Wie der Tropfen gut ins Auge geht |
27.05.2008 16:42 Uhr |
<typohead type="3">Wie der Tropfen gut ins Auge geht
Patienten sind erfinderisch, wenn es um die Applikation von Augentropfen geht. Selbst wenn der Patient am HV-Tisch korrekt tropfen kann, ist nicht sicher, dass dies auch in Anwendungsposition am Auge klappt.
Zur richtigen Anwendung von Augentropfen können Apotheker wichtige Hinweise geben, sagte Seminarleiter Dr. Wolfgang Kircher, Apotheker aus Peißenberg. Denn beispielsweise bringt mehr als die Hälfte der Patienten mehr als einen Tropfen ins Auge ein, ergab eine Untersuchung mit 100 Glaukompatienten. Doch das größere Volumen verschlechtert den therapeutischen Effekt, warnte Kircher. Jeder Fünfte zog das Augenlid nicht weg, tropfte also nicht in den Konjunktivalsack. Kaum ein Patient unterdrückte anschließend den Lidschlag oder schloss das Auge. Schlecht für das Arzneimittel, denn jeder Lidschlag wischt Flüssigkeit weg. Nach einer strukturierten Unterweisung sinkt die Fehlerrate deutlich, ermunterte der Apotheker seine Kollegen zur Beratung.
Das Tropfenvolumen sollte möglichst klein sein. Optimal sind Volumina unter 25 ml. Zum Vergleich: Das physiologische Tränenvolumen liegt bei 7 ml. Hält der Patient das Fläschchen schräg, entleert sich ein kleinerer Tropfen im Vergleich zur 90-Grad-Haltung. Tipp: Fläschchen immer in gleicher Position halten, damit stets die gleiche Arzneistoffdosis appliziert wird. Das Unterdrücken des Lidschlags verlängert die Verweildauer am Auge; man sollte die Augen für mindestens eine Minute, optimal für fünf Minuten schließen, riet Kircher.
Oft wird empfohlen, bei geringer Augentrockenheit niedrig viskose künstliche Tränen zu verwenden und bei starken Sicca-Beschwerden auf hoch viskose Präparate umzusteigen. Jedoch können Scherkräfte, Ionen und die Temperatur am Auge die in vitro ermittelte Viskosität erheblich verändern. Günstig bewertete Kircher unter anderem mukoadhäsive Gelbildner wie Carbomere und Hyaluronsäure, die am Auge kein Fremdkörpergefühl auslösen.
Tropfen in Mehrdosenbehältnissen sind in der Regel konserviert und nach Anbruch vier Wochen haltbar. Hat der Patient Probleme, die Erstöffnungssicherung zu entfernen, kann man ihm anbieten, dies in der Apotheke zu tun. Dabei muss man das Fläschchen nicht öffnen. Unkonservierte Tropfen in Systemen ohne Luftzustrom von außen (zum Beispiel: COMOD®) oder mit Sterilfilter für die einströmende Außenluft (zum Beispiel: 3K-MDO®) sind bis zu zwölf Wochen verwendbar. Allerdings muss der Patient viel Kraft aufwenden, um einen Tropfen zu entleeren. Unkonservierte Zubereitungen in Einzeldosisophthiolen (EDO) dürfen laut Packungsbeilage nur einmal oder bis zu zwölf Stunden benutzt werden. Es gibt sogar wiederverschließbare EDO.
Personen mit eingeschränkter Feinmotorik sollten ihr Augentropffläschchen senkrecht halten, da das Tropfen dann leichter fällt. Wer mit Schlüssel- oder Dreifingergriff zupackt, bringt mehr Kraft auf als mit Spitzgriff. Die Handelspräparate unterscheiden sich deutlich in der zum Tropfen notwendigen Kraft. Mitunter lohnt also ein Präparatewechsel.