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Personalisierte Medizin

Technologie mit Chancen und Risiken

08.06.2010  13:00 Uhr

Die Personalisierung der Medizin ist heute weltweit ein Thema. Eine individuell angepasste Therapie soll dazu beitragen, die Effektivität der Maßnahmen zu erhöhen und unerwünschte Effekte zu minimieren. Technisch ist vieles möglich, doch finanzielle und ethische Fragen sind weitgehend ungeklärt.

Die personalisierte Medizin (siehe Textende) bietet einen möglichen Ansatz für neue Wege in der Gesundheitsversorgung. Aber sie werde das Medizinsystem deutlich verändern, erklärte Professor Dr. Heyo K. Krömer vom Institut für Pharmakologie der Universität Greifswald.

 

Im Arzneimittelbereich hat die Individualisierung durch die Pharmakogenomik bereits teilweise Einzug gehalten. So weiß man aus der Brustkrebstherapie, dass Frauen mit einem Defekt des Enzyms CYP 2D6 weniger von Tamoxifen profitieren, da ihr Körper den aktiven Metaboliten Endoxifen nicht bilden kann. Eine Studie zeigte 2009, dass sich die Prognose der Patientinnen deutlich verschlechtert, wenn sie neben Tamoxifen noch Paroxetin bekommen: Das Antidepressivum blockiert CYP 2D6.

 

»Apotheker haben hier eine wichtige Funktion als Berater«, betonte Krömer. Jedoch sollten die individuellen Patientencharakteristika bekannt sein. Mithilfe von Genchips kann man das Enzymmuster eines Menschen heute bestimmen. Obwohl die Methoden immer einfacher und billiger werden, würden sie auch in Kliniken kaum eingesetzt.

 

Daten aus der molekularen Diagnostik können nur interpretiert werden, wenn man weiß, was »normal« ist. Um dieses Wissen zu gewinnen, läuft seit zwölf Jahren die »Study of Health in Pomerania« (SHIP) in Nord- und Ostvorpommern. Diese Region habe man gewählt, weil die Einwohner ein deutlich höheres kardiovaskuläres Risiko haben, informierte Krömer. Rund 4300 Menschen wurden befragt und klinisch umfassend untersucht. DNA-Proben wurden nach Punktmutationen (SNP) genetisch gescannt. »So kann zwischen Phäno- und Genotyp ein Zusammenhang hergestellt werden«, erklärte der Referent. Man könne so erkennen, ob Volkskrankheiten mit genetischen Varianten korrelieren. Für die Pharmakotherapie sei es beispielsweise nützlich, wenn man voraussagen kann, ob ein Patient mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Statine mit einer Myopathie reagieren wird. Ein weiterer Baustein der Studie ist die Ganzkörper-MRT-Untersuchung; die Bildgebung trage zur Definition bei, »was normal ist«.

 

Krömer stellte ein neues großes Projekt zur Übertragung der personalisierten Medizin in den klinischen Alltag vor. Ein Kernstück von GANI-MED (Greifswald Approach to Individualized Medicine) ist eine vollautomatische Biobank zur Lagerung von biologischen Proben und deren Daten. Die Proben stammen aus der Routineversorgung. Die Etablierung großer Biobanken werde die Identifizierung auch sehr seltener unerwünschter Arzneimittelwirkungen ermöglichen, hofft Krömer. Zudem seien Vorhersagen denkbar, ob ein Patient auf ein bestimmtes Medikament oder ein Therapie ansprechen wird oder nicht.

 

Doch neben Kostenfragen bergen die neuen Methoden erhebliche ethische Probleme. Was tun, wenn die Genanalytik eine bislang unbekannte Erkrankung aufdeckt und der Proband so zum Patienten wird? Darf man einem Schwerkranken eine teure Therapie vorenthalten, weil diese mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht wirken wird? Krömer empfahl dringend, ethische Probleme offen und intensiv zu diskutieren, bevor sie auftreten. Nur so könne man das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen und erhalten.

 

Was ist personalisierte Medizin?

 

Die individualisierte oder personalisierte Medizin strebt an, mithilfe moderner Diagnostik und durch Einsatz neuer, individuell auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichteter Therapieverfahren die Effektivität der Behandlung zu steigern, unerwünschte Effekte zu vermeiden, somit die Effizienz zu erhöhen und vermeidbare Kosten zu reduzieren.

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