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Antibiotika

Neue Strategie gegen Resistenzen

13.05.2015  10:12 Uhr

Von Anna Hohle / Damit sich multiresistente Keime in Human- und Tiermedizin nicht weiter ausbreiten, hat die Bundesregierung die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) ergänzt. Nutztierhalter, Ärzte, Patienten und auch Pharmazeuten sollen noch mehr für das Thema sensibilisiert werden.

Die Bundesregierung will schärfer gegen Antibiotika-resistente Erreger vorgehen und dazu in der kommenden Woche im Bundeskabinett die neue, überarbeitete DART beschließen. Das teilte das Bundesgesundheitsministerium vergangene Woche mit und legte auch bereits das entsprechende Papier mit dem Titel »DART 2020« vor.

 

Höchste Priorität

 

Jedes Jahr infizierten sich bis zu 600 000 Menschen in deutschen Kliniken mit Krankheitserregern, heißt es darin. Bei bis zu 15 000 Patienten führe dies zum Tod. Gut ein Drittel dieser Infektionen sei jedoch vermeidbar, heißt es weiter. »Die aktuelle Situation zeigt, dass die Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen noch nicht mit der nötigen Priorität angegangen wird und das Problembewusstsein in den unterschiedlichen Bereichen noch verbessert werden muss.«

In Deutschland würden im Vergleich zu anderen europäischen Ländern etwa zu häufig Reserve- und Breitspektrum-Antibiotika verordnet, bemängeln die Experten. Zwar gehe die Häufigkeit von Infektionen mit Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) hierzulande langsam zurück. Dafür kämen Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) sowie gegen β-Lactam-Antibiotika resistente Entero­bakterien häufiger vor. Auch gebe es immer mehr Resis­tenzen gegen Carbapeneme.

 

Ähnlich sieht es in der Tiermedizin aus: 2013 wurden in Deutschland zwar insgesamt nur noch 1452 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben – 250 Tonnen weniger als noch 2011. Fluorchinolone würden in der Veterinärmedizin jedoch nicht seltener, sondern häufiger verwendet. Bei vielen Nutz- und Heimtieren seien in den vergangenen Jahren multiresistente Erreger nachgewiesen worden. Zoonosen, also vom Tier auf den Menschen übertragbare Krankheiten, ließen sich in diesen Fällen nicht mehr mit entsprechenden Antibiotika bekämpfen. Außerdem seien auch bei Nutztieren in Deutschland bereits Enterobakterien nachgewiesen worden, die gegen Carbapenem-Antibiotika resistent sind.

 

Zu viele Verordnungen

 

Zudem bemängeln die Experten, dass deutsche Ärzte nach wie vor bei 80 Prozent der Atemwegsinfektionen Antibiotika verordnen, obwohl diese Krankheiten in der Regel durch Viren verursacht werden, Antibiotika also nichts bewirken. Zum Teil geschehe die Verordnung lediglich als Reaktion auf die Erwartung des Patienten oder, in der Veterinärmedizin, des Tierhalters, heißt es in dem Papier. Das habe eine Befragung unter Ärzten ergeben. Nicht zuletzt sei auch die Hygiene in Praxen und Kliniken noch immer verbesserungswürdig. Schnelltests zum Erkennen von Resistenzen gebe es dort ebenfalls noch zu selten. Und selbst wenn sie verfügbar sind, würden sie nicht immer angewendet.

 

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will deshalb die Meldepflichten auf weitere multiresistente Erreger ausweiten, mehr infektiologische Leitlinien finanzieren und dafür sorgen, dass besonders wichtige Wirkstoffe nicht mehr so häufig eingesetzt werden. Laut »DART 2020« sollen Überwachungssysteme ausgebaut, die Diagnostik verbessert und Hygienemaßnahmen gefördert werden.

 

Wissenslücken schließen

 

Mit Kampagnen und Weiterbildungen sollen Wissenslücken bei Verbrauchern, Ärzten, Tierärzten und anderen Gesundheitsberufen geschlossen werden. Auch in der Pharmazie soll es dem Papier zufolge mehr Aus- und Weiterbildung zu diesem Thema geben. Zudem will die Bundesregierung Forschungsprojekte anstoßen und fördern.

 

Dass das Problem der Antibiotika-Resistenzen nicht ohne internationale Zusammenarbeit zu lösen ist, ist allen Beteiligten klar. »Kein Staat kann den weltweiten Anstieg von Antibiotika-Resistenzen alleine aufhalten, deshalb müssen wir auch international an einem Strang ziehen«, sagte Gröhe. Im Mai werde die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Globalen Aktionsplan zum Thema verabschieden. Außerdem habe Deutschland das Thema im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft für das Gipfeltreffen im Juni bereits auf die Agenda gesetzt. /

Länder fordern mehr Geld für Screenings

Auch die Bundesländer sind in der vergangenen Woche in Sachen multiresistente Keime aktiv geworden. Schon im März hatten Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz gefordert, Kliniken sollten mikrobiologische Screenings auf bestimmte Erreger mit einem Sonderhonorar bezahlt bekommen. Schließlich sehe die Kommission für Krankenhaus­hygiene und Infektionsprävention solche Screenings schon lange vor. Ohne ausreichende Finanzierung führten viele Krankenhäuser sie jedoch nicht durch, da ihr Budget nicht ausreicht. Das Plenum des Bundesrats forderte die Bundesregierung vergangene Woche nun in einer Entschließung auf, das Krankenhausentgeltgesetz entsprechend zu ändern.

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