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Sexuell übertragbare Krankheiten

Die Rückkehr der Syphilis

Datum 07.06.2011  17:46 Uhr

Als in den 1980er-Jahren die Angst vor Aids umging und vielfach Kondome zur Verhütung benutzt wurden, sank auch die Zahl der Neuinfektionen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Doch seit HIV durch die antiretrovirale Therapie seinen Schrecken offenbar verloren hat, sind Syphilis und Co. wieder auf dem Vormarsch.

»Jeden Tag gibt es auf der Welt eine Million Neuinfektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten«, sagte Professor Dr. Helmut Schöfer vom Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Männer, die Sex mit Männern haben, häufig den Geschlechtspartner wechseln und keine Kondome benutzen, haben in West- und Mitteleuropa das höchste Infektionsrisiko. Obwohl es mehr als 30 verschiedene Krankheitserreger gibt, die auf sexuellem Weg übertragen werden, sind in Deutschland nur neu erworbene HIV-Infektionen und akute, behandlungsbedürftige Syphilisfälle meldepflichtig. Epidemiologische Trends wie Ausbreitung und Häufigkeit bestimmter Infektionen werden mit den sogenannten Sentinelerhebungen erfasst, bei denen Labordiagnosen von Gonorrhö, Chlamydien-Infektion und Trichomoniasis sowie klinische Diagnosen von Herpes genitalis und anogenitalen Warzen anonym an das Robert-Koch-Institut gemeldet werden. Diese Erhebungen sind aber weder für alle Labors verpflichtend noch erfolgen sie kontinuierlich. Sie sind daher nicht repräsentativ.

 

»Viele Ärzte erkennen eine Syphilis überhaupt nicht, da die Krankheit vor allem im Sekundärstadium eine große klinische Vielfalt zeigt«, sagte Schöfer. Der sogenannte Primäraffekt, bei dem sich die Eintrittsstelle der Erreger drei bis vier Wochen nach der Infektion rötet und anschwillt, ist nicht schmerzhaft und verschwindet nach einigen Wochen von allein wieder. »Viele Patienten nehmen die Sache deshalb auf die leichte Schulter und gehen überhaupt nicht zum Arzt«, erklärte der Mediziner. Etwa zwei Monate nach der Ansteckung ist das Sekundärstadium der Syphilis erreicht. Symptome sind dann Müdigkeit, allgemeines Krankheitsgefühl, leichtes Fieber, Halsschmerzen, Lymphknotenschwellung am ganzen Körper sowie Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, die besonders nachts auftreten. Außerdem kann es zu Hautrötungen kommen, die leicht mit einem allergischen Hautausschlag, einer Psoriasis oder Masern zu verwechseln sind.

 

Für die Behandlung der Syphilis ist Penicillin nach wie vor der Goldstandard. Schöfer: »Da hat sich seit der Entdeckung des Penicillins nichts geändert.« Die Patienten erhalten 2,4 Millionen Einheiten Benzylpenicillin-Benzathin (Pendysin®, Tardocillin®), das in die beiden Gesäßmuskeln gespritzt wird. Im Frühstadium reicht eine einmalige Injektion, im Spätstadium oder wenn der genaue Infektionszeitpunkt nicht bekannt ist, muss die Behandlung zweimal im Abstand von je einer Woche wiederholt werden. Bei Penicillin-Allergie werden alternativ Doxycyclin oder Erythromycin gegeben.

 

Unbedingt erforderlich ist eine Kon­trolle des Therapieerfolges, bei der in vierteljährlichen Intervallen die Titer der VDRL- (Venereal Disease Research Laboratory) und IgM-Antikörper bestimmt werden. Die Nachsorge sollte ein Jahr lang erfolgen, bei Patienten mit HIV-Infektion doppelt so lange. »Leider klappt das in der Praxis oft nicht, weil die Patienten nicht wiederkommen«, weiß Schöfer. Besonders kritisch ist das bei HIV-Patienten, da deren Blut-Liquor-Schranke für den Erreger Treponema pallidum durchlässiger ist und sie daher häufiger an einer sogenannten Neurosyphilis erkranken als Patienten ohne HIV-Infektion. Eine einmal überstandene Syphilis schützt nicht vor einer erneuten Infektion, da gegen den Erreger keine dauerhafte Immunität gebildet wird.

 

Genitoanale Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV) haben dazu geführt, dass Analkarzinome bei jungen HIV-positiven homosexuellen Männern immer häufiger werden. »Früher war das Analkarzinom eine Erkrankung des älteren Mannes. Das hat sich grundlegend geändert«, sagte der Referent. Mit Cervarix® und Gardasil® stehen ein bi- und ein tetravalenter HPV-Impfstoff zur Prävention HPV-assoziierter Neoplasien zur Verfügung, Letzterer ist in den USA auch für Jungen und junge Männer zugelassen.

 

Für die ebenfalls HPV-assoziierten Genitalwarzen kommt bei immunkompetenten Patienten neben der operativen Entfernung auch eine topische Therapie in Betracht. Eine Alternative zum Imiquimod (Aldara®) stellt hier eine Salbe mit Grüntee-Extrakt dar (Veregen®), die wie Aldara® verschreibungspflichtig ist. Die Wirkung tritt unter Umständen erst nach einigen Tagen bis Wochen regelmäßiger Anwendung ein. Wie beim Imiquimod kündigt eine lokale Entzündungsreaktion ein Ansprechen auf die Behandlung an. Einfach grünen Tee zu trinken, kann aber Schöfer zufolge die Therapie nicht ersetzen: »Um auf den entsprechenden Wirkspiegel zu kommen, müsste man 24 Liter grünen Tee pro Tag trinken.«

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