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Schwindel meist gut behandelbar

30.05.2006  15:03 Uhr

Pharmacon Meran 2006

<typohead type="3">Schwindel meist gut behandelbar

Schwindel ist nach Kopfschmerzen das zweithäufigste Leitsymptom in der Arztpraxis. Meist weist schon die Anamnese auf die richtige Diagnose hin, ohne dass eine aufwendige apparative Diagnostik nötig ist. Die Aussichten sind gut: In den meisten Fällen ist dem Patienten zu helfen, wobei nur wenige Arzneistoffe indiziert sind.

 

Ein Schwindeltagebuch, in dem der Patient vier Wochen lang seine Beschwerden dokumentiert, helfe dem Arzt bei Diagnosestellung und Kontrolle des Therapieerfolgs, erklärte Professor Dr. Michael Strupp von der Neurologischen Klinik am Uniklinikum München-Großhadern.

 

Mit wenigen Fragen könne der Arzt oder Apotheker der Schwindelursache auf die Spur kommen. So gilt es, Dreh- und Schwankschwindel sowie Attacken- und Dauerschwindel zu differenzieren. Manchmal berichten die Patienten über Auslöser, zum Beispiel Lageänderungen. Begleitsymptome wie Schwerhörigkeit, Tinnitus und Druckgefühl im Ohr können auf eine Erkrankung des Innenohrs (Morbus Menière) hinweisen. Dagegen ist bei Doppelbildern, Lähmungen oder einem pelzigen Gefühl am Mund Eile geboten, denn hier könnte eine zentrale Ursache wie eine Basilaristhrombose vorliegen.

 

Anhand von Fallbeispielen erklärte der Experte typische Merkmale verschiedener Schwindelformen und deren Therapie. Geht der Schwindel vom Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat) aus, sprechen die Mediziner von peripheren oder zentralen vestibulären Störungen. Periphere Ursachen liegen zum Beispiel bei Entzündungen des Gleichgewichtsorgans (Neuritis vestibularis), bei benignem paroxysmalen (anfallsartigen) Lagerungsschwindel oder dem Morbus Menière vor. Zu den zentral-vestibulären Formen gehören bestimmte Nystagmus-Formen (gestörte Blickstabilisation) und die episodische Ataxie Typ II. 

 

Berichtet der Patient über einen subakut einsetzenden Dauerdrehschwindel, Scheinbewegungen in Ruhe, Nystagmus, Fallneigung und Übelkeit, kann eine Neuritis vestibularis vorliegen. Antivertiginosa wie Dimenhydrinat dürfen maximal drei Tage gegeben werden, mahnte der Arzt. Einer Studie zufolge ist die Gabe von 100 mg Methylprednisolon am wirksamsten, während Valaciclovir nicht besser als Placebo war. Die Steroidtherapie muss innerhalb von drei Tagen nach Symptombeginn einsetzen; dann wird die Dosis jeden dritten Tag um 20 mg reduziert. Ebenfalls erfolgreich war ein Gleichgewichtstraining.

 

Die häufigste Form ist der gutartige Lagerungsschwindel. Die kurzzeitigen Drehschwindelattacken mit Übelkeit werden durch bestimmte Bewegungen ausgelöst, bei denen sich abgesprengte Otolithen (Calcitkristalle) in den Bogengängen bewegen. Durch einfache Lagerungsübungen (»Befreiungsmanöver«) werden die Kristalle aus dem betroffenen Bogengang ausgeschwemmt. Die Übungen könne der Patient erlernen, die Heilungsrate liege bei 100 Prozent.

 

Therapieziel bei Morbus Menière ist die Vermeidung der starken, mehrere Stunden anhaltenden Drehschwindelattacken. Dies gelinge gut mit hoch dosiertem Betahistin, eventuell kombiniert mit einem milden Diuretikum, berichtete Strupp. In einer Studie waren dreimal täglich 48 mg Betahistin über sechs bis zwölf Monate erfolgreich. Eine Gentamicin-Instillation durchs Trommelfell hindurch sei nur selten nötig.

 

Zentral-vestibuläre Formen wie ein Downbeat-Nystagmus (Augenschlagen nach unten) sprechen auf 4-Aminopyridin (4-AP) und 3,4-Diaminopyridin an. Mit 4-AP konnte man auch die Attacken bei Patienten mit episodischer Ataxie Typ II, einer autosomal dominant vererbten Erkrankung, unterdrücken.  

 

Die häufigste nicht-vestibuläre Form bei Menschen zwischen 20 und 60 Jahren ist der phobische Schwankschwindel. Typisch für diese psychogene Form ist ein Schwindel mit subjektiver Stand- und Gangunsicherheit, Fallangst und Verschlechterung in bestimmten sozialen Situationen, die die Patienten dann zu vermeiden versuchen, berichtete Strupp. Sie haben meist eine zwanghafte Persönlichkeitsstruktur. Nach der kompletten Diagnostik, um organische Ursachen auszuschließen, hilft vielen Patienten die Psychoedukation, Eigenexposition in die bedrohliche Situation und Sport. Medikamentös werden selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, zum Beispiel Paroxetin, mit Erfolg eingesetzt.

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