Pharmazeutische Zeitung online
Arzneimittelproduktion

TV-Dokumentation zu Fälschungen

23.05.2017  09:35 Uhr

Von Anna Pannen / »Sind Sie sicher, dass da wirklich das Richtige drin ist?« Diese Frage könnten Apotheker diese Tage häufiger hören, wenn sie Patienten eine Arzneimittelpackung überreichen. Die ARD veranstaltete vergangene Woche einen Themenabend »Gefährliche Medikamente«. Tenor: Fälschungen gibt es überall, auch in deutschen Offizinen.

Wenn sich Patienten gerade erworbene Arzneimittelpackungen in diesen Tagen ganz genau anschauen, liegt das nicht an einer vergessenen Lesebrille. Wahrscheinlich wollen sie sichergehen, dass es sich nicht um eine Fälschung handelt. Grund ist der Themenabend »Gefährliche Medikamente« der ARD am vergangenen Dienstag, der bei vielen Zweifel an der Standards in der Arzneimittelproduktion geweckt hat.

 

Tenor des Abends: Große Pharmakonzerne produzieren günstig in Niedriglohnländern, kontrollieren die Produktion dort aber viel zu wenig. Aus Angst vor Imageschäden gingen sie Hinweisen auf Fälschungen nicht nach, sodass über verschlungene Lieferwege verunreinigte oder unwirksame Medikamente in die ganze Welt gelangen. Auch Behörden kontrollierten zu lasch. Ein deutscher Apotheker erzählt, dass er in Sachen Bestechlichkeit nicht nur den Großhändlern und Importeuren, sondern auch seinen eigenen Kollegen und den Ärzten misstraut. Auch Professor Martin Schulz von der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker beklagt die intransparenten Vertriebsketten. »Die lückenlose Kontrolle ist nicht so, wie sie sein sollte«, so Schulz.

 

Die Pharmaunternehmen wehrten sich nach der Ausstrahlung gegen ihre Darstellung in der Dokumentation. Wer sein Medikament in einer Offizin oder zertifizierten Versandapotheke kaufe, bekomme ein sicheres Produkt, hieß es in einer Pressemitteilung des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller. Außerdem werde alles bald noch sicherer: Derzeit arbeiten Industrie, Apotheker und Großhändler an neuen Sicherheit­smerkmalen für Arzneimittelpackungen. Sie sollen künftig einen Erstöffnungsschutz und eine individuelle Seriennummer tragen. Bis 2019 soll das System mit den Namen Securpharm funktionieren.

 

Aufklärung in Apotheken

 

Wie Apotheker nun reagieren sollen, wenn Kunden sie auf die verunsichernde Dokumentation ansprechen, erklärte der Berliner Apothekerverein in einem Rundschreiben: »Klären Sie darüber auf, dass in jeder öffentlichen Apotheke in Deutschland täglich stichprobenartig Arzneimittel kontrolliert werden«, heißt es darin. Auch auf den Unterschied zwischen Offizin und nicht zertifizierten Onlinehändlern sollen die Pharmazeuten hinweisen. Der Verein empfiehlt seinen Mitgliedern außerdem das Patienten-Informationsblatt »Wir schauen genau hin«. Es erklärt, wie Apotheken Medikamente auf Qualitätsmängel prüfen und steht auf der Homepage der ABDA zum Download bereit. /

Kommentar

Bärendienst

Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zufolge liegt der Fälschungsanteil der über illegale Internetversender verkauften Arzneimittel bereits bei 50 Prozent. Dafür zu sensibilisieren, ist richtig. Mit ihrer Doku hat die ARD-Redaktion aber eher verunsichert als aufgeklärt. Warum wurde nicht herausgestellt, dass die Arzneimittelversorgung in Deutschland zu den sichersten der Welt zählt? Bislang sind in deutschen Apotheken nur vereinzelte Arzneimittelfälschungen aufgetaucht. Die legale Lieferkette vom Arzneimittelhersteller über den pharmazeutischen Großhandel bis zur Apotheke dürfte schon jetzt sehr sicher sein. Das hat in der Doku aber niemand so klar gesagt und auch das Projekt Securpharm, das die Lieferkette noch sicherer machen wird, fand traurigerweise überhaupt keine Erwähnung. Stattdessen kam ein Apotheker zu Wort, der es verstand, mit seiner Äußerung und der Skepsis gegenüber Importeuren, Großhändlern, Ärzten und Kollegen noch Öl ins Feuer zu gießen. Kein Wunder also, dass viele Patienten verunsichert sind. Gerade bei jenen, die einen Reimport, vielleicht mit überklebtem Etikett oder kyrillischen Schriftzeichen, in der Apotheke erhalten haben, sind Zweifel an der Echtheit ihres Arzneimittels die logische Konsequenz. Wenn Panikmache und Patienten, die möglicherweise ihr Medikament aus Angst vor einer Fälschung nicht mehr einnehmen, das Ziel der ARD-Doku waren, dann ist das erreicht worden. Der sicheren Arzneimittelversorgung hat diese Doku eher einen Bärendienst erwiesen. Die ABDA hat vor einiger Zeit mehr als zehn Millionen Exemplare der Broschüre »Gefälschte Medikamente – echte Nebenwirkungen« über die Apotheken an Verbraucher verteilen lassen. Aus aktuellem Anlass könnte man nun über eine Neuauflage nachdenken. Ein Freiexemplar sollte man direkt der ARD-Redaktion zukommen lassen. /

 

Sven Siebenand,

stellvertretender Chefredakteur

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa