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Cochrane-Review

Tamiflu und Relenza ohne Nutzen

Datum 16.04.2014  09:30 Uhr

Von Kerstin A. Gräfe / Die Grippemittel Oseltamivir (Tamiflu®) und Zanamivir (Relenza®) reduzieren weder die Zahl an Krankenhaus­einweisungen noch schützen sie vor schweren Komplikationen einer Grippe. Zudem sind sie mit mehr Nebenwirkungen behaftet als bislang angenommen. Zu diesem ernüchternden Fazit kommen Autoren der renommierten Cochrane Collaboration in zwei aktualisierten Reviews zu den Neuraminidase-Hemmern.

Die Diskussion um Wirksamkeit und Sicherheit der beiden Grippemittel schwelt seit Jahren. Bereits 2009 äußerten die Cochrane-Metaanalytiker Zweifel an der Wirksamkeit und beschuldigten die Hersteller Roche und GlaxoSmithKline, interne Studienberichte unter Verschluss zu halten. Beide Hersteller gewährten nun nach langem Hin und Her den Forschern Einblick in die vollständigen internen Daten.

 

Krankheitsdauer um einen halben Tag verkürzt

 

Für ihre aktualisierte Metaanalyse werteten die Cochrane-Autoren um Tom Jefferson und Professor Dr. Carl J. Heneghan Ergebnisse von klinischen Studien mit mehr als 24 000 Grippe- Erkrankten aus. In 20 Studien wurden die Patienten mit Tamiflu, in 26 mit Relenza behandelt. Die Ergebnisse sind enttäuschend: Nach Berechnungen der Wissenschaftler verkürzt Tamiflu verglichen mit Placebo die Symptomdauer bei Erwachsenen lediglich um einen halben Tag (von sieben auf 6,3 Tage). Schwerer wiegt jedoch, dass die Forscher keinen Beleg fanden, dass die Therapie zu weniger Krankenhauseinweisungen führt. Auch schwere Influenza-Komplikationen wie Pneumonie, Bronchitis, Sinusitis oder Mittelohrentzündung traten ähnlich häufig auf wie unter Placebo. Hingegen erhöhte sich unter Tamiflu das Risiko für Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und psychiatrische Komplikationen. Zudem scheint Oseltamivir die ausreichende Bildung körpereigener Antikörper gegen Influenza-Viren zu verhindern. Für Relenza fielen die Ergebnisse ähnlich aus. Lediglich die Nebenwirkungen waren geringer ausgeprägt, was möglicherweise der schlechteren Bioverfügbarkeit geschuldet ist. Beide Studien sind im »British Medical Journal« publiziert (doi: 10.1136/bmj.g2545, Studie zu Oseltamivir; doi: 10.1136/bmj.g2547, Studie zu Zanamivir)

 

Die Cochrane-Autoren sehen sich in ihrem Kampf für die Offenlegung aller Studiendaten bestätigt. »Der aktualisierte Review ist der erste, der ausnahmslos auf allen klinischen Studien und Studienberichten basiert. Entsprechend wertvoll ist das Ergebnis. Es zeigt deutlich auf, dass beide Neuraminidase­hemmer in der Prävention und Therapie von Influenza-Infektionen nur einen geringen Nutzen und zudem ein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko haben. Vor diesem Hintergrund müssen die Empfehlungen zum Einsatz der Substanzen überarbeitet werden«, fordern die Autoren in einer Pressemitteilung.

 

Roche erhebt Einspruch

 

Tamiflu-Hersteller Roche widerspricht diesen Schlussfolgerungen. Die Analyse berücksichtige nicht die Gesamtheit der Daten, da nur 20 von 77 der Cochrane-Gruppe vorliegenden klinischen Studien einbezogen und Daten aus der Anwendungspraxis ausgeschlossen wurden, so das Pharmaunternehmen in einer Pressemitteilung. Dies führe zu einer Fehl­interpretation der Wirksamkeit und Sicherheit eines etablierten Influenza-Arzneimittels und widerspreche dem globalen Konsens im Gesundheitswesen.

 

Zudem habe die Cochrane-Gruppe nicht die zur Verfügung gestellten individuellen Patientendaten einbezogen. Diese ermöglichten eine genauere Be­urteilung der klinischen Ergebnisse und hätten im Vergleich zu den von der Cochrane-Gruppe verwendeten Gesamtstudiendaten viele statistische Vorteile. Roche spricht der Cochrane-Gruppe die Kompetenz ab, mit großen Datenmengen aus klinischen Studienberichten umzugehen, und fordert Gesundheitsbehörden und Influenza-Experten auf, ihre Meinung zu dem Review im Kontext der kompletten Datenlage zu Tamiflu äußern. /

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