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Antipsychotika

Auswahlkriterium Nebenwirkung

04.06.2014  09:42 Uhr

Antipsychotika sind stark wirksame Arzneistoffe und in der Therapie von Patienten mit Schizophrenie meistens unverzichtbar. Es gibt jedoch keine Priorität für eine einzelne Substanz. Bei der Wirkstoffauswahl sollte sich der Arzt an den Nebenwirkungen und der Erfahrung des Patienten orientieren.

»Die Unterschiede zwischen Antipsychotika der ersten und der zweiten Generation liegen eher im Nebenwirkungsprofil als in der Wirksamkeit«, sagte Privatdozent Dr. Alkomiet Hasan von der Klinik für Psychiatrie der LMU München. Ältere Wirkstoffe wie Haloperidol oder Thio­ridazin lösen vorwiegend extrapyramidal-motorische Symptome (EPS) aus, während metabolische Nebenwirkungen und Gewichtszunahme eher auf das Konto von Substanzen der zweiten Generation (Atypika) gehen, beispielsweise Clozapin oder Olanzapin.

 

Atypika nicht per se überlegen

 

Lange Zeit wurden Atypika in der Schizo­phrenie-Therapie bevorzugt. Es gebe jedoch keine Evidenz für eine bessere Wirksamkeit, so Hasan. Auch eine Überlegenheit bei der Behandlung von Negativsymptomen wie Antriebslosigkeit oder Affektverflachung oder von kognitiven Störungen sei nicht belegt. »Entscheidend für den Therapieerfolg sind die motorischen Nebenwirkungen, die bei älteren Wirkstoffen häufiger auftreten«, erklärte der Psychiater. Daher brächen Patienten diese Therapien häufiger ab.

 

Gemäß einer 2013 im Fachjournal »The Lancet« veröffentlichten Metaanalyse ist die Symptomverbesserung unter Clozapin, Amisulprid, Olanzapin und Risperidon am stärksten ausgeprägt (doi: 10.1016/S0140-6736(13)60733-3). Die Therapieabbruchrate war in dieser Untersuchung am höchsten unter Halo­peridol, am geringsten unter Amisulprid und Clozapin. Unter Olanzapin nahmen die Patienten im Schnitt am meisten an Gewicht zu, unter Haloperidol am wenigsten. Letzteres schnitt aber bei den motorischen Nebenwirkungen am schlechtesten ab, während Amisulprid in puncto QTc-Zeit-Verlängerung negativ auffiel. Ärzte müssten Antipsychotika individuell auswählen und genauer auf potenzielle Nebenwirkungen achten, forderte Hasan. Dies solle auch in der Akutbehandlung gelten.

 

Neuen Erkenntnissen zufolge sollte ein Antipsychotikum, das in der Akutphase erfolgreich zur Remission führt, in der Erhaltungstherapie beibehalten werden. In der Praxis würden die Patienten häufig umgestellt. Sie sollten aber langzeitig kontinuierlich und nicht intermittierend behandelt werden. Eine Kombitherapie werde in Leitlinien nicht empfohlen, doch in der Praxis bekämen etwa 60 Prozent der Patienten eine Kombination.

 

Bei therapieresistenten Patienten sei Clozapin anderen Wirkstoffen klar überlegen, aber in Deutschland werde »eher kombiniert als Clozapin verordnet«, monierte der Arzt. Bei dieser Therapie muss nicht nur das Blutbild engmaschig kontrolliert, sondern es sollten auch die Blutspiegel gemessen werden, sagte Hasan. Clozapin-Plasmaspiegel über 350 ng/ml seien meist notwendig für den Therapieerfolg.

 

Herausforderung Negativsymptome

 

Die Therapie von Negativsymptomen sei weiterhin eine der größten Herausforderungen. »Hier ist keine Lösung in Sicht.« Negativsymptome können Affekt, Antrieb, Denken, Mimik, Gestik und Sprache betreffen und belasten die Pa­tienten in ihrem sozialen Leben massiv. Treten sie primär als Symptom der Schizophrenie auf, sind sie nur schwer zu behandeln. Sie können aber auch sekundär als Folge von Positivsymptomen wie Wahn oder von EPS auftreten. Werden diese effektiv behandelt, lassen auch die Negativsymptome nach.

 

Ausdrücklich wies Hasan auf somatische Komorbiditäten, motorische und metabolische Auswirkungen der Erkrankung und der Therapie hin. Die reduzierte Lebenserwartung von Schizophrenie-Patienten – in Deutschland beträgt sie nur 55 bis 58 Jahre – lasse sich nicht mit einer erhöhten Suizidrate erklären, sondern hänge mit den Begleiterkrankungen zusammen. Beispielsweise leiden Schizophrenie-Patienten viel häufiger an Adipositas, Hypertonie, gastointestinalen Ulcera, schlechtem Zahnstatus, Infektionen oder kardiovaskulären Erkrankungen als die Allgemeinbevölkerung. Dies werde aber viel zu selten beachtet und diagnostiziert. /

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