Pharmazeutische Zeitung online
Ausstellung

Die Pharmazie kommt ins Museum

15.06.2010  15:09 Uhr

Von Bettina Sauer / Das Deutsche Technikmuseum erweitert sein Spektrum um die Naturwissenschaften Chemie und Pharmazie. Anfang Juni wurde die neue Dauerausstellung »Pillen und Pipetten« eröffnet. Sie veranschaulicht die Geschichte der pharmazeutischen Industrie am Beispiel Schering.

Die Pharmazie hält Einzug im Deutschen Technikmuseum in Berlin. Wo bislang vor allem historische Lokomotiven, Schiffe und Flugzeuge um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlten, finden sich neuerdings auch Medikamentenschachteln, Laborinstrumente und Geräte zur industriellen Arzneimittelherstellung. Zum Beispiel eine Rundläuferpresse, mit der sich in der Stunde 300 000 Tabletten produzieren lassen. Sie bildet einen der Höhepunkte der neuen Dauerausstellung »Pillen und Pipetten«, die Anfang Juni eröffnet wurde und die Entwicklung der chemisch-pharmazeutischen Industrie von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis zu den Innovationen des 21. Jahrhunderts präsentiert. »Das Thema kam in den Museen bislang zu kurz«, sagte Dr. Volker Koesling, der Kurator der Ausstellung, Anfang Juni bei einem Pressegespräch. »Dabei handelt es sich bei der chemisch-pharmazeutischen Technologie um eine Schlüsselindustrie, die den Lebensstandard der Menschen entscheidend verbessert hat. Deshalb bin ich froh, dass das Deutsche Technikmuseum sein Spektrum nun um diesen Aspekt erweitert.«

Die Mehrzahl der Ausstellungsstücke stammt aus den Beständen des Berliner Pharmaherstellers Schering. Dieser ging, wie viele Unternehmen der Branche, aus einer Apotheke hervor, nämlich der »Grünen Apotheke« im Stadtteil Berlin-Wedding. Der Apotheker Ernst Schering kaufte sie 1851 und stellte dort fortan nicht nur Arzneimittelrezepturen her, sondern auch chemische Produkte aller Art. Schnell mauserte sich das Apothekenlabor zu einer kleinen Fabrik, die im Laufe der nächsten Jahrzehnte durch Grundstückszukäufe, Neubauten und Fusionen mit anderen Unternehmen immer weiter wuchs und vor allem Industriechemikalien und Medikamente produzierte.

 

Die Firmengeschichte spiegelt sich in zahlreichen Dokumenten, Fotos und Präparaten wieder, die das Unternehmen seit 1986 in einem eigenen Museum auf dem Firmengelände präsentierte. Nach der Übernahme der Schering AG durch den Bayer-Konzern ging dieses sogenannte »Scheringianum« 2006 in den Besitz der Schering Stiftung über. Diese beschloss, einen besser zugänglichen Ausstellungsort zu suchen, und fand ihn durch die Kooperation mit dem Deutschen Technikmuseum. Die Schering Stiftung unterstützt das Projekt, das zunächst über zehn Jahre angelegt ist, nach eigenen Angaben mit einer Summe von über einer Million Euro.

 

Die Schau umfasst etwa 400 qm. Ein langer, in schwefelgelbes Licht getauchter Flur führt den Besucher durch die Geschichte der pharmazeutischen Industrie und der medizinischen Wissenschaft in Berlin. Rechts und links zweigen Räume ab, die sich mit verschiedenen Facetten der Forschung und Entwicklung beschäftigen. In einem davon finden sich etwa Geräte zur industriellen Herstellung von Medikamenten in verschiedenen Darreichungsformen, zum Beispiel von Pulvern, Salben, Ampullen, Zäpfchen und Tabletten. Ein anderer Raum stellt typische Geräte aus dem chemischen Forschungslabor vor. Das Spektrum reicht von den gläsernen Pipetten des frühen 20. Jahrhunderts bis hin zum modernen Pipettier-Automaten, der sich sogar bei der Arbeit beobachten lässt. Zudem liefern Schautafeln, Vitrinen, Tonbänder und Filme Hintergrundwissen über die pharmazeutische Forschung, unter anderem über den langen Weg von der Entdeckung eines Wirkstoffes bis zum marktreifen Medikament, die Arbeit der Zulassungsbehörden und die Überwachung der Arzneimittelsicherheit. Natürlich werden auch Medikamente von Schering vorgestellt. Besonders ausführlich widmet sich die Ausstellung der Hormonforschung, auf die sich das Unternehmen seit den 1920er-Jahren spezialisierte, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Berliner Nobelpreisträger Adolf Butenandt. Bis heute wird Schering vor allem mit der Anti-Baby-Pille in Verbindung gesetzt; schließlich brachte das Unternehmen 1961 erstmals in Europa ein entsprechendes Präparat auf den Markt: »Anovlar«.

 

Doch auch jenseits der Heilkunde fanden chemische Produkte von Schering Verwendung. Das Unternehmen spezialisierte sich besonders auf die Herstellung von Galvanotechnik und Pflanzenschutzmitteln. Unter anderem produzierte es nach dem Zweiten Weltkrieg DDT gegen Kartoffelkäfer. Die Ausstellung nutzt dieses und weitere Beispiele, um die Grundlagen der chemischen Forschung zu erklären. Um dafür auch praktisch ein Gespür zu bekommen, können sich die Besucher selbst als Pyrotechniker betätigen und in sieben Schritten ein Feuerwerk zusammenstellen, virtuell zumindest. Wenn das gelingt, dann blitzt und leuchtet es an einer Computersimulation vom Himmel über Berlin.  /

Pillen und Pipetten

Die Ausstellung läuft im Deutschen Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, Berlin-Kreuzberg. Dienstag bis Freitag 9 bis 17.30 Uhr; Samstag/Sonntag 10 bis 18 Uhr; Eintritt 4,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.

 

Hintergrundwissen liefert der Begleitband: V. Koesling und F. Schülke (Hg): »Pillen und Pipetten«, Koehler & Amelang, 256 Seiten, Buchhandelspreis 29,95 Euro.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa