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Änderungen der Impfempfehlungen

30.05.2006  15:09 Uhr

Pharmacon Meran 2006

<typohead type="3">Änderungen der Impfempfehlungen

In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut deutlich verändert. Neben einer generellen Impfung gegen Varizellen ist eine Auffrischimpfung gegen Pertussis zum Impfplan hinzugekommen. Ebenfalls wird neuerdings eine generelle Impfung im Säuglingsalter gegen Pneumo- und Meningokokken erwogen.

 

Die generelle Impfung gegen Varizellen wird für alle Kinder im Alter von 11 bis 14 Monaten empfohlen. Obwohl Windpocken häufig als »harmlose« Erkrankung abgetan werden, gibt es für diese Entscheidung wichtige Gründe, erklärte Professor Dr. Wolfgang Jilg von der Universität Regensburg, selbst Mitglied der STIKO. Die Erkrankung sei ausgesprochen häufig und führe, wenn auch selten, zu schweren Komplikationen wie bakteriellen Suprainfektionen, neurologischen Komplikationen oder Varizellenpneumonien, die auch tödlich enden können.

 

Besonders gefährdet sind Immunsupprimierte und Neugeborene, unter denen es jährlich etwa 20 Todesfälle in Deutschland gibt. »Diese gilt es zu verhindern«, sagte Jilg. Außerdem soll die generelle Varizellen-Impfung auch die Zahl der Herpes-zoster-Erkrankungen senken. Die Impfung sei zudem kosteneffektiv, sagte Jilg. Während bei der bisherigen Risikostrategie, bei der nur Risikopersonen geimpft würden, etwa 73 Millionen Euro jährlich für Impfungen, Therapie und Arbeitsausfall des pflegenden Elternteils anfallen, entstehen bei einer generellen Impfung Kosten von knapp 50 Millionen Euro. Kinderärzte nehmen die Varizellen-Impfung bisher nur schleppend an. »Wir brauchen die Hilfe der Apotheker«, sagte Jilg.

 

Das Thema Pertussis habe die STIKO seit langem beschäftigt, weil die Wissenschaft viel Neues entdeckt hat, erklärte der Referent. Bei Erwachsenen tritt die Erkrankung relativ häufig auf und verläuft meist mild bis symptomlos. Infizierte gefährden aber Säuglinge, die keinen Nestschutz gegen Pertussis haben und in den ersten fünf Monaten auch durch Impfungen nicht geschützt werden können. Um Infektionen von Säuglingen, bei denen immer wieder Todesfälle auftreten, zu verhindern, hat die STIKO 2004 eine neue Empfehlung ausgesprochen: Frauen mit Kinderwunsch sollten sich präkonzeptionell impfen lassen. Väter, Geschwister, Großeltern sowie alle in der Betreuung miteingebundenen Personen sollten sich ebenfalls vor der Geburt immunisieren lassen.

 

Die Zahl der Pertussiserkrankungen ist dennoch in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Zwischen 2001 und 2004 hat sie sich fast verdoppelt. Dabei erkrankten viele grundimmunisierte Kinder zwischen neun und zehn Jahren, bei denen der Impfschutz nachgelassen hatte. Daher ersetzte die STIKO die Auffrischimpfung im Alter von fünf bis sechs Jahren gegen Diphtherie und Tetanus durch eine Dreifachimpfung, die Pertussis mit einschließt.

 

Auch bei der Indikationsimpfung gegen Influenza gab es Neuerungen. Neben den bekannten Risikogruppen sollen nun auch Patienten mit Multipler Sklerose gegen Grippe geimpft werden. Lange Zeit war umstritten, ob eine Impfung Krankheitsschübe auslösen kann. Jetzt ist aber bekannt, dass nicht die Impfung, aber eine Grippeerkrankung einen Schub initiieren kann, erklärte Jilg. Die Durchimpfungsraten bei den Risikogruppen, Menschen über 60 Jahren, chronisch Kranke und Personen mit hohem Publikumsverkehr, seien schlecht. Vom medizinischen Personal, zu dem auch die Apotheker zählen, seien nicht einmal 20 Prozent geimpft.

 

Als Änderung für dieses Jahr ist eine generelle Impfung gegen Pneumokokken im Säuglingsalter geplant. Die ubiquitären Erreger verursachen verschiedene, zum Teil ernste Erkrankungen wie Pneumonie, Sepsis und Meningitis. An diesen invasiven Pneumokokkeninfektionen sterben jedes Jahr etwa 20 Kinder, 20 weitere tragen Folgeschäden davon. Der bei Erwachsenen eingesetzte Impfstoff, der gegen die 23 wichtigsten Erregertypen schützt, ist für Kinder unter 18 Monaten nicht geeignet. Für Kinder ab drei Monaten steht ein Konjugatimpfstoff zur Verfügung. Dieser habe allerdings den Nachteil, dass er in den USA entwickelt wurde und nur gegen etwa 70 Prozent der Pneumokokkentypen Europas schützt, sagte Jilg. Eine generelle Impfung aller Säuglinge im zweiten, dritten, vierten und elften Lebensmonat werde die STIKO voraussichtlich in sechs Wochen einführen.

 

Ähnliches ist auch für Meningokokken geplant. Auch gegen diese Bakterien plant die STIKO, eine generelle Impfung einzuführen. Meningokokken führen zu sehr schweren, häufig auch tödlich verlaufenden Erkrankungen, berichtete Jilg. In Europa herrsche Serotyp B vor, für den keine Vakzine existiert. Gegen die anderen Serotypen, C, Y und A, stehe dagegen ein Konjugatimpfstoff zur Verfügung. Serotyp C führe jährlich zu etwa 25 Todesfällen und 25 Fälle von schweren Schädigungen wie Taubheit oder Amputationen. Eine Impfung aller Säuglinge ab dem 11. Lebensmonat mit einer einzelnen Dosis ist jetzt geplant.

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