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Placebo-Effekt

Reine Kopfsache

03.05.2017  10:09 Uhr

In der deutschen Übersetzung bedeutet Placebo »Ich werde gefallen.« In diesem Satz steckt deutlich mehr Wahrheit als Mediziner in früheren Jahren vermutet hätten.

Vor einigen Jahren war der Begriff Placebo noch ein Synonym für nicht oder wenig wirksame Arzneimittel. Heute wissen Wissenschaftler, dass Placebos bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt werden können. Placebos könnten ganz erhebliche Effekte auslösen, betonte der Essener Psychologe Professor Manfred Schedlowski in seinem Vortrag.

 

Der Placebo-Effekt spielt sich im Kopf ab. Die Gabe eines Placebos stimuliert Hirnregionen, die auch sonst bei einer Schmerzstillung körpereigene Opioide ausschütten. Dazu zählen vor allem das Cingulum, der zum für die Gefühlsverarbeitung zuständigen limbischen System zählt, und ein Bereich der Großhirnrinde hinter der Stirn.

 

Der Wissenschaftler berichtete von einem jungen Mann, der unter Depressionen litt. Dieser habe versucht, sich das Leben zu nehmen. Mit 29 Tabletten seines Psychopharmakons im Magen wurde er gefunden und in die Notaufnahme einer Klinik gebracht. Die Ärzte versorgten ihn, später stellte sich heraus, dass er in eine Medikamenten­studie eingeschlossen war – allerdings im Placebo-Arm. Die Symptome des Arzneimittelmissbrauchs hatte offenbar sein Körper erzeugt.

 

Ersatz für Morphium

 

Bereits im zweiten Weltkrieg habe der US-amerikanische Arzt Henry Knowles Beecher den Placebo-Effekt zur Analgesie eingesetzt, sagte Schedlowski. Nach einem Gefecht mit zahlreichen Verletzen sei dem Arzt das Morphium ausgegangen. Als Ersatz habe er die Verwundeten mit Kochsalzlösung behandelt. Diese habe die Schmerzen der Soldaten zumindest deutlich reduziert.

 

Der Placebo-Effekt lasse sich auch bei Morbus Parkinson einsetzen, sagt Schedlowski. Bildgebende Verfahren wie PET zeigten, dass Placebo ein nur geringfügig schwächeres Aktivitätsmuster im Gehirn erzeugt als das einer L-Dopa-Gabe.

 

Erwartungshaltung nutzen

 

Entscheidend für den Placebo-Effekt ist laut Schedlowski die Erwartung des Patienten. Hat er gute Erfahrungen mit einer bestimmten Therapie, dann reagiert er positiver auf Placebo als nach einer erfolglosen Behandlung. Ähnlich wichtig ist Konditionierung. Hat ein Patient positive Erinnerungen an ein Medikament, dann ist der Effekt größer. Positiv ist auch, wenn der Arzt im Gespräch stärker auf die Chancen der Behandlung eingeht und im Rahmen des Möglichen weniger auf die Risiken. Weitere Unterstützung für den Placebo-Effekt ist die Anwesenheit eines Arztes oder eines anderen Heilberuflers und der Preis eines Medikaments – nennt der Arzt einen hohen Preis, ist der Effekt größer.

 

Kontraproduktiv ist dagegen der Noceboeffekt. Hauptverursacher sei dabei die Patienteninformation. Aussagen wie »kann sexuelle Funktionsstörungen auslösen« förderten nicht den Therapieerfolg.

 

Großes Interesse hatten die Zuhörer an der von Schedlowski erwähnten Anwesenheit eines Heilberuflers. Wirkt ein Medikament aus einer Versandapotheke weniger gut, als eines, das nach persönlicher Beratung in der Apotheke entgegengenommen wurde? Für den konkreten Fall hatte der Mediziner erwartungsgemäß keine Studie zur Hand. Er hielt den vom Auditorium vermuteten Effekt aber für naheliegend. /

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