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Demenztherapie lohnt sich

30.05.2006  15:08 Uhr

Pharmacon Meran 2006

<typohead type="3">Demenztherapie lohnt sich

Etwa eine Million Demenzkranke lebt in Deutschland. Auch wenn man eine Demenz nicht heilen, sondern allenfalls die Progression aufhalten kann, lohnt sich die Therapie. Diese umfasst nicht nur Antidementiva, sondern auch eine gute Behandlung anderer Grunderkrankungen, Training und soziale Hilfen.

 

Eine beginnende Demenz äußert sich meist nicht durch Gedächtnisprobleme, sondern durch Probleme am Arbeitsplatz, Kommunikationsstörungen und Veränderungen in der Persönlichkeit, die der Patient und seine Umgebung bemerken. Kommen Störungen von Gedächtnis, Denkvermögen und emotionaler Kontrolle hinzu, die den Menschen in seinen persönlichen Alltagsaktivitäten wesentlich einschränken und länger als sechs Monate anhalten, spricht man definitionsgemäß von einer Demenz.

 

Die weitaus häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz, gefolgt von vaskulärer Demenz und Mischformen. Doch es gibt viele andere Ursachen, informierte der Allgemeinarzt Bernd Zimmer aus Wuppertal. So können Reizüberflutung, Flüssigkeitsmangel, ein Apnoe-Syndrom, schwere Herzrhythmusstörungen, Schädel-Hirn-Traumen, Schilddrüsenunterfunktion und Diabetes Hirnleistungsstörungen begünstigen. Werden diese Faktoren behandelt, verschwindet die vermeintliche Demenz. Abzugrenzen ist auch eine Depression. »Ein Demenzpatient versucht eher, seine Störungen zu bagatellisieren. Wenn jemand immer beklagt, was er nicht mehr kann, spielt dagegen eine Depression mit.« 

 

Der Geriater plädierte ausdrücklich dafür, eine »Demenz früh zu erkennen und klar zu benennen«, und betonte dabei die Rolle der Apotheker. Sie sollten hellhörig werden, wenn jemand nach einem Mittel gegen Gedächtnisstörungen fragt. Nur wenn der Patient und seine Angehörigen die Diagnose und die Therapieaussichten kennen, könnten sie ihren Lebensplan danach ausrichten, betonte der Arzt. Da die Patienten ihre Defizite in der Regel frühzeitig bemerken und zu kompensieren versuchen, reagieren viele aggressiv, depressiv oder mit Rückzug auf Überforderungen. Dann wirke die Diagnose oft entlastend, da die Krankheit den Patienten entschuldet.

 

Das Credo des Arztes: »Die Demenztherapie lohnt sich.« Für den Patient sei es ein großer Gewinn, unabhängig, selbstständig und selbstbestimmt leben zu können. Die Angehörigen werden durch eine erfolgreiche Therapie entlastet, weil der Kranke weniger Hilfe braucht, und dies dient direkt ihrer Gesundheit. »30 bis 50 Prozent der pflegenden Angehörigen erkranken selbst körperlich oder seelisch.« 

 

Zur umfassenden Therapie gehört mehr als Antidementiva. Zunächst müssen Grundkrankheiten, zum Beispiel Diabetes mellitus (»das Gehirn arbeitet nur mit Glucose«), Hypertonie, Herzinsuffizienz, Apnoe-Syndrom oder Schilddrüsenunterfunktion, behandelt und korrigiert werden. Soziale Unterstützung, zerebrales Training, Bewegungstraining, Musik und psychosoziale Hilfen erleichtern dem Patienten und seinen Angehörigen das Leben.

 

Zur antidementiellen Arzneitherapie stehen die Acetylcholinesterase-Hemmer Donepezil, Rivastigmin und Galantamin bei leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenzen sowie der NMDA-Antagonist Memantin bei schweren Erkrankungen zur Verfügung. Wichtig ist es, klare realistische Therapieziele zu formulieren. Verbessertes Befinden ist selten, »ein Stillstand ist bereits ein Erfolg«. Man müsse auch kleine Veränderungen würdigen, denn diese sind für den Patienten oft lebensentscheidend: außer Haus gehen und sich orientieren können, telefonieren und fernsehen, Gespräche führen, selbst trinken und essen, sich waschen, aufstehen und ankleiden, ins Bett legen und sich dort selbst umdrehen. Auch wenn dies wenig erscheint: »Wir behandeln Einzelschicksale, keine Punkte-Scores und Statistiken«, hob der Arzt hervor.

 

Geduld ist gefordert, denn oft wird ein Ansprechen auf die Therapie erst nach zwölf Wochen sichtbar. Bei Non-Respondern könne man ein anderes Antidementivum versuchen. Wenn der Patient diese Arzneimittel ablehnt oder nicht verträgt, könne man auch Ginkgo-Präparate verordnen.

 

Sehr kritisch äußerte sich Zimmer zur häufigen Verordnung von Neuroleptika bei alten Menschen, denn Haloperidol beschleunige die Demenz-Entwicklung. Bei psychotischen Erkrankungen könne man es kurzzeitig geben, sollte es dann aber reduzieren und absetzen. Der Referent schloss seinen sehr anschaulichen, lebensnahen Vortrag mit einer guten Nachricht für Ärzte und Apotheker. »Der stete Umgang mit Menschen schützt am besten vor symptomatisch werdender Demenz.« Dies sei in Zwillingsstudien gut belegt.

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