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Resistenzvermeidung

Antibiotika kurzzeitig hoch dosiert

Datum 27.05.2008  16:42 Uhr

Pharmacon Meran 2008

<typohead type="3">Resistenzvermeidung: Antibiotika kurzzeitig hoch dosiert

»Frapper fort et frapper vite«: Bakterien sollte man mit einer hohen Antibiotika-Dosis über möglichst kurze Zeit attackieren. Diese Maxime, die Paul Ehrlich 1913 aufstellte, gilt heute noch. Sind die Mikroben über längere Zeit einer suboptimalen Antibiotika-Konzentration ausgesetzt, wehren sie sich mit Resistenzbildung.

 

Viele Bakterien haben im Lauf der Evolution Mechanismen entwickelt, um natürlich vorkommende Antibiotika abzuwehren. Werden sie häufiger damit konfrontiert, erhöht sich der Selektionsdruck: Die wehrhaften Bakterien überleben. »Höherer Verbrauch und längere Anwendung von Antibiotika erhöhen das Risiko der Resistenzbildung«, erklärte Professor Dr. Pramod M. Shah von der Abteilung Infektiologie der medizinischen Klinik III der Universität Frankfurt am Main. Mit resistenten Bakterien infizierte Patienten seien fast immer vorbehandelt.

 

»Die Erreger-Empfindlichkeit sinkt, wenn der Antibiotika-Gebrauch steigt.« Diese einfache Regel erläuterte Shah am Beispiel mehrerer Keime. Waren 1948 nur 3 Prozent der Staphylococcus-aureus-Stämme unempfindlich gegen Penicillin, sind es aufgrund der Betalactamase-Bildung heute in einigen Regionen der Welt bis zu 80 Prozent. 1988 sprachen nur 4 Prozent der Gruppe-A-Streptokokken nicht auf Erythromycin an; zwei Jahre später waren es schon 24 Prozent.

 

Manche Antibiotika induzieren Resistenzen besonders schnell. Die Einwirkung niedriger Wirkstoffspiegel über einen längeren Zeitraum könnte dabei eine wichtige Rolle spielen. So ist Azithromycin nach Therapieende noch lange im Plasma messbar. Im Vergleich dazu fallen die Clarithromycin-Plasmaspiegel rasch ab. Bei der Hälfte der Patienten, die einmal Azithromycin bekommen hatten, fanden Wissenschaftler Erythromycin-resistente Streptococci pneumoniae, zitierte Shah aus einer Untersuchung von 2007. Ohne Makrolid-Vorbehandlung lag die Rate bei 10 Prozent.

 

Ein großes Problem sind Bakterien, die »extended-spectrum beta-lactamases« (ESBL) exprimieren. Diese inaktivieren nahezu alle Betalactame und sind nicht durch Tazobactam oder Clavulansäure hemmbar. Alter über 60, chronische Infektionen sowie Vorbehandlung mit Vancomycin oder Piperacillin-Tazobactam sind Risikofaktoren für die ESBL-Bildung.

 

Auch die Dosierung spielt eine wichtige Rolle. Antibiotika, in niedriger Dosis und über längere Zeit gegeben, führten signifikant häufiger zur Selektion von Penicillin-resistenten Pneumokokken als eine kurzfristige, hoch dosierte Gabe. Am häufigsten wurde eine Resistenzbildung unter Aminopenicillinen, Cephalosporinen und Makroliden beobachtet, berichtete Shah. Man konnte nachweisen, dass Makrolid-resistente Streptokokken über Wochen bis Monate im Körper des Patienten persistieren.

 

Resistenzen können massive klinische Folgen haben. Die Heilung wird verzögert, weitere Diagnostik und Therapie werden nötig und der Patient bleibt infektiös. Manche Infektionen heilen aber trotzdem. So neigen Infekte der oberen Atemwege, akute Bronchitiden und Enteritiden zur Spontanheilung. Auch eine Otitis media verschwindet bei mehr als der Hälfte der Patienten von selbst. Hautinfektionen bessern sich nach einem chirurgischen Eingriff oft stärker als durch Antibiotika. »Mit dem Messer geht es besser«, heiße es dann salopp bei den Chirurgen.

 

Nachdrücklich forderte Shah einen restriktiven Umgang mit Antibiotika und einen rationellen Einsatz. Eine gezielte Therapie sei wünschenswert, aber eher bei chronischen Infektionen möglich, wenn Ärzte auf einen früheren Befund und ein Antibiogramm zurückgreifen können. Bei akuten Infektionen sei fast immer eine kalkulierte Therapie möglich. Hier wählt der Arzt das Antibiotikum nach Lokalisation und Schwere der Erkrankung, den häufigsten Erregern und lokaler Epidemiologie aus.

 

Abschließend ging Shah auf die Gonorrhö ein. Neisseria gonorrhoeae ist ein obligat pathogener Keim, der nur bei Menschen vorkommt. Die Gefahr der Übertragung sei sehr groß, zumal sich viele Patienten unkontrolliert auf eigene Faust behandeln. Etwa ein Drittel trägt Penicillin-resistente Keime.

 

28 Prozent sind gegen Gyrasehemmer, 17 Prozent gegen Doxycyclin unempfindlich. Neisserien sind bislang vollständig empfindlich gegenüber Cephalosporinen der Gruppe 3. Man könne dem Patienten drei Tage lang zweimal täglich 400 mg Cefixim peroral geben oder einmalig 2 g Ceftriaxon intramuskulär spritzen. Letzteres wirke auch gegen eine frische Syphilis. Dagegen ist das Aminoglykosid Spectinomycin nicht mehr im Handel.

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