Lumefantrin, die speziell auch für Kleinkinder geeignet ist. Erstmals erfüllte ein dispersibles Präparat mit einer kinderfreundlichen Galenik damit die Forderung der WHO, in Endemiegebieten mit Malaria tropica Artemisinin-Kombinationspräparate als Mittel der Wahl einzusetzen. »Zudem sind zwei weitere Artemisinin-Kombinationspräparate im Zulassungsverfahren«, sagte Möhrle. Auch synthetisches Artemisinin sei in der MMV-Pipeline. So soll im Juni 2010 eine Phase-II-Studie mit einer Formulierung starten, die ähnlich wirkt, deren Halbwertszeit jedoch nicht mehr drei Stunden sondern 30 Stunden beträgt.

 

Aktuell werde jedoch auch intensiv nach Alternativen zu Artemisinin gesucht. »Wir haben die ersten Artemisinin-Resistenzen in der Mekong-Region in Asien und sie scheinen sich auszubreiten«, begründete Möhrle.

 

Im Weiteren seien Arzneistoffe gegen Plasmodium vivax in der Entwicklung. Gegen den außerhalb Afrikas weit verbreiteten Erreger ist derzeit eine 14-tägige Standardtherapie mit Chloroquin und Primaquin Mittel der Wahl. Da Plasmodium vivax über Monate symptomlos in der Leber verbleiben kann, erhofft sich MMV eine deutlich bessere Compliance von Produkten, die nur einmal gegeben werden müssen. Dazu gehört zum Beispiel die Substanz Tafenoquin. 

 

Malaria-Impfstoff in Sicht

 

Nach 28 Entwicklungsjahren könnte 2012 die Zulassung des ersten Impfstoffs gegen Malaria tropica beantragt werden. Sein Name: RTS,S/AS02A. Er befindet sich derzeit in Phase III der klinischen Untersuchung und wird an 16 000 Kindern aus verschiedenen afrikanischen Ländern erprobt.

 

Dabei wird seine Wirksamkeit in zwei Gruppen untersucht. Die eine Gruppe umfasst Säuglinge im Alter von sechs bis 12 Wochen, die im Rahmen des üblichen Impfprogramms mit RTS,S geimpft werden. Die zweite Gruppe besteht aus älteren Kindern (fünf bis 17 Monate). Die Phase-III-Tests werden in Gebieten mit zeitlich verschiedenen Malaria-Häufigkeiten durchgeführt: sowohl in Gegenden, in denen Malaria während des gesamten Jahres auftritt, als auch in solchen mit lediglich saisonalen Bedrohungen durch die Erkrankung. Dies soll es ermöglichen, den Impfstoff in Bezug auf die Intensität und Häufigkeit der Malaria-Übertragung zu beurteilen.

 

RTS,S wird in Zusammenarbeit mit der Malaria Vaccine Initiative (MVI) entwickelt. Die von Microsoft-Gründer Bill Gates finanzierte Nonprofit-Organisation arbeitet zusammen mit dem Pharmaunternehmen GSK daran, den Impfstoff zur Marktreife zu bringen. Auf Basis von RTS,S plant das Unternehmen zudem neue Impfstoffgenerationen, die zur Ausrottung der Parasiten beitragen sollen. /

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