Natürliche Immunität entschlüsselt |
11.05.2010 15:35 Uhr |
Von Christina Hohmann / Die meisten HIV-Infizierten entwickeln, wenn sie nicht behandelt werden, im Laufe der Zeit das Krankheitsbild Aids. Einige sind aber von Natur aus immun gegen diese Erkrankung. Sie besitzen aufgrund der Genvariante HLA-B57 eine besonders große Zahl kreuzreaktiver T-Killerzellen.
Von 200 Infizierten besitzt einer eine natürliche Immunität gegen das HI-Virus. Wie diese zustande kommt, war bislang weitgehend unklar. Bereits in den 1990er-Jahren war aufgefallen, dass ein großer Teil dieser immunen Personen das Allel HLA-B57 im Genom trägt.
Nun haben Wissenschaftler um Arup Chakraborty vom Massachusetts Institute of Technology und Bruce Walker vom Ragon Institute einen Mechanismus entdeckt, wie diese Genausprägung vor dem Ausbruch der Aidserkrankung schützt. HLA-B57-positive Menschen bilden sehr effiziente T-Killerzellen. Sie produzieren vermehrt kreuzreaktive T-Killerzellen, die auch leicht mutierte Formen des Virus noch erkennen und angreifen können, berichten die Forscher im Fachjournal »Nature« (doi: 10.1038/nature08997). Dadurch können die HLA-B57-Positiven das Virus in Schach halten.
T-Zellen durchlaufen bei ihrer Reifung einen Selektionsprozess im Thymus, bei dem nur T-Zellen gegen körperfremde Antigene in die Blutbahn entlassen werden. Dies wird dadurch erreicht, dass die antigenpräsentierenden HLA-Moleküle, auch körpereigene Antigene anbieten. T-Zellen, die diese erkennen, zerstören sich selbst. Bei HLA-B57-positiven Menschen scheint diese Auswahl weniger effizient zu sein: Eine größere Zahl T-Zellen, die mehr als ein Epitop erkennen und kreuzreaktiv sind, schlüpfen durch diesen Selektionsprozess. Der Nachteil dabei ist, dass HLA-B57-Positive dadurch anfälliger für Autoimmunerkrankungen sind, weil ihre T-Zellen auch körpereigene Peptide angreifen.
Die neue Erkenntnis könnte trotzdem dazu beitragen, einen effizienten Aids-Impfstoff zu entwickeln, hoffen die Forscher. Alle Menschen haben solche potenten T-Killerzellen, sie sind nur sehr selten, schreibt Chakraborty in einer Pressemitteilung seines Instituts. Mit der richtigen Vakzine könnte man sie aber aktivieren. /