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Diabetesversorgung

Synergien nutzen statt Konkurrenz fürchten

25.05.2009  15:05 Uhr

Aktuelles aus der Diabetestherapie

Neuigkeiten in der Studienlage zur Behandlung des Diabetes mellitus stellte Professor Dr. Helmut Schatz, niedergelassener Diabetologe aus Bochum, vor. Besonders apothekenrelevant sei eine kleine, vor zwei Wochen veröffentlichte Studie, die den Vitaminen C und E bei Diabetikern eine negative Wirkung bescheinigt. Die Antioxidanzien werden nach dem Sport häufig zum Abfangen von freien Radikalen eingenommen, die der Studie zufolge jedoch eine gesundheitsfördernde Wirkung aufweisen. Denn eine durch körperliche Belastung gesteigerte Insulinsensitivität wurde bei Einnahme von 1000 mg Vitamin C und 400 IE Vitamin E pro Tag verringert. Die Schlussfolgerung: »Durch körperliche Aktivität induzierter oxidativer Stress verbessert die Insulinresistenz. Supplementierung von Antioxidanzien, nicht das Essen von Obst, kann diesen gesundheitsfördernden Effekt verhindern.«

 

Erfreulich, im wahrsten Sinne des Wortes, ist das Ergebnis einer Studie, die im April bei der American Physiological Society vorgestellt wurde: Zehn Hochrisiko-Diabetespatienten mit Hypertonie und Hyperlipidämie wurden neben ihrer Standardmedikation ein Jahr lang mit täglich 30-minütigem Ansehen lustiger Videos »behandelt«. Verglichen mit einer Kontrollgruppe erhöhte sich die HDL-Cholesterol-Konzentration, während Inflammationsmarker wie das hochsensitive CRP verringert wurden, womit möglicherweise das kardiovaskuläre Risiko gesenkt wird.

 

Zur Einstellung von Diabetes-Patienten stellte Schatz zudem die wichtigsten groß angelegten, randomisierten kontrollierten Studien aus 2008 vor, die zu einem Umdenken hinsichtlich der Zielwerte geführt haben. So brachte das stärkere Absenken des HbA1c-Wertes mit einer intensivierten Therapie gegenüber der Standardtherapie keinen Vorteil in der Gesamtmortalität, sondern wie im Fall der ACCORD-Studie sogar einen signifikanten Nachteil. »Intensivtherapierte wiesen viel mehr nächtliche Hypoglykämien auf und in allen Studien kam heraus, dass diese besonders schädlich sind«, berichtete der Mediziner. Die neu überarbeitete Leitlinie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zur antihyperglykämischen Therapie des Typ-2-Diabetes beinhaltet daher jetzt den Kommentar, sich mit einem HbA1c-Wert < 7 Prozent zu begnügen, wenn das Ziel von ≤ 6,5 Prozent nicht ohne häufige Hypoglykämien und/oder starke Gewichtszunahme erreichbar ist. Neu ist zudem der Hinweis darauf, keine wenig geprüften Kombinationen von oralen Antidiabetika insbesondere in Kombination mit Insulin einzusetzen.

 

Ein Fazit für die Praxis sei überdies, sofort mit einer möglichst guten Blutzuckereinstellung zu beginnen, da Studien gezeigt haben, dass eine frühe gute Glukosekontrolle unabhängig von der späteren Einstellung auch nach mehr als acht Jahren Follow-up noch einen positiven Effekt auf die Mortalitätsrate hat. Dieser sogenannte »Legacy« (Vermächtnis)-Effekt hat dafür gesorgt, dass mit Metformin jetzt schon ab der Diagnose eines Typ-2-Diabetes begonnen werden soll, zusammen mit den üblichen Lebensstiländerungen.

 

Abschließend gab Schatz einen Ausblick auf neue Arzneistoffe und Therapieoptionen. Bei den Inkretin-basierten Therapien soll es 2010 ein einmal wöchentlich zu verabreichendes Exenatide geben, eine transdermale Applikation sei in der Entwicklung. Ein weiteres Inkretin-Mimetikum, Liraglutide (Victoza®), hat von der EMEA bereits ein positives Votum erhalten. Eine Zulassung bei der amerikanischen FDA wurde für das ebenfalls über eine gesteigerte Inkretin-Wirkung die Insulinsekretion triggernde Saxagliptin, ein DPP-4-Inhibitor, eingereicht. »Auf den Inkretin-besierten Therapien ruhen alle Hoffnungen«, so der Referent.

 

Noch in der Phase III befindet sich Dapagliflozin, der erste Inhibitor des Natrium-Glucose-Cotransporter-2 (SGLT2), der die Rückresorption von Glucose aus dem Urin hemmt. »Das heißt, die Patienten verlieren den Zucker über den Urin.« Lange in der Diskussion und im März bei der FDA eingereicht, könnte das inhalative Insulin (Afresa®) bald eine Alternative zur subkutanen Applikation darstellen - im Gegensatz zu den bukkalen Formen, die laut Schatz in Indien, Ecuador und im Libanon zugelassen sind.

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