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Depressive Patienten richtig betreuen

30.05.2006  15:08 Uhr

Pharmacon Meran 2006

<typohead type="3">Depressive Patienten richtig betreuen

Die Mehrheit depressiver Patienten ist in der Selbstmedikation. Sie kommen in die Apotheke wegen diffuser Beschwerden wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit oder Konzentrationsschwäche. Hier muss der Apotheker aufmerksam werden, nachhaken und eine Art Lotsenfunktion einnehmen.

 

»Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an depressiven Störungen«, sagte Dipolm-Psychologin Anne Lange-Stricker aus Telgte im Seminar »Psychologische Begleitung depressiver Patienten«. Als neurobiologische Ursache der Erkrankung galt früher ein Transmittermangel, heute wird eher eine Transmitterdysbalance angenommen, sagte die Referentin. Auch der Cortisolspiegel ist chronisch erhöht, was die Neubildung von Nervenzellen im Gehirn, die so genannte Neurogenese, hemmt. Eine Depression muss nicht immer durch ein konkretes Problem oder belastendes Ereignis entstehen. »Jeder kann depressiv werden«, erklärte Lange-Stricker.

 

Depressive Patienten fallen durch eine freudlose, leere oder ängstliche Grundhaltung auf. Hauptsymptome der Erkrankung sind eine depressive Stimmung, Verlust von Interesse und Antriebsschwäche. Zusätzliche Anzeichen sind neben Unkonzentriertheit und Vergesslichkeit auch Selbstzweifel, Schuldgefühle sowie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Hat der Apotheker bei einem Patienten den Verdacht auf Depression, kann er im Gespräch diese Symptome abfragen. »Schlafen Sie gut? Bewältigen Sie Ihren Haushalt? Haben Sie in letzter Zeit abgenommen?«, sind hilfreiche Fragen, erklärte die Psychologin. Klingen die Beschwerden ernst, sollte der Apotheker dem Patienten, am besten als »Ich-Botschaft« verpackt, einen Arztbesuch empfehlen: »Ich an Ihrer Stelle würde das untersuchen lassen.«

 

Steht die Diagnose Depression fest, sollte der Apotheker im Gespräch mit dem Patienten die Krankheit vorsichtig erklären und die verschriebenen Medikamente besprechen. Da Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Übelkeit zu erwarten sind, ist es besser, diese vorher anzusprechen, riet die Referentin. »Das macht glaubwürdig.« Wenn ein Antidepressivum nach zwei bis vier Wochen keine Wirkung zeigt, sollte das Präparat gewechselt werden. Auch diese Möglichkeit sollte zu Beginn der Therapie angekündigt werden, erklärte Lange-Stricker. Das beugt negativen Gedanken wie »Bei mir hilft sowieso nichts« vor.

 

Ängste der Patienten vor einer abhängig machenden Wirkung sollte der Apotheker mit so genanntem »Power-Talk« ausräumen. Klare Aussagen wie »Dieses Präparat macht nicht abhängig« lassen keine Zweifel aufkommen.

 

Ein großes Problem in der Betreuung von depressiven Patienten ist die Suizidalität. Die Selbstmordrate liegt bei 10 bis 15 Prozent und somit höher als in der Allgemeinbevölkerung. Die Suizidalität kann durch die Medikation angestoßen werden. »Die Arzneimittel verbessern den Antrieb, während die negative Grundhaltung nicht verändert ist«, erklärte Lange-Stricker. Die Patienten gewinnen den Schwung, sich umzubringen. Daher werden SSRI zu Therapiebeginn häufig mit sedierenden Präparaten kombiniert. Da etwa 40 Prozent der depressiven Patienten in der Woche vor einem vollzogenem Suizid einen Arzt besucht haben, ist auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie mit einem Apotheker in Kontakt kamen. »Viele Patienten äußern Selbstmordgedanken«, sagte die Referentin. Aufgabe des Apothekers sei es, Mut zu zeigen und den Patienten direkt anzusprechen, ob er einen Suizid plane. Wenn der Verdacht besteht, dass dies der Fall ist, sollte der Apotheker Angehörige und den behandelnden Arzt verständigen.

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