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Ernährungsbildung

»Was Vernünftiges zu essen«

16.05.2017  15:17 Uhr

Von Ulrike Abel-Wanek / In immer weniger Haushalten wird gekocht. Viele Heranwachsende haben noch nie eine selbst­gekochte Mahlzeit gegessen. Außerdem nehmen ernährungs­bedingte Krankheiten wie Übergewicht und Typ-2-Diabetes im Kindesalter zu. »Für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen« engagiert sich die bundesweite Sarah-Wiener-Stiftung.

»Sehr viele Menschen meiner Generation können nicht mehr kochen. Weil sie so wenig Zeit haben oder ihnen das Wissen fehlt«, sagt die Stiftungsgründerin, Sarah Wiener, im Gespräch mit der PZ. 

Die Beobachtung der Spitzenköchin, dass die Kenntnisse über Zubereitung, Herkunft und Vielfalt von Lebensmitteln in der Bevölkerung zunehmend schwindet, führte 2007 zur Gründung der Sarah-Wiener-Stiftung mit dem Ziel, den drohenden Verlust von Ess- und Kochkultur aufzuhalten. Vor allem Kinder sollten lernen, sich mit Spaß und Genuss selbst Mahlzeiten zuzubereiten. Und außerdem ein Gefühl dafür bekommen, wo die Lebensmittel herkommen, die auf ihren Tellern landen.

 

Wiener ist wohl Deutschlands bekannteste Fernsehköchin. »Doch eigentlich fließt meine Hauptarbeitszeit in andere Dinge als das Fernsehen«, sagt sie. Die Köchin und Buchautorin, die auch ein Restaurant in Berlin und ökologische Landwirtschaft auf einem brandenburgischen Bauernhof betreibt sowie eine Holzofenbäckerei und ein Catering-Unternehmen führt, will das Essen in Deutschland revolutionieren. Weg von Massentierhaltung und stark verarbeiteten, künstlichen Lebensmitteln hin zu artgerechter Tierhaltung und regionalen, gentechnik- und pestizidfreien Produkten von gesunden Böden. So hätten sich die Menschen Jahrtausende lang ernährt. Heute sei das Natürliche das Besondere und Elitäre geworden, weil es auf dem besten Wege ist, auszusterben. »Das ist absurd. Die verarbeiteten, konventionellen Lebensmittel müssten eigentlich zertifiziert werden, nicht die ökologisch angebauten«, meint die prominente Köchin.

 

Tatsächlich kommen die Menschen immer seltener in den Genuss von Mahlzeiten aus frischen, gesunden Zutaten und wissen wenig über die Lebensmittel, die dafür zur Verfügung stehen. Viele Kinder kennen keine Obst- und Gemüsesorten mehr. »Oder zählen Eier zu den Molkereiprodukten, weil sie im Supermarktregal neben der Milch stehen«, so Wiener.

 

Studien des Robert-Koch-Instituts bestätigen, dass Heranwachsende zu wenig Getreide, Gemüse, Obst, Milchprodukte, Fisch oder Kartoffeln essen. Ihr Konsum an Snacks, Süßigkeiten und süßen Getränken hingegen ist zu hoch. Die europäische Langzeitstudie I. Family mit rund 10 000 Kindern aus acht europäischen Ländern belegt, dass hierzulande 16,5 Prozent der Untersuchten im Alter von zwei bis zehn Jahren übergewichtig sind. Die Adipositas ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter geworden. Die Zahl der Typ-2-Diabetes-Neuerkrankungen hat sich bei Kindern und Jugendlichen in den letzten zehn Jahren verfünffacht. Dabei ist das Übergewicht nicht einfach nur Folge von Fehlernährung oder Fehlverhalten, sondern auch das Resultat von Werbekampagnen einer Industrie, »die uns weismachen möchte, dass billige, mit Mikronährstoffen angereicherte Surrogate das Glück der Zukunft sein werden«, kritisiert Wiener.

 

Prägung im Kindesalter

 

Als »Tropfen auf den heißen Stein« bezeichnet der Deutsche Gesundheitsbericht »Diabetes 2016« das neue Präventionsgesetz, das im vergangenen Jahr in Kraft trat. Die hier geforderten Schwerpunkte von Eigenverantwortung und Verhaltensprävention erreichten nur die Personen, die ohnehin schon Gesundheitsbewusstsein hätten, so die Herausgeber Deutsche Diabetes-Hilfe und Deutsche Diabetes-Gesellschaft. Um alle Menschen zu erreichen, brauche man grundlegende gesundheitsfördernde Maßnahmen nicht nur durch alle Bevölkerungsschichten hindurch, sondern vor allem da, wo alles beginnt: im Kindesalter. Geschmack, Vorlieben und Essgewohnheiten werden in der Kindheit geprägt und – mit wenigen Variationen – meistens ein Leben lang beibehalten. Erwachsenen gelingt es nur selten, ihre Ernährung wieder umzustellen. Wer also früh lernt, sich vernünftig zu ernähren, profitiert ein Leben lang davon.

 

»Ich kann kochen«

 

In der Gemüsekiste sind ein Kürbis, Zwiebeln und Petersilie. Frisch gewaschen und geschnitten, wandert das Gemüse zusammen mit etwas Öl, Gemüsebrühe, Salz, Pfeffer und Curry in einen Topf. Zum Schluss noch einen Schuss Sahne dazu – und fertig ist die Kürbissuppe. Einfache und schmackhafte Rezepte wie diese sollen Kindern Lust machen, selber zu schnippeln, auszuprobieren und zuzubereiten – im Rahmen der größten Ernährungsinitiative Deutschlands »Ich kann kochen!« – einer Initiative der Sarah-Wiener-Stiftung und der Barmer. Um möglichst viele Kinder zu erreichen, bildet die Initiative Lehrer und Erzieher kostenlos fort. Sie sollen »Genussbotschafter« werden und in ihren Kindergärten und Schulen Koch- und Ernährungskurse anbieten. 50 Fortbildungen werden bundesweit pro Monat angeboten, 56 000 Genussbotschafter will die Initiative in den nächsten fünf Jahren ausbilden, und mehr als 1 Million Mädchen und Jungen sollen in diesem Zeitraum davon profitieren. Die Krankenkasse ist seit 2016 mit im Boot der Sarah-Wiener-Stiftung und stellt als Anschubfinanzierung für interessierte Einrichtungen und Pädagogen in diesem Jahr bis zu 1 Million Euro zur Verfügung. Das Geld soll dem Kauf von Lebensmitteln dienen. »Ich kann kochen« kooperiert auch mit den Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft sowie Gesundheit und gehört seit Kurzem zum Netzwerk des Bundesprojekts »In Form«, das vor allem nachhaltig gesundheitsfördernde Initiativen in Kitas und Schulen fördert. /

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