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Typ-2-Diabetes

Neue Mittel braucht das Land

04.06.2013  16:57 Uhr

In Deutschland leben schätzungsweise 5,7 Millionen Menschen mit der Diagnose Diabetes. Man geht davon aus, dass bei weiteren zwei Millionen die Zuckerkrankheit bisher nicht diagnostiziert ist. Privatdozent Dr. Joachim Feldkamp vom Klinikum Bielefeld ging in seinem Vortrag vor allem auf jene Medikamente für Typ-2-Diabetiker ein, die in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen sind.

Feldkamp informierte, dass Gewichtszunahme unter Antidiabetika, etwa Sulfonylharnstoffen, ein wichtiger Grund ist, warum es immer noch Bedarf an neuen Wirkstoffen gibt. Als weitere Argumente für Neuentwicklungen nannte der Mediziner Sekundärversagen der Antidiabetika, kontinuierliche Abnahme der Betazellmasse bei Typ-2-Diabetes, unzureichende Erreichung von Therapiezielen, Unter­zuckerungsgefahr sowie die erhöhte Mortalität unter Sulfonylharnstoffen.

Bereits vor einigen Jahren wurden die ersten Inkretin-basierten Therapien in den Handel eingeführt. »Inkretinhormone wie GLP-1 sind ein wesentlicher Bestandteil der normalen Blutglucose-Regulation«, sagte Feldkamp. Ihre Hauptwirkung ist die Verstärkung der glucoseabhängigen Insulinsekretion. Hinzu kommen zum Beispiel eine verzögerte Magenentleerung und die Unterdrückung der hepatischen Glucoseausschüttung. Bei Typ-2-Diabetes ist der Inkretineffekt verringert. GLP-1 kann therapeutisch allerdings nicht genutzt werden, um dies wieder auszugleichen. Denn seine Halbwertszeit liegt nur bei 1 bis 2 Minuten. Stattdessen können Mediziner Patienten GLP-1-Rezeptoragonisten oder DPP-4-Hemmer verordnen.

 

Übelkeit und Erbrechen sind beherrschbar

 

In die erstgenannte Gruppe gehören Exenatid, Liraglutid und Lixisenatid. Sie besitzen gegenüber GLP-1 eine leicht veränderte Struktur und erlangen dadurch eine deutlich höhere Wirkdauer. Feldkamp informierte, dass unter allen GLP-1-Agonisten das Körpergewicht abnimmt. Als weitere Vorteile der GLP-1-Agonisten nannte der Referent die gute Kombinationsmöglichkeit mit anderen Antidiabetika, die Blutdrucksenkung und die nur in Kombination mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen existierende Unterzuckerungsgefahr. Bedauerlicherweise reagierten etwa 30 Prozent der Patienten mit Übelkeit und 10 Prozent gar mit Erbrechen auf die Therapie mit einem GLP-1-Agonisten. Das sei aber nur vorübergehend und zudem symptomatisch behandelbar.

 

Ungewiss sei noch, ob GLP-1-Analoga möglicherweise das Risiko von Pankreatitis und Tumoren der Bauchspeicheldrüse erhöhen. Zudem ist bei den GLP-1-Agonisten zu berücksichtigen, dass sie bei Patienten mit Niereninsuffizienz nur eingeschränkt oder gar nicht zum Einsatz kommen sollen.

 

Anders ist dies bei DPP-4-Hemmern, die durch die Abbauhemmung des körpereigenen GLP-1 wirken. Sitagliptin, Vildagliptin und ? wenn es im Handel wäre ? auch Linagliptin können sogar im Endstadium der Niereninsuffizienz zum Einsatz kommen. Weitere Vorteile dieser Substanzklasse seien: glucoseabhängige Wirkung, unter Monotherapie kein Hypoglykämie-Risiko und gute Kombinierbarkeit.

 

Erster SGLT-2-Hemmer auf dem Markt

 

Mit Dapagliflozin kam Ende 2012 der erste Vertreter der SGLT-2-Inhibitoren auf den deutschen Markt. Sein Wirkmechanismus ist insulinunabhängig. Durch die selektive Blockade von SGLT-2 lässt sich die Rückresorption von Zucker in der Niere reduzieren und somit die Ausscheidung überschüssiger Glucose mit dem Harn forcieren. Auch Dapagliflozin kann mit anderen Anti­diabetika gut kombiniert werden. Feldkamp: »SGLT-2-Hemmer senken nicht nur Blutzucker und HbA1c-Wert, sondern auch Blutdruck und Körper­gewicht.« Der Mediziner betonte jedoch, dass das Mittel zur Gewichtsabnahme nicht zugelassen ist, ebenso wenig bei Typ-1- Diabetes, wo dieses Prinzip theoretisch auch funktionieren müsste.

 

Feldkamp machte deutlich, dass das Wirkprinzip der SGLT-2-Hemmer nicht bei stark eingeschränkter Nierenfunktion funktioniert. Hauptnebenwirkungen von Dapagliflozin seien Infektionen im Genitalbereich. Diskutiert würden bei den SGLT-2-Hemmern auch ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs und eine leichte Verschlechterung der Blutfett-Werte. Feldkamp zufolge müssen Mediziner bei sehr schlecht eingestellten Diabetikern unter Umständen zurückhaltender mit einer Verordnung sein, da der Wasserverlust unter SGLT-2-Hemmern zu einer Hypovolämie führt und das Schlaganfall-Risiko dadurch erhöhen könnte. Das in den USA bereits zugelassene Canagliflozin werde jedenfalls gerade in diesem Zusammenhang untersucht.

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