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Versandhandel

Politiker scheuen Freigabe der Preise

30.05.2011  17:17 Uhr

Von Uta Grossmann, Berlin / Beim Kongress der Versandapotheken wurde als eine Möglichkeit für mehr Wettbewerb die Freigabe der Preisbindung für rezeptpflichtige Arzneimittel diskutiert. Abgeordnete fast aller Bundestagsfraktionen reagierten ablehnend auf den Vorschlag.

178 Teilnehmer kamen zum vierten Kongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA) vorige Woche nach Berlin. Geschäftsführerin Kerstin Kilian blickte stolz in den gefüllten Saal des Grand Esplanade Hotels: Schließlich war es erst der vierte Kongress des Verbandes, der mit 38 Mitgliedern (30 Versandapotheken und acht Förderer) wahrlich kein Riese ist. Aber das in der Apothekerschaft äußerst kontroverse Thema Versandhandel zieht.

Nach Angaben des BVDVA haben 2600 Apotheken in Deutschland eine Versand­handelserlaubnis. Nur etwa 40 davon be­treiben den Versandhandel »professionell«, worunter der Verband versteht, dass die Apotheke pro Tag 1000 Sendungen verschicken kann.

 

Stark steigende Umsätze erwartet

 

BVDVA-Chef Christian Buse zitierte zur Kongresseröffnung eine Mitgliederbefragung: »Bedingt durch die kontinuierlich steigende Akzeptanz des E-Commerce erwarten unsere Mitglieder stark steigende Umsätze im Bereich der rezeptfreien Medikamente. Auch der Tierarzneimittelversand wird als Chance gesehen.« Nur die Hälfte der Befragten setze auf die Vermarktung rezeptpflichtiger Medikamente. Als größte Herausforderung betrachten die Versand­apotheker die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH), dass Boni und Rabatte auf rezeptpflichtige Arzneimittel in Deutschland verboten sind.

 

Unterschiedliche Meinungen gibt es über die zu erwartende Rechtsprechung, ob ausländische Anbieter Rabatte auf rezeptpflichtige Arzneimittel gewähren dürfen. Hier besteht nach wie vor Rechtsunsicherheit. Der BVDVA fordert deshalb »gesetzgeberische Impulse«, um »gleiche Rahmenbedingungen in Europa zu schaffen«.

 

Der Versandhandel mit rezeptfreien Medikamenten wächst im einstelligen Bereich, während er in Offizin-Apotheken leicht zurückgeht. Frank Weißenfeldt von IMS Health sagte, der Versandhandelsanteil am Apothekenmarkt rezeptfreier Arznei- und Gesundheitsmittel habe im März mit 65,9 Millionen Euro bei elf Prozent gelegen.

 

BDI für freie Preiskalkulation

 

Dr. Heinrich Höfer vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) entsprach dem Motto des Kongresses »Mehr Wettbewerb wagen!« und forderte die Aufhebung der Preisbindung bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Der Patient müsse die Standardlösung der Krankenkasse, ausgehandelt mit Arzneimittelherstellern und mindestens einer Apotheke in zumutbarer Entfernung, durch Aufzahlung erweitern können – etwa für ein teureres, für ihn besser geeignetes Medikament mit demselben Wirkstoff. Dazu müsse der Apotheker den Preis für Rx-Medikamente frei kalkulieren dürfen. So könne echter Preis- und Leistungswettbewerb zwischen den Apotheken geschaffen werden.

 

In einer Podiumsdiskussion trugen Politiker altbekannte Positionen vor. Es waren Abgeordnete aller im Bundestag vertretenen Parteien erschienen, mit Ausnahme der FDP – die neue Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Ulrike Flach, hatte abgesagt. Biggi Bender (Bündnis 90/Die Grünen), forderte mehr Preiswettbewerb, Harald Weinberg (Die Linke), warnte davor.

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jens Spahn, war sich mit Dr. Marlies Volkmer (SPD) einig, dass die Freigabe der Preise für rezeptfreie Arzneimittel von den meisten Apothekern nicht genutzt werde. Da passiere nicht viel Wettbewerb, sagte Spahn, vielmehr gebe es »stadtweite Kartelle«.

 

Spahn: Apotheker sollen sich einigen

 

Daher sehe er keine Notwendigkeit für die Politik, die Preise für rezeptpflichtige Arzneimittel freizugeben. Die Apothekerschaft solle sich erst einmal untereinander einig werden, sagte er mit Blick auf unterschiedliche Positionen der ABDA – Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände und mancher Versandapotheker.

 

Schließlich wurde noch die Fremd- und Mehrbesitzdiskussion aus der Mottenkiste gekramt. Weinberger und Volkmer sind dagegen, Spahn sieht nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das das deutsche Verbot bestätigt hat, keinen Handlungsbedarf für die Politik. Er glaubt allerdings, die Debatte werde früher oder später in der Apothekerschaft wieder aktuell.

 

Nach seiner Position zur Verblisterung gefragt, sagte Spahn: »Wenn sich nachweisen lässt, dass Verblistern die Compliance verbessert, werden wir im Rahmen der Pflegereform darüber reden.« /

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