Pharmazeutische Zeitung online
Lungenentzündung

Lebensgefahr abwenden

26.04.2011  13:26 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler / Trotz Antibiotika ist eine ambulant erworbene Lungenentzündung nach wie vor eine schwere und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung. Welche Erreger sind häufig, und wie wird therapiert?

Wie häufig die ambulant erworbene Pneumonie (CAP: community acquired pneumonia) in Deutschland ist, ist nicht genau bekannt. Nach Angaben des Kompetenznetzwerks CAPNetz (Kasten) könnten es jährlich bis zu 680 000 Patienten sein; knapp ein Drittel muss im Krankenhaus behandelt werden. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Dann steigt auch die Sterblichkeit: Fast jeder fünfte Patient zwischen 80 und 89 Jahren stirbt an einer Lungenentzündung (1). Bei Patienten mit Diabetes mellitus, chronischen Lungen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verläuft die Infektion häufig schwerer. Die Genesung dauert mehrere Wochen.

Die Symptome sind typisch – jedenfalls meistens. Kinder und jüngere Menschen leiden an hohem Fieber, Schüttelfrost, Rasselatmung, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Husten, eventuell sogar mit Auswurf. Bei alten Menschen kann dies alles fehlen. Mitunter sind Kurzatmigkeit und Herzrasen oder Verwirrtheit die einzigen klinischen Anzeichen einer Pneumonie.

 

Am häufigsten Pneumokokken

 

Häufigste Erreger einer CAP sind Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae). Atypische Erreger wie Mykoplasmen, Legionellen und Chlamydien sind laut CAPNetz deutlich seltener als vermutet (1). Etwa 5 bis 12 Prozent der CAP gehen auf das Konto von Viren, bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen. Typisch sind RS-, Adeno-, Rhino-, Parainfluenza- und Influenzaviren. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kommen auch Herpesvirusinfektionen in Betracht.

 

Nach der aktuellen S3-Leitlinie ist Amoxicillin (Aminopenicillin) das Mittel der ersten Wahl bei Patienten mit CAP, die keine zusätzlichen Risikofaktoren haben (2). Multiresistente Pneumokokken spielen in Deutschland (noch) keine Rolle. Als Alternative nennt die Leitlinie Makrolide wie Azithromycin, Clarithromycin und Roxithromycin oder Tetracycline (Doxycyclin). Allerdings waren in Untersuchungen etwa 20 Prozent der Pneumokokkenisolate resistent gegen Makrolide und knapp 10 Prozent gegen Tetracycline. Daher gelten Makrolide als Mittel der zweiten Wahl.

 

Haben die Patienten zusätzliche Risikofaktoren wie vorherige Antibiotikatherapie, chronische internistische oder neurologische Begleiterkrankungen oder kommen aus einem Pflegeheim, wird die Kombination Amoxicillin/Clavulansäure oder Sultamicillin oder alternativ ein Fluorchinolon wie Levo- oder Moxifloxacin empfohlen. Diese »respiratorischen Fluorchinolone« sind gut wirksam gegen Pneumokokken, während unter Cipro-floxacin Resistenzen beobachtet wurden.

 

Die antibiotische perorale Therapie dauert fünf bis sieben Tage. Wenn sich das Befinden des Patienten mit Makroliden nach zwei bis drei Tagen nicht bessert, sollte der Arzt an Resistenzen denken.

 

Seltene Erreger

 

Fluorchinolone sind Mittel der Wahl bei der Legionellen-Pneumonie (2). Gegen Mykoplasmen und Chlamydien sind Makrolide, Fluorchinolone und Tetracycline wirksam. Ist Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus nachgewiesen, empfiehlt die Leitlinie Vancomycin für Patienten mit intakter Nierenfunktion oder alternativ Linezolid. Bei Methicillin-sensiblen Staphylococcus aureus wird Flucl-oxacillin eingesetzt.

 

Angesichts der Gefahren einer Lungenentzündung ist Vorsorge angesagt. Die jährliche Grippe-Impfung schützt nicht nur vor Influenza, sondern indirekt auch vor einer Pneumonie (lesen Sie dazu ab Seite 14). Die Impfung gegen Pneumokokken wird für Säuglinge ab zwei Monaten und für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Diese Bakterien lösen nicht nur Pneumonien, sondern auch Hirnhaut-, Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen aus. / 

CAP-Netzwerk

Seit 2001 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Kompetenznetzwerk CAPNETZ (www.capnetz.de). Vorrangiges Ziel ist es, die Versorgung von Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie (CAP) zu verbessern. Im CAPNetz arbeiten niedergelassene Ärzte, Ärzte aus großen Kliniken und Grundlagenforscher zusammen.

Literatur

<typolist type="1">

Pletz, M. W., et al., Epidemiologie und Erreger bei ambulant erworbener Pneumonie (CAP). Dtsch. Med. Wschr. 136, Nr. 15 (2011) 775-780.

Höffken, G.,et al., Kurzfassung der S3-Leitlinie zu ambulant erworbenen unteren Atemwegsinfektionen sowie zu ambulant erworbener Pneumonie bei Erwachsenen. Dtsch. Med. Wschr. 135, Nr. 8 (2010) 359-365.

 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa