Malaria tropica ist heilbar |
30.05.2006 15:09 Uhr |
<typohead type="3">Malaria tropica ist heilbar
Nach Schätzung der WHO erkranken jedes Jahr mehr als 500 Millionen Menschen an Malaria, eine bis drei Millionen von ihnen sterben daran. Die meisten sind Kinder. In Deutschland werden jedes Jahr zwischen 600 und 800 Malariapatienten registriert. Privatdozent Dr. August Stich von der Missionsärztlichen Klinik, Würzburg, referierte zum augenblicklichen Stand der Therapie.
Bei jeder Beratung müssten nach Meinung des Tropenmediziners auf jeden Fall die Epidemiologie und Resistenzen berücksichtigt werden, die aus den entsprechenden Karten entnommen werden können. In den P-Regionen sollte eine Prophylaxe vorgenommen werden. Dabei sei die Expositionsprophylaxe durch lange helle Kleidung, Aufenthalt in mückensicheren Räumen mit Klimaanlage und Insektengittern, Moskitonetze, die mit Insektiziden imprägniert sein sollten, und die Anwendung von Repellentien äußerst wichtig. Eine Chemoprophylaxe kann mit Chloroquin (Resochin®) unter Beachtung der Resistenzgebieten (zum Beispiel Äthiopien) vorgenommen werden, selten in Kombination mit Proguanil. Als Alternativen nannte Stich Mefloquin (Lariam®), wobei ZNS-Nebenwirkungen sehr häufig auftreten können. Ein Resistenzgebiet für diese Substanz ist Thailand. In Afrika ist Mefloquin gut wirksam. Weitere Alternativen sind Atovaquon/Proguanil (Malarone®) und Doxycyclin, das off-label angewandt wird, aber gute Wirkung auf die Plasmodien hat.
In den T-Gebieten wird eine notfallmäßige Selbsttherapie empfohlen, wenn das Fieber über 38 Grad steigt und eine Inkubation von sieben Tagen vorliegt. Stich empfiehlt außerdem, an Ort und Stelle einen erfahrenen Arzt aufzusuchen, der den Parasiten diagnostizieren kann. Als Mittel der Wahl bezeichnet der Tropenmediziner die Kombination von Lumefantrin und Artemether (Riamet®). Von diesem Medikament müssen 24 Tabletten innerhalb von drei Tagen genommen werden. Die Heilungsrate ist überzeugend. Atovaquon/Proguanil wirkt aus seiner Sicht zu langsam. Mefloquin und Chloroquin scheiden für ihn als Stand-by-Medikation aus.
Stich warnt davor, diese Mittel erst in den Ländern (aus Kostengründen) zu besorgen. Die Fälschungsrate sei sehr hoch, so dass die Therapie nicht sicher sei. Er bedauert, dass zurzeit in Deutschland noch nicht parenteral applizierbare Artemisine mit hoher Qualität für die Therapie der schweren Malaria zur Verfügung stehen. Komplizierte Verläufe sollten ohnehin immer in Absprache mit erfahrenen Tropenmedizinern therapiert werden, so seine Empfehlung.
Es sei eine Irrmeinung: Einmal Malaria, immer Malaria. Malaria tropica ist heilbar, so die klare Aussage des Tropenmediziners. Abschließend gab er den Zuhörern noch die Empfehlung mit:
bei Fieber nach Tropenaufenthalt immer an Malaria denken
eine schnelle Diagnose anstreben
sachgerechte Therapie einleiten
dann ist die Malaria ohne Folgeschäden heilbar.
Entsprechende Informationen können aus den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin entnommen werden.