Pharmazeutische Zeitung online
Interview

Mögliche Spender im Blick

27.05.2011  10:57 Uhr

Von Marion Hofmann-Aßmus / Länder wie Spanien weisen einen höheren Prozentsatz postmortaler Organspender auf, während Deutschland mehr oder weniger auf der Stelle tritt. Über Verbesserungsmöglichkeiten und die Beteiligung der Apotheken sprach die PZ mit Dr. Thomas Beck, dem Kaufmännischen Vorstand der DSO.

PZ: Was halten Sie von dem Vorschlag, die Organspende auch ohne Einverständniserklärung zum Normalfall zu machen?

 

Beck: Diese sogenannte Widerspruchslösung hat natürlich einen gewissen Charme, denn dadurch gelten alle Bürger ab 18 Jahren automatisch als Organspender. So funktioniert es etwa in Spanien. Allerdings bitten die Mediziner auch dort die Angehörigen vor einer Organentnahme um ihr Einverständnis. Bei vehementem Widerspruch unterbleibt die Entnahme.

 

Aber gleichgültig, ob man über die Widerspruchsregelung oder die jetzt viel diskutierte Entscheidungslösung spricht: Voraussetzung ist, dass die Menschen genügend informiert sind, um überhaupt eine Entscheidung treffen zu können. Zudem ist es mit einer Gesetzesänderung alleine sicher nicht getan. Ohne Verbesserung der Strukturen innerhalb der Krankenhäuser wird sich der Organmangel nicht beheben lassen.

 

PZ: Welche Änderungen sollten in den Krankenhäusern stattfinden?

 

Beck: In Spanien etwa funktioniert das Meldesystem auch deshalb so gut, weil es dort in den Kliniken In-House-Koordinatoren gibt, die sich hauptberuflich um die Erkennung möglicher Organspender kümmern. Bei uns soll diese Aufgabe der Transplanta­tionsbeauftragte neben seiner aufreibenden Tätigkeit als Arzt und ohne zusätzliche Entlohnung leisten. Das ist fast unmöglich.

 

Zumindest benötigen wir klare Zuständigkeiten und eine stringentere Ausführungsüberwachung in den Kliniken. Laut Transplantationsgesetz ist die Meldung möglicher Organspender die Aufgabe der Krankenhäuser. Das funktioniert aber nicht immer. Vielmehr sollte festgelegt sein, welcher Arzt diese Aufgabe jeweils übernimmt. Wir haben zwar eine Meldepflicht, aber wie diese umgesetzt wird, bleibt jedem Krankenhaus selbst überlassen. Teilweise fehlt auch eine durchgängige Prozessbeschreibung der Organspende. Diese SOP (Standard Operating Procedure) können die Krankenhäuser von uns erhalten; sie sollte aber auch bekannt sein und umgesetzt werden.

 

PZ: Welche Modellprojekte hat die DSO ins Leben gerufen?

 

Beck: Derzeit läuft in Deutschland beispielsweise das Projekt der In-House-Koordination an etwa 110 Universitätskliniken und Kliniken mit neurochirurgischer Intensivstation. Dabei können wir zwar keine volle Stelle zur Verfügung stellen, aber wir erhoffen uns trotzdem mehr Meldungen möglicher Organspender. Mit ersten Auswertungen rechnen wir etwa Mitte dieses Jahres.

 

PZ: Welche Rolle spielen die Apotheker für die DSO?

 

Beck: Für uns sind die Apotheker als Partner sehr wichtig. Sie haben die nötige Beratungskompetenz, die Kundenfrequenz sowie die Reichweite für eine solche Aufklärungskampagne, und wir freuen uns, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Daher sind wir sehr dankbar, dass der diesjährige Tag der Apotheke dem Thema Organspende gewidmet ist.

 

PZ: Wie können Apotheken dazu beitragen, die Spendenbereitschaft zu erhöhen?

 

Beck: Ich betrachte Apotheken als wichtige Kommunikationsbörsen, die in gutem Vertrauensverhältnis zu ihren Kunden stehen. Haben die Apotheker und ihr Team genügend Hintergrundwissen, können sie wertvolle Informationen weitergeben – über die medikamentöse Therapie hinaus. Also etwa zu den Fragen: Was bedeutet Hirntod, oder wie läuft eine Organspende ab? Je besser die Kunden informiert sind, umso eher sind sie meist auch bereit, selbst einen Organspendeausweis auszufüllen. /

Lesen Sie dazu auch Organspende: Überleben schenken

 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
Apotheke

Mehr von Avoxa