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Arzneistoffe in der Entwicklung

Blick nach vorn

04.06.2013  16:57 Uhr

Was die Markteinführung von neuen Wirkstoffen angeht, so hängen die Trauben schon seit einiger Zeit höher als früher. Es wird für die Pharmaindustrie zunehmend schwieriger, innovative Medikamente in den Handel zu bringen. Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz ist sich aber sicher, dass es auch in naher Zukunft einige neue Wirkstoffe geben wird.

Ob als Lipidsenker, Schlafmittel oder als Antidot: Die Neuen kommen bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz. Der Pharmazeutische Chemiker von der Universität Frankfurt am Main stellte aussichtsreiche Kandidaten vor.

Bei Patienten mit genetisch bedingter Hypercholesterolämie sind die LDL-Cholesterol-Spiegel im Blut viel zu hoch. Ursache ist eine Mutation, die dazu führt, dass LDL-Cholesterol nicht in ausreichendem Maße aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird. Derzeit erhalten die Patienten hohe Dosen an Statinen, was aber oft nicht ausreichend ist. Wie Schubert-Zsilavecz informierte, befindet sich ein neuartiger Ansatz zur LDL-Reduktion momentan in Phase III der klinischen Entwicklung.

 

Alirocumab ist ein monoklonaler Antikörper gegen Proprotein convertase subtilisin/kexin type 9 (PCSK9), welches für den Abbau von LDL-Rezeptoren an der Zelloberfläche verantwortlich ist. Wird PCSK9 durch Alirocumab gehemmt, stehen mehr LDL-Rezeptoren zur Verfügung. Diese nehmen LDL-Cholesterol aus dem Blut auf, und der LDL-Spiegel sinkt. Der Antikörper muss alle 14 Tage subkutan injiziert werden, besitzt starke additive Effekte zu Statinen und hat sich Schubert-Zsilavecz zufolge bisher als gut verträglich erwiesen. Bis dato gebe es nur Studien zum Einsatz bei familiärer Hypercholesterolämie. Schubert-Zsilavecz kann sich aber gut vorstellen, dass der Wirkstoff später auch wesentlich breiter zur LDL-Senkung eingesetzt werden könnte.

 

Antidote gegen neue orale Antikoagulanzien

 

Seit 2008 wurden weltweit mehrere neue orale Antikoagulanzien zugelassen. Dabigatran ist ein direkter Thrombin-Inhibitor; Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban hemmen den Faktor Xa. Bisher gibt es noch keine Antidote für die gefährliche Situation einer schweren Blutung unter einem Faktor-Xa-Inhibitor oder Dabigatran. Schubert-Zsilavecz ist überzeugt, dass mittelfristig mehrere Antidote zur Verfügung stehen werden, was die Akzeptanz der neuen Anti­koagulanzien weiter fördern wird. Der Referent informierte, dass sich ein Antikörperfragment gegen Dabigatran in Phase I/II der klinischen Entwicklung befindet. Zuvor hatten Tierversuche gezeigt, dass das Antikörperfragment die Wirkung von Dabigatran in kürzester Zeit aufheben kann. Schubert-Zsilavecz zufolge könnte es bereits im kommenden Jahr zur Verfügung stehen.

 

Ein derzeit untersuchtes Antidot gegen Faktor-Xa-Inhibitoren ist PRT064445. Dabei handelt es sich um ein rekombinantes Protein, das dem Faktor Xa sehr ähnlich, aber inaktiv ist. Es besitzt eine hohe Affinität zu den bekannten Faktor-Xa-Hemmern und kann daher als Antidot wirken. PRT064445 befindet sich laut Schubert-Zsilavecz in Phase II der klinischen Prüfung. Der Referent ist sich sicher, dass auch dieses Wirkprinzip demnächst zur Verfügung stehen wird.

 

Skeptischer ist er bei den Chancen des Breitspektrum-Antidots Per977. Dieses soll gegen alle neuen oralen Antikoagulanzien wirken. Eine genaue Struktur von Per977 sei momentan noch nicht bekannt, ebenso wenig der Wirkmechanismus. Neben den Breitspektrum-Eigenschaften könnte ein weiterer Vorteil von Per977 sein, dass der Wirkstoff offenbar bei Zimmertemperatur in Lösung gelagert werden kann, was eine schnelle Anwendung im Notfall erlaubt.

 

Neues Schlafmittel hemmt Orexin A und B

 

Im Bereich der Hypnotika hat es schon seit Längerem keine neuen Substanzen mehr gegeben. Das könnte sich Schubert-Zsilavecz zufolge aber demnächst ändern. Die kompetitive Verdrängung der Neuropeptide Orexin A und B von ihren Rezeptoren stelle einen neuen therapeutischen Ansatz zur Behandlung von Schlafstörungen dar. Bei Suvorexant handelt es sich um einen Orexin-Rezeptor-Antagonist. Die Blockade dieser Rezeptoren fördert den Übergang vom Wachzustand zum Schlaf, so Schubert-Zsilavecz.

 

Er informierte, dass ein Zulassungsantrag für die oral verfügbare Substanz bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA bereits gestellt ist. Studien zeigten, dass die Patienten unter Suvorexant schneller einschliefen und länger schliefen. Vermutlich habe die Substanz keinen oder nur geringen Einfluss auf die Schlafarchitektur. Sie habe sich bisher als gut verträglich erwiesen, auch eine Toleranzentwicklung sei noch nicht beobachtet worden.

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