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Neben- und Wechselwirkungen

Beratungstipps für HIV-Patienten

08.04.2014  14:20 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Nebenwirkungen sind in der antiretroviralen Therapie (ART) keine Seltenheit. Zudem drohen pharmakologische Wechselwirkungen, gerade wenn HIV-positive Menschen Arzneimittel von mehreren Fachärzten bekommen. Wie Apotheker zur Therapieoptimierung beitragen können, wurde auf einem Workshop der Münchner Aids- und Hepatitis-Tage deutlich.

Über Wechselwirkungen mit antiretro­viralen HIV-Therapeutika sprach Tim Umland, Apotheker in der Alexander-Apotheke St. Georg in Hamburg. Vor allem bei Protease-Inhibitoren (PI) wie Lopinavir, Darunavir und Atazanavir sowie nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) wie Nevirapin, Efavirenz oder Rilpivirin seien häufig klinisch relevante Interaktionen zu beachten. »Oft gehen diese auf Induktion oder Inhibition des Cytochrom-P450-Systems zurück«, so Umland.

 

Dreh- und Angelpunkt CYP3A4

 

Das kann erwünscht sein: Die starken CYP3A4-Inhibitoren Ritonavir und Cobicistat erhöhen die Plasmaspiegel und damit die Wirkung von PI (PI/r) und des Integrasehemmers Elvitegravir (EVG/c). Unerwünscht ist dies bei anderen CYP-Substraten, beispielsweise Simvastatin, Lovastatin und Ticagrelor. Als Statin könne Pravastatin in niedriger Anfangsdosis gegeben werden, sagte Umland. 

 

Zur Information in der Apotheke empfahl Umland, Datenbanken wie die der Universität Liverpool (www.hiv-druginteractions.org), die Interaktions-Hotline des Hamburger Instituts für Interdisziplinäre Medizin und die Fachinformationen zu nutzen.

 

»Nebenwirkungen der ART sind der Hauptgrund für Therapieumstellungen«, berichtete Isolde Meyer, Inhaberin der Wittelsbacher-Apotheke in München. Da der Patient die Wirkung der ART nicht spüre, würden unerwünschte Effekte subjektiv zur Hauptwirkung.

 

Zu den häufigsten Nebenwirkungen der ART gehören Magen-Darm-Störungen. Da Übelkeit und Erbrechen vor allem in den ersten Wochen auftreten und dann nachlassen, solle das Apothekenteam den Patienten ermutigen, die Medikamente einzunehmen und »als Freunde zu akzeptieren«. Auch beruhigende Tees, Ingwer oder Dimen­hydrinat seien empfehlenswert. Stehen Sodbrennen und Magenschmerzen im Vordergrund, solle der Patient nur kleine Mahlzeiten essen und auf Säurelocker wie Kaffee, Alkohol, Süßigkeiten und Pfefferminztee verzichten. Bei Antazida muss ein mindestens zweistündiger Abstand zur ART eingehalten werden. Meyer riet, Protonenpumpenhemmer zu vermeiden.

 

Ein erhebliches Prob­lem sind die starken, oft explosionsartigen Durchfälle, vor allem unter PI. Die Apothekerin empfahl fettarme, stärkereiche Mahlzeiten, schonende Zubereitungsarten, Pektin-haltige Kost, reichliches Trinken und bei Bedarf orale Rehydrata­tionslösungen. »Der Patient muss alles vermeiden, was abführend wirken kann – auch Magnesium in Nahrungsergänzungsmitteln.« Bei Flohsamenschalen sind ebenfalls mindestens zwei Stunden Abstand zur ART einzuhalten. Bei der Abgabe von Loperamid sollte das Apothekenteam auf die Tageshöchstdosis von 12 mg für Erwachsene hinweisen.

 

Trockene Haut und Allergien

 

Viele HIV-positive Menschen leiden unter trockener und juckender Haut. Selten, aber potenziell lebensbedrohlich sind Hypersensitivitätsreaktionen unter dem NRTI Abacavir, die sich zum Beispiel mit Fieber, Exanthem, gastrointestinalen und bronchitischen Beschwerden zeigen können.

 

Allergien und Exantheme unter NNRTI sind häufig, meist leicht ausgeprägt und reversibel. Allerdings gab es unter Etravirin auch tödliche Fälle eines Stevens-Johnson-Syndroms, warnte Meyer. Alarmsignale für schwere Verläufe seien Blasenbildung, Schleimhautbeteiligung und Fieber. »Dann muss der Patient das Arzneimittel sofort absetzen und zum Arzt oder in die Klinik gehen.«

 

Bedrohliche Nebenwirkungen können auch Leber und Niere betreffen. So kann der NRTI Tenofovir Nierenfunk­tionsstörungen auslösen, die nach Absetzen aber rasch reversibel sind. Hepato­toxisch können Nevirapin und PI wirken, vor allem bei vorgeschädigter Leber oder Alkoholabusus. Unter Atazanavir können die Bilirubinspiegel ansteigen. Die Folge ist eine Gelbfärbung der Augen, die den Patienten meist stark belastet. /

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