Was die Zukunft bringt |
04.05.2010 16:26 Uhr |
Der OTC-Markt wächst stetig und gewinnt an Bedeutung. Doch der Versandhandel drängt immer stärker in diesen Bereich. Die Präsenzapotheken müssen sich hier besser positionieren.
»Der OTC-Markt bietet Chancen für denjenigen, der sich Veränderungen anpassen kann«, sagte Dr. Frank Wartenberg von IMS Health. Mit dem demografischen Wandel wachse auch die Bedeutung der Selbstmedikation. »Darin liegt eine Herausforderung für die Apotheke.« In 2050 werden 33 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre als sein. Viele dieser Menschen werden an komplexen Krankheitsbildern leiden. »Diese multimorbide Generation braucht Unterstützung in der Medikation – eine Aufgabe für Ärzte und Apotheker«, so Wartenberg.
Dr. Frank Wartenberg forderte die Teilnehmer auf, für ihre Apotheke ein Profil zu schaffen.
Das Wachstum im OTC-Markt geht derzeit zum größten Teil auf den Versandhandel zurück. »Die Versandhandelsquote liegt bei rund 10 Prozent, Tendenz steigend.« Dabei sind es nicht nur junge Menschen, die Arzneimittel im Internet bestellen. »In den Gebieten Deutschlands, in denen es vergleichsweise wenig Apotheken gibt, leben besonders viele alte Menschen«, erklärte Wartenberg. Viele steigen daher auf den Versandhandel um, weil es für sie keine Alternative gibt. Dennoch müssten sich die Offizin-Apotheken im OTC-Bereich besser positionieren. »Sie sollten auf der Service-Ebene punkten«, sagte Wartenberg.
Auch die Marken werden sich im OTC-Segment weiterentwickeln und an Bedeutung zunehmen. »OTC-Marken werden stärker und internationaler werden.« Circa 50 Prozent der Hersteller beherrschten schon heute 80 Prozent des Marktes. »Die durchschnittliche Apotheke macht rund die Hälfte ihres Umsatzes mit den 10 größten OTC-Herstellern.« Dieser Konzentrationsprozess werde sich weiter fortsetzen, so Wartenberg. Außerdem würden sich die Hersteller bei der Weiterentwicklung ihrer Produkte verstärkt am Massenmarkt orientieren. »Produktlinienerweiterung etwa ist ein erfolgreiches Instrument auf dem Massenmarkt, auf das nun auch die OTC-Hersteller setzen.«
Konzentrationsprozesse gibt es auch bei den Apotheken. Nur 40 Prozent der Apotheken erwirtschaften heute 60 Prozent des OTC-Gesamtumsatzes. Als Folge konzentrierten sich die Hersteller zunehmend auf Betriebe mit hohen OTC-Umsätzen, prognostizierte Wartenberg. »Sie müssen für Ihre Apotheke ein Profil schaffen, damit sie interessant sind sowohl für die Hersteller als auch für die Kunden«, sagte er.
Apothekenkooperationen, in denen bereits heute gut drei Viertel der Apotheken organisiert sind, seien dabei nur bedingt in der Lage, sich den Herstellern gegenüber zu positionieren. »Die Macht der Kooperationen ist beschränkt, weil viele von ihnen zu klein sind, um für die Hersteller wirklich attraktiv zu sein.« Abgesehen von Doc Morris habe die Mitgliedschaft in einer Kooperation kaum Einfluss auf die OTC-Verkaufsquote. Wartenberg hält es für möglich, dass Franchisesysteme in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen werden.
Ein großes Problem im OTC-Markt ist auch weiterhin der Verkauf apothekenexklusiver Produkte im Massenmarkt. »Die Hersteller können sich dagegen im Grunde nur über einen selektiven Vertrieb schützen«, sagte Wartenberg. Dabei würden die Anforderungen der Selektivverträge an Apotheker in Zukunft weiter steigen.