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Evidenzbasiertes Wissen

Grundlage guter Beratung

13.05.2015  10:12 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, Amberg / Evidenzbasiertes Wissen ist die Basis für eine verantwortliche Behandlung und Beratung von Patienten. Das gilt nach Ansicht von Professor Dr. Gerd Antes vom Deutschen Cochrane Zentrum für Apotheker ebenso wie für Ärzte.

Als »Steckdose für sauberes Wissen« bezeichnete Antes bei der Lesmüller-Vorlesung im Rahmen des Bayerischen Apothekertags in Amberg die globale Wissensakkumulation. Um diese zu nutzen, sei die Orientierung an englischsprachigen Quellen notwendig. Unerlässlich sei zudem ein heilberufliches Beratungsnetzwerk. Eine weitere Forderung: eine institutionelle Basis für die Entwicklung und Realisierung einer Gesamtstrategie »Wissen in der Medizin«. Diese sei überfällig.

 

Zuviel unsauberes Wissen

 

Die Apotheker bewegten sich in einem »Bermuda-Vieleck des unsauberen Wissens« – umzingelt von Pharma­industrie, selbst ernannten Experten und fehlinformierten Patienten, sagte der renommierte Statistiker. Die Pharmaindustrie versuche, die Heilberufler mit einseitigen oder falschen Studien mit unsauberer Methodik oder gezielt lancierten Publikationen zu beeinflussen. Sogenannte Experten veröffentlichten in Printmedien und Fernsehen dubioses Halbwissen mit gezielten Fehlinformationen. Medizinische Laien wiederum hörten und läsen Berichte mit völlig überzogenen Versprechen, suggestiven Begriffen und oftmals gefährlichen Falschaussagen.

Oft resultiere eine nicht evidenz­basierte Behandlung aus der Erwartung, dass der Arzt handelt. Ganz nach dem Motto: Wer heilt, hat recht. Doch »handeln ist nicht heilen«, betonte Antes. Sein Tipp: »Wenn in Artikeln oder von Patienten auf Studien hingewiesen wird, lassen Sie sich diese zeigen, und zwar mit dem Titel.« Das führe in der Regel zu der Erkenntnis, dass die zitierte Studie nicht valide, total veraltet oder gar nicht existent ist.

 

Antes verurteilte populärwissenschaftlichen Journalismus mit Halbwahrheiten und schwammigen Aussagen. Wer mit Begriffen wie »bewährt« und »langjährig erprobt« argumentiere, mache eine Abkehr von Evidenzbasierung. Nicht nur Therapie-, sondern auch Präventionsmaßnahmen müssten wissenschaftlichen Kriterien genügen. Dies sei derzeit nur eingeschränkt der Fall. Alle diese Faktoren schadeten dem Apotheker, der seriöse Arzneimittel-Information anbieten und verbreiten will.

 

Forschung ohne Praxisbezug

 

Antes plädierte für eine evidenzbasierte Medizin auf der Basis von hochwertigen Studien. Doch damit die Praktiker von der Forschung profitieren können, müssen Studienergebnisse auch bei ihnen ankommen. Der Übergang von gesichertem Wissen in die Praxis dauere aber zehn bis fünfzehn Jahre – bei einer geschätzten Halbwertszeit des Wissens von fünf bis zehn Jahren. Etwa die Hälfte der Forschungsergebnisse, des sogenannten body of evidence, komme nie in der Praxis an.

 

Antes verwies auf ein weiteres Problem. Etwa die Hälfte aller Studien werde nicht publiziert, andere nur auf Papier, aber nicht in Datenbanken. Elektronisch publiziert würden vor allem positiv verlaufene Studien, und diese auch mehrfach. So entstehe eine Überbewertung erwünschter Ergebnisse. Doch auch die Doppel- und Mehrfachbearbeitung von Fragenstellungen in systematischen Reviews bedeute eine enorme Fehlerquelle.

 

Der Referent plädierte für mehr Transparenz in der medizinischen Forschung durch Registrierung klinischer Studien und eine Publikationspflicht mit klarer Methodenbeschreibung. Die Cochrane Collaboration, ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern, erstellt systematische Übersichtsarbeiten und publiziert diese in einer eigenen Datenbank, der Cochrane Library. Bislang wurden laut Antes 6230 Reviews veröffentlicht. Die Ergebnisse sind frei zugänglich, die Volltexte allerdings nur gegen Gebühr. /

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