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Adjuvanzien

Wirkverstärker mit schwierigen Namen

Datum 07.06.2011  17:56 Uhr

Adjuvanzien sind für viele Impfstoffe unverzichtbar. Eine Reihe neuer Substanzen wird derzeit getestet. Auch Kombinationen von alten und neuen Stoffen sind en vogue. Zukünftig wird man sich zum Thema Adjuvanzien wohl mehr als Aluminiumsalze und auch einige Zungenbrecher merken müssen.

Lebendimpfstoffe, Totimpfstoffe und Toxoidimpfstoffe: Genau in dieser Reihenfolge nimmt die Immunantwort des Körpers nach deren Injektion ab. Darauf wies Professor Dr. Christel Müller-Goymann von der Universität Braunschweig hin. »Bei Lebendimpfstoffen wie der Windpocken-oder der Mumps-Masern-Röteln-Impfung ist keine Adjuvanzierung notwendig«, so die Apothekerin. Das sieht bei der Impfung mit Antigenen, die nur schwache Immun­antworten auslösen, wie Toxoid-Impfstoffen oder Spalt- beziehungsweise Subunit-Vakzinen ganz anders aus.

Generell lassen sich die Adjuvanzien in zwei Gruppen einteilen: Partikulär oder nicht-partikulär ist hier die Frage. Aluminiumsalze zählen zur erstgenannten Klasse und sind vor rund 80 Jahren eingeführt worden. An ihrer Oberfläche können antigene Verbindungen binden. Aus diesem Depot wird das Antigen nach und nach freigesetzt und so dem Immunsystem mit Nachdruck präsentiert. Auf diesem Wege wird die Antikörperbildung angekurbelt, so Müller-Goymann. Aluminiumsalze sind zum Beispiel den Vakzinen gegen Tetanus und Diphtherie zugesetzt. Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Abhängig von der Dosis können die Aluminium-Verbindungen zur Erythembildung führen. »Aluminium-Granulome bezeichnen Mediziner als subkutane Verkalkungen«, informierte die Referentin.

 

Ebenfalls zu den partikulären Adjuvanzien zählen Emulsionen. Das beste Adjuvans, das Müller-Goymann zufolge je konzipiert wurde, ist eine Wasser-in-Öl-Emulsion. Das sogenannte Freund´sche Adjuvans enthält Mineralöl, Mannidmonooleat und hitzeinaktivierte Mykobakterienzellen. Für humane Zwecke ist es nicht einsetzbar, so Müller-Goymann. Denn es ist sehr schlecht verträglich und erzeugt Granulome – nicht nur am Applikationsort, sondern auch in Leber, Niere oder Lunge.

 

Öl-in-Wasser-Emulsionen sind dagegen Bestandteil von Humanimpfstoffen. MF59 (Squalen, Polysorbat 80, Sorbitantrioleat) ist im Grippeimpfstoffe Fluad® enthalten, und AS03 (Squalen, Polysorbat 80, DL-α-Tocopherol) war dem Pandemieimpfstoff Pandemrix® zugesetzt.

 

Liposomen selbst stimulieren nicht das Immunsystem. Jedoch gibt es Liposomen-basierte Adjuvanzien. Dazu zählen die sogenannten ISCOM (Immunstimulierende Komplexe). Sie enthalten neben Phospolipid und Cholesterol auch gereinigte Extrakte von Quillaja-Saponinen, welche aus der Rinde des Seifenrindenbaumes stammen. ISCOM bilden käfigartige Strukturen aus. Nach Adsorption antigener Verbindungen verstärken sie die Immunantwort. Müller-Goymann informierte, dass ISCOM derzeit nur in Impfstoffen für Tiere eingesetzt werden.

 

Bereits für humane Zwecke zugelassen sind Impfstoffe, die Virosomen als Adjuvans enthalten (zum Beispiel HAV pur®, Epaxal®, Inflexal®, Infectovac® Flu). Virosomen basieren auf unilamellaren Liposomen, deren Phospholipiddoppelschichten mit viralen Oberflächenantigenen bestückt sind.

 

Als letzte Gruppe der partikulären Adjuvanzien stellte Müller-Goymann Cochleate vor. Diese befinden sich noch im experimentellen Stadium. Es handelt sich dabei um zigarrenartig aufgerollte Lipidstrukturen, in die sich antigene Verbindungen einbauen lassen.

 

Zu den nicht-partikulären Adjuvanzien zählen unter anderem bakterielle Toxine wie Choleratoxin B (Dukoral®) und das Diphtherie-CRM197-Trägerprotein, welches in Meningokokken- und Pneumokokken-Impfstoffen vorhanden ist. Auch Monophosphoryllipid (MPL), ein Bestandteil des pyrogenen Lipopolysaccharidmoleküls von Salmonella minnesota, zählt zu den nicht-partikulären Adjuvanzien. Spätestens an dieser Stelle sind wir in der Abteilung Zungenbrecher angekommen. Dahin gehört auch eine weitere Gruppe nicht-partikulärer Adjuvanzien, die CpG-Oligonukleotide. Hinter CpG verbergen sich bestimmte Cytidin-Guanosin-Dinukleotide. Synthetisch hergestellte Oligonukleotide, die solche CpG-Motive enthalten, imitieren die Anwesenheit mikrobieller DNA und aktivieren bestimmte Immunzellen. »Klinische Untersuchungen mit Impfstoffen, die diese synthetischen Oligonukleotide enthalten, brachten sehr gute Ergebnisse«, informierte Müller-Goymann. Als Beispiel nannte sie eine Studie mit einem Hepatitis-B-Impfstoff. Selbst bei immungeschwächten HIV-Infizierten betrug die Serokonversionsrate 100 Prozent. Normalerweise liegt sie bei diesen Patienten deutlich niedriger.

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