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Campylobacter jejuni

Knoblauch potenter als Antibiotika?

Datum 08.05.2012  14:42 Uhr

Von Ulrike Viegener / Ein Knoblauch-Inhaltsstoff soll das pathogene Bakterium Campylobacter jejuni hundertmal effektiver als Antibiotika bekämpfen können. Das legen neue Studien nahe. C. jejuni ist der zweithäufigste Erreger infektiöser Darmerkrankungen, und auch ein Guillain-Barré-Syndrom, eine schwere neurologische Erkrankung, kann dieses Bakterium auslösen.

Bakterien haben verschiedene Tricks auf Lager, wie sie sich einer Eliminierung durch das Immunsystems oder auch durch Antibiotika entziehen können. Ein solcher Trick ist die Produktion einer schützenden Schleimschicht – eines Biofilms – durch Ausscheidung polymerer Stoffe, die sich mit Wasser zu einem Hydrogel verbinden. Hinter diesem Schutzschild können Bakterienkolonien relativ unbehelligt von widrigen Umwelteinflüssen überleben – ein Mechanismus, der sich über Milliarden von Jahren in der Welt der Mikroben bewährt hat. Eventuell werden Bakterien mithilfe dieses Biofilms sogar resistent gegen Antibiotika.

Auch Campylobacter jejuni kann einen Biofilm bilden. Forscher um Xiaonan Lu von der Washington State University konnten an umhüllten versus unbehüllten Zellkulturen zeigen, dass der Biofilm für Erythromycin und Ciprofloxacin eine relevante Barriere darstellt. Diallylsulfid dagegen, ein Inhaltsstoff der Knoblauchknolle, ist offenbar in der Lage, den Biofilm zu zerstören und so die Bakterienzellen problemlos zu attackieren. Der pflanzliche Wirkstoff erwies sich als hochpotentes »Antibiotikum«, das den Stoffwechsel der Bakterien in vergleichsweise niedriger Konzentration zum Erliegen brachte und zur Zell-Lyse führte. Der Knoblauch-Inhaltsstoff war mindestens 100-mal potenter als die synthetischen Antibiotika (J. Antimicrob. Chemother. 2012, doi: 10.1093/jac/dks138).

 

Diallylsulfid ist eine schwefelhaltige Verbindung, die mitverantwortlich ist für den typischen Knoblauchgeruch. Auch wenn die neu entdeckte Wirkung gegen C. jejuni im Bereich der frühen Grundlagenforschung anzusiedeln ist, soviel kann man jetzt schon sagen: Durch Verzehr von Knoblauch sind die beschriebenen Effekte von Diallylsulfid nicht zu erzielen, dafür sind spezielle Präparate mit diesem Wirkstoff erforderlich.

 

Der Knoblauch-Inhaltsstoff könnte sich nach Einschätzung der Forscher vor allem für die Prophylaxe von Infektionen mit C. jejuni als interessant erweisen, etwa durch Verwendung als Futtermittelzusatz. Das Bakterium wird nämlich in erster Linie durch den Verzehr kontaminierter tierischer Nahrungsmittel auf den Menschen übertragen. Nicht ausreichend gegartes Geflügelfleisch und Rohmilch(-produkte) sind die häufigsten Quellen, wobei die Verbreitung zusätzlich durch Missachtung basaler Hygieneregeln gefördert wird.

 

Nur noch von Salmonellen getoppt, steht C. jejuni als Verursacher infektiöser Darmerkrankungen aktuell auf Rang zwei. Laut den Melderegistern verschiedener Bundesländer ist von Inzidenzraten zwischen 10 und 50 Erkrankungen pro 100 000 Einwohnern auszugehen. Nach Prodromalsymptomen – Fieber bis 40 Grad, Kopfschmerzen, Myalgien, Arthralgien – zeigt eine Infektion mit C. jejuni das Bild einer Enteritis mit Diarrhö, Abdominalschmerzen und heftigen Krämpfen. Meist verläuft die Erkrankung selbstlimitierend. Bei Säuglingen, Kindern sowie bei älteren beziehungsweise abwehrgeschwächten Menschen kommen aber auch schwere Verläufe vor. Hier kommen Antibiotika zum Einsatz, und zwar Makrolide wie Erythromycin als erste Wahl. Gegenüber Gyrasehemmern wie Ciprofloxacin sind bereits relevante Resistenzen zu beobachten.

 

Schwere Komplikation: Guillain-Barré-Syndrom

 

Als schwere Komplikation kann im Gefolge einer Infektion mit C. jejuni ein Guillain-Barré-Syndrom auftreten. Dabei handelt es sich um eine generalisierte entzündliche Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der die Myelinscheiden vom Immunsystem angegriffen werden. Es kommt zu Lähmungserscheinungen, die sich typischerweise von den Beinen aufsteigend entwickeln und auch die Atemmuskulatur erfassen können. Zwei Drittel der Patienten haben wenige Wochen vor der akuten Nervenerkrankung einen Magen-Darm-Infekt oder einen Atemwegsinfekt durchgemacht, wobei eine Infektion mit C. jejuni als prognostisch ungünstig gilt. Man geht davon aus, dass dieser und andere Erreger zu einer Fehlschaltung des Immunsystems führen. / 

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