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Kanadische Studie

Apotheker als erfolgreiche Fallmanager

23.04.2014  10:37 Uhr

Von Sandra Westermair / Vitamin B12 braucht der Mensch unter anderem für die Blutbildung und für die Bildung und Funktions­erhaltung der Myelinscheiden im Nervensystem. Eine ausgewogene Ernährung deckt normalerweise den Bedarf. In bestimmten Situationen kann aber eine Supplemetierung notwendig werden.

Von Ulrike Viegener / Apotheker können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Leitlinienempfehlungen auch wirklich umgesetzt werden. Das zeigte sich in einer kanadischen Studie am Beispiel der Sekundärprävention nach Schlaganfall.

 

Es ist unstrittig, dass nach Schlaganfall oder transitorisch ischämischer Attacke (TIA) die konsequente Korrektur von Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen eine entscheidende sekundärpräventive Maßnahme darstellt. In der Praxis jedoch werden die Leitlinien­empfehlungen aus verschiedenen Gründen oft nicht adäquat umgesetzt.So war es auch bei den 279 Patienten nach leichtem Schlaganfall oder TIA, die in die prospektive, randomisierte kanadische Studie eingeschlossen wurden.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen die Aufnahme von 3 µg Vitamin B12 täglich. In anderen Ländern raten Fachgesellschaften zu niedrigeren Mengen. »Das liegt daran, dass beispielsweise in den Vereinigten Staaten Nahrungsmittel oft mit Vit­aminen angereichert werden«, erklärt Antje Gahl, Ökotrophologin und Presse­sprecherin der DGE, im Gespräch mit der PZ. Schwangerschaft und Stillzeit erhöhen den Bedarf kurzzeitig. »Eine Supplementierung ist allerdings nicht zwingend erforderlich und sollte dem individuellen Ernährungsstatus der Frau angepasst werden«, so Gahl.

 

Gebildet wird der Nährstoff ausschließlich von Mikroorganismen, die auch in der menschlichen Darmflora vorkommen. Weil allerdings die Produktion des Vitamins in tieferen Darmabschnitten als die Aufnahme erfolgt, ist der Mensch gezwungen, seinen Bedarf über tierische Lebensmittel zu decken. Besonders hohe Gehalte weisen Leber, Hering und Milchprodukte auf. »Die Speisen müssen nicht roh verzehrt werden«, sagt Gahl. Der mittlere Verlust an Vitamin B12 beim Kochen und Garen betrage nur 10 bis 12 Prozent. Manche pflanzlichen Lebens­mittel wie Sauerkraut oder Nori- und Spirulina-Algen enthalten den Stoff zwar in Spuren, allerdings ist unklar, ob dieser auch physiologisch nutzbar ist.

 

In der Nahrung liegt Vitamin B12 an Proteine gebunden vor, woraus mithilfe von Peptidasen und Säure im Magen die freie Form entsteht. Diese bildet ­anschließend einen Komplex mit dem Intrinsic-Factor (IF), einem in Parietalzellen des Magens synthetisierten Glykoprotein. Im Ileum erfolgt die Endozytose des B12-IF-Komplexes in die Zellen der Darmmukosa. Dort wird B12 aus der Verbindung mit dem IF freigesetzt und an das Transportprotein Transcobalamin II gebunden. Als sogenanntes Holotranscobalamin (Holo-TC) gelangt der Nährstoff nun in verschiedene Körperzellen. Dabei wird der Großteil, nämlich 1 bis 2 mg, in der Leber gespeichert. Gerin­gere Mengen finden sich auch in der Muskulatur, im Gehirn und im Herz.

 

Hepatische Enzyme wandeln die Nahrungscobalamine in die eigentlichen Wirkformen Methyl- und Desoxyadenosylcobalamin um. Methylcobal­amin ist als Coenzym an der Umwandlung von Homocystein zur Aminosäure Methionin beteiligt. Die Methionin-Synthase überträgt in dieser Reaktion eine von Methyltetrahydrofolat stammende Methylgruppe auf Homo­cystein und sorgt so gleichzeitig für die Regeneration von Folsäure. Diese und Vitamin B12 sind entscheidend für die Biosynthese von Purin- und Pyrimidin­basen, die Bestandteile der DNA sind.

Zwar wurden die meisten Patienten bereits vor der Studie mit Antihyperten­siva (78,1 Prozent) und/oder Statinen (84,6 Prozent) behandelt, die erreichten Werte waren aber unbefriedigend. Bei keinem der Studienteilnehmer waren zu Beginn sowohl Blutdruck als auch LDL-Cholesterol gemäß den Leit­linienempfehlungen richtig eingestellt, schreiben die Autoren um Dr. Finlay McAlister von der University of Alberta in Edmonton im »Canadian Medical Association Journal« (doi: 10.1503/cmaj.140053).

 

Um eine bessere Umsetzung der Zielvorgaben zu erreichen, werden in den USA und Kanada zunehmend sogenannte Case Manager eingesetzt, welche die Patienten regelmäßig betreuen. In der kanadischen Studie wurde diese Aufgabe von Apothekern übernommen, die Blutdruck und Blutfette der Patienten einmal im Monat kontrollierten und dem behandelnden Arzt dazu berichteten. Auch waren die Apotheker autorisiert, selbst Medikamente zu verschreiben oder Dosisanpassungen vorzunehmen. Zum Vergleich wurde eine zweite Patientengruppe von Pflegern als Fallmanager betreut, die im Unterschied zu den Apothekern die Medikation nicht eigenmächtig verändern durften.

 

Die Begleitung durch Fallmanager führte in beiden Gruppen zu einer deutlich besseren Umsetzung der sekundärpräventiven Maßnahmen. Am besten waren die Resultate, wenn Apotheker diese Aufgabe übernahmen: Am Ende des sechsmonatigen Studienzeitraums wiesen 43,3 Prozent der von ihnen betreuten Patienten adäquate Werte sowohl des Blutdrucks als auch des LDL-Cholesterols auf. In der durch Pfleger betreuten Vergleichsgruppe war das bei 30,9 Prozent der Patienten der Fall. /

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