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Logistik

Großhandel will besser mit Industrie kommunizieren

15.05.2007  18:14 Uhr

Logistik

<typohead type="3">Großhandel will besser mit Industrie kommunizieren

Von Thomas Bellartz und Patrick Hollstein

 

Nicht erst seit der Übernahme von DocMorris durch Celesio ist klar: Die deutschen Pharmagroßhändler wollen bei der Neuausrichtung der Arzneimittelversorgung mehr Mitsprache. Beim 5. Großhandelstag diskutierten in Berlin die 16 im Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) zusammengeschlossenen Logistiker mit Herstellern und Apotheken.

 

Zur Eröffnung fand der Phagro-Vorsitzende Dr. Thomas Trümper klare Worte: »Die Schmerzgrenze ist erreicht«, sagte Trümper mit Blick auch auf die Spargesetze der letzten Jahre, die den Pharmagroßhandel in Deutschland immer wieder belastet hätten. Doch auch das seit Jahren ständig wachsende Direktgeschäft von Herstellern mit Apotheken, der europäische Reimport von Arzneimitteln sowie die jüngsten Vorstöße von Pharmaunternehmen in den Vertrieb ihrer Produkte stoßen den Grossisten sauer auf. Aus diesem Grund werben sie bei der Politik, aber auch bei Marktpartnern für ein klares Bekenntnis zum Geschäftsmodell des vollsortierten, herstellerunabhängigen Pharmagroßhandels.

 

Gute Schulnoten

 

Eine von der Unternehmensberatung Deloitte erstellte Studie über die Situation und die Zukunftsperspektiven des Pharma-Großhandels in Deutschland ergab, dass die 16 Mitgliedsfirmen des Phagro nach die effizienteste, schnellste und qualitativ beste Form des Arzneimittelvertriebes gewährleisten. Die Verfasser der Studie sehen dieses Modell jedoch vor allem durch den zunehmenden Handel auf Sekundärmärkten sowie durch das Aufkommen von Arzneimittelfälschungen gefährdet, weil die bewährte Lieferkette umgangen werde. Weiterhin gerate das Geschäft des Pharma-Großhandels in seiner bisherigen Form durch eine strukturelle Veränderung des Arzneimittelportfolios unter Druck, es komme zu spürbaren Ertragseinbußen. Die Studie zeigt neue Möglichkeiten auf, die eine sichere und effiziente Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Medikamenten auch weiterhin optimal gewährleiste und gleichzeitig den Pharma-Großhandel als idealen Partner für Pharma-Hersteller, Krankenkassen und Apotheken positioniere. Neben einer breiten Öffentlichkeitsarbeito empfehlen die Studienverfasser dem Pharma-Großhandel das Setzen von Industriestandards. Dazu zählen die Zertifizierung der Lieferkette, der Ausbau maschinenlesbarer Packungskennzeichnungen sowie der verbesserte Datenaustausch.

 

Künftige Rolle defieren

 

Diese packten erst einmal ihre jeweiligen Forderungen auf den Tisch. Dr. Ulrich Pitkamin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH, forderte von den Phagro-Mitgliedern eine Erklärung, sich nicht am Reimportgeschäft zu beteiligen. Der jährlich um 30 Prozent wachsende Parallelhandel mit Arzneimitteln werde für die Hersteller zunehmend zum neuralgischen Punkt. Allein im vergangenen Jahr hätten die deutschen Pharmahersteller 1,7 Milliarden Euro verloren, weil sich andere am Kostengefälle innerhalb von Europa die Taschen füllten.

 

Pitkamin forderte die Großhändler außerdem dazu auf, die eigene Rolle in der künftigen Lieferkette zu definieren. Die DocMorris-Übernahme sei »mehr als ein Indiz« dafür, dass die Großhändler die bisherigen Grenzen innerhalb des Marktes verwischen wollten. Die Hersteller würden diese Entwicklung aufmerksam beobachten, um sich gegebenenfalls auf die neuen Warenströme und Distributionsmodelle einstellen zu können.

 

Keine Einmischung

 

Hermann S. Keller, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), forderte die Großhändler dazu auf, sich grundsätzlich aus der Gestaltung des Apothekensystems herauszuhalten. Weder Apothekenpflicht noch Fremdbesitz- und Kettenverbot seien zu irgendeinem Zeitpunkt verhandelbar. Auch die Gestaltung des Arzneimittelpreisverordnung sei Sache des Berufsstandes, die nicht durch andere Partner kommentiert oder angegriffen werden sollte. Ebenfalls nicht zur Diskussion steht laut Keller der derzeitige Umfang der Direktbelieferung von Arzneimitteln durch Hersteller an die Apotheken.

 

Stattdessen sollten Apotheker und Pharmagroßhändler gemeinsam an der Ausgestaltung von Aut-Idem und Zielpreismodellen gegenüber Politik und Pharmaindustrie arbeiten. Auch die seit langem angestrebte Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel müsse in Abstimmung angegangen werden. Keller sprach sich für den Erhalt des wohnortnahen, vollsortierten Großhandels aus, der weiterhin durch eine niedrige Defektquote bestechen müsse. Neue Bedeutung hätte mit den jüngsten Rabattverträgen von Herstellern und Krankenkassen die Dokumentation von Lieferfähigkeiten seitens des Großhandels erlangt.

 

Celesio-Vorstand Wolfgang Mähr, bis zum vergangenen Herbst Deutschland-Chef der Gehe, erläuterte die Perspektiven des deutschen Pharmamarktes vor dem Hintergrund europäischer Entwicklungen. Zum aktuellen DocMorris-Thema, das die Runde über die Maßen und insbesondere in den Pausen beschäftigte, wollte Mähr allerdings nicht Stellung nehmen. Er sei schließlich im Celesio-Vorstand nicht für das Apotheken-, sondern für das Großhandelsgeschäft zuständig.

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