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Apotheker in der Prävention

»Wir haben enorme Power«

Datum 07.06.2017  09:54 Uhr

Von Jennifer Evans / Die politischen Vorstöße der vergangenen Jahre für eine verbesserte Prävention zeigten mit Blick auf die Gesundheit der Bürger kaum Wirkung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der ABDA hervor. Es wird Zeit, dass die Apotheker die Aufklärungsarbeit übernehmen, findet ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Am besten natürlich mit Unterstützung der Kassen.

PZ: Die Forderung der Apotheker, in den Leitfaden Prävention der Kassen aufgenommen zu werden, ist nicht neu. Rückt das Thema nach dem EuGH-Urteil noch stärker in den Fokus?

 

Schmidt: Die Einbindung in die Präventions-Leistungen ist ein lange verfolgtes – aber leider bislang erfolglos gebliebenes – Thema. Im Zuge des EuGH-Urteils ist es wichtig, erneut auf die Gesundheits- und Vorsorgekompetenz der Apotheker und damit die Abgrenzung zu Telepharmazie und Versand­apotheken zu verweisen.

 

PZ: Damals forderten die Apotheker, impfen zu dürfen. Jetzt stehen laut Umfrage Ernährung, Bewegung und Raucherentwöhnung auf der Wunschliste der Kunden. Sind die Apotheker gewappnet?

 

Schmidt: Rund 2200 Kollegen in öffentlichen Apotheken haben eine Fachweiterbildung in Ernährungsberatung abgeschlossen. Das bedeutet, dass in etwa jeder zehnten Apotheke ein Experte verfügbar ist, der auf streng wissenschaftlicher Basis und frei von Beeinflussung durch etwa Produkte oder Diätprogramme berät. Wir haben in diesem Bereich eine enorme Power. Außerdem haben rund 600 Apotheker die Weiterbildung Prävention und Gesundheitsförderung abgeschlossen. Viele Kunden nutzen die Angebote bereits. Der Umfrage zufolge wären auch 74 Prozent dieser Kunden bereit, dafür zu bezahlen. Besser wäre natürlich, wenn wir die Leistungen als von den Kassen finanzierte Präventionsprogramme anbieten könnten. Gelänge das, wären wir auch innerhalb kürzester Zeit in der Lage, eine große Anzahl an Kollegen fortzubilden.

 

PZ: Wie sieht es mit der Raucherentwöhnung aus?

 

Schmidt: Da könnten wir sehr viel erreichen. Zahlen aus anderen europä­ischen Ländern belegen große Erfolge, wenn Apotheker hier einbezogen sind. Und weil die Anzahl der Raucher in Deutschland nur sehr langsam abnimmt, gibt es richtig viel zu tun.

 

PZ: Wie stellen Sie sich solche Präventionsangebote konkret vor?

 

Schmidt: Der Leitfaden Prävention sieht meist Gruppenkurse vor, die Grundlagenwissen, Probleme und Auswirkungen verschiedener Bereiche vermitteln. Die Apotheker könnten dies aber mit individuellen Angeboten ergänzen. Organsiert werden könnte das über einen strukturierten Besuchsplan in der Apotheke. Wenn wir erst mal in den Kanon der Heilberufler aufgenommen werden, die solche Angebote zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung anbieten dürfen, gibt es viele Möglichkeiten – auch in der Preisgestaltung. Außerdem käme Prävention dann auch allen Patienten zugute, die sie brauchen, und nicht nur denen, die zahlen können.

 

PZ: Was sagt der GKV-Spitzenverband?

 

Schmidt: Die Kassen erkennen die Kompetenz der Apotheker an. Das geht aus unserem letzten Briefwechsel mit dem Spitzenverband hervor. Es bleibt aber die Sorge um einen möglichen Produktbezug bei der Beratung. Diesen können wir jedoch garantiert ausschließen. Das andere Problem ist, dass Prävention nicht als Kernaufgabe der Apotheker verstanden wird. Allerdings zeigen die Umfrageergebnisse, dass die derzeitigen Präventionsinstrumente nicht von allzu großem Erfolg gekrönt sind. Auch die Gesundheitskompetenz der Deutschen ist kritisch zu bewerten. Der Gesetzgeber muss prüfen, ob die derzeitigen Instrumente überhaupt geeignet sind oder ob neue Lösungen besser wären. Das Ziel hat der Gesundheitsminister auch für die nächste Legislaturperiode angemahnt.

 

PZ: Soll ein Patient künftig auch mit Aufzeichnungen von Apps und Wearables zum Apotheker kommen können?

 

Schmidt: Diese Daten werden von Patienten selbst erhoben und landen künftig im Patientenfach der elektronischen Gesundheitskarte. Die Heilberufler sollen sie laut Gesetzgeber bei der Beratung beziehungsweise Therapie berücksichtigen, obwohl es keine Qualitätssicherung gibt und die Datenmasse unüberschaubar ist. Über die Gewichtung dieser Daten besteht Diskussionsbedarf mit dem Bundesgesundheitsministerium. Ich bin daher skeptisch, was die Nutzung von Patientendaten für die Beratung in der Apotheke angeht. Dasselbe gilt für die Nutzung von Umfelddaten im Sinne von Big Data. Oft sind das nur gute Geschäftsideen. Die Euphorie darüber, mehr Wissen zu bekommen und so gezielter beraten zu können, beunruhigt mich.

 

PZ: Wie erklären Sie sich den Imagegewinn der Apotheken unter jungen Leuten, den die Umfrage belegt?

 

Schmidt: Aus meiner Erfahrung machen sich junge Menschen viele Gedanken um Regionalität und Nachhaltigkeit. Dazu gehört auch die Apotheke. Viele fragen sich, ob man sie und die Arbeitsplätze im Zuge der Globalisierung aufs Spiel setzen sollte. Es freut mich, dass die Zustimmung des Apothekensystems bei den Unter-29-Jährigen von 55 Prozent auf 79 Prozent gestiegen ist. /

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