Pharmazeutische Zeitung online
Evidenz in der Selbstmedikation

»Handfeste Tipps für den Handverkauf«

09.04.2013  16:29 Uhr

Von Iris Hinneburg / Evidenzbasierte Pharmazie – wie viel Wissenschaft braucht die Selbstmedikation? Die PZ im Gespräch mit Dr. Jörg Wittig, Apotheker in Schleiz (Thüringen).

PZ: Wo spielt für Sie in der Offizin die evidenzbasierte Pharmazie eine Rolle?

 

Jörg Wittig: Ich finde das Thema besonders im Bereich der Selbstmedika­tion wichtig, da hier die Datenlage oft unklarer ist als auf dem Gebiet der verschreibungspflichtigen Arzneimittel. Da geht es nicht nur darum, das passende Arzneimittel für den Patienten zu finden, sondern sich auch mit den Studien zum Nutzen zu beschäftigen. Das muss allerdings schon im Vorfeld passieren, denn bei der Abgabe ist dafür keine Zeit mehr.

PZ: Wie organisieren Sie das konkret?

 

Wittig: Einmal im Monat setzen sich unsere Apotheker zu einem Pharmazeutischen Konsil zusammen, bei dem wir Fälle besprechen und Studien bewerten, je nach Fragestellung auch mit einem Arzt. Das Pharmazeutische Konsil bekommt auch konkrete Anfragen von unseren Mitarbeitern, die für den Einkauf zuständig sind, ob bestimmte Produkte ins Sortiment aufgenommen werden sollen. Evidenzbasierte Pharmazie in der Offizin muss über Monate und Jahre wachsen. Es ist ein ganzes Stück Arbeit, man braucht Enthusiasmus und Zeit. Aber gerade das Pharmazeutische Konsil ist für unsere Apotheker motivierend, weil es tatsächlich eine wissenschaftlich-pharmazeutische Tätigkeit neben der ganzen Bürokratie ist. Wichtig ist es, die Bewertungen aus dem Konsil auch in den wöchentlichen Team­besprechungen zu kommunizieren. Im Handverkauf braucht man handfeste Empfehlungen.

 

PZ: Welche Quellen nutzen Sie für die Bewertung?

 

Wittig: Einen guten Ausgangspunkt bildet die Pharmaziebibliothek. Wichtige Informationsquellen sind die Mitteilungen der Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft oder das Arznei-Telegramm. Hinweise auf wichtige Studien finden wir in den Literaturverzeichnissen von Übersichtsarbeiten in den Fachzeitschriften. Daneben suchen wir auch gezielt in Medline über die PubMed-Oberfläche – eine erste Orientierung kann man manchmal schon aus den Abstracts bekommen, gelegentlich sind Artikel als freier Volltext verfügbar. Wir beschaffen aber auch gezielt kostenpflichtige Primär­literatur. Daneben schauen wir auf die offiziellen Seiten, etwa des Robert-Koch- und Paul-Ehrlich-Instituts oder Embryotox. Hilfreich sind gerade bei Nahrungsergänzungsmitteln auch die Seiten des Bundesinstituts für Risikobewertung. Und natürlich die ABDA- und die AMINO-Datenbank. In der Praxis ist aber problematisch, dass es bisher keine einheitliche Oberfläche gibt, mit der man gezielt nach allen diesen Daten suchen könnte.

 

PZ: Welche wirtschaftlichen Konsequenzen hat eine evidenzbasierte Selbstmedikation?

 

Wittig: Wir beschränken unser Sortiment auf eine Auswahl. Manches haben wir nicht vorrätig oder präsentieren es nicht in der Sichtwahl. Von einigen Präparaten, die wir nicht als sinnvoll erachten, haben wir eine Schachtel in der Schublade liegen, aber empfehlen das Mittel nicht aktiv. Das muss ökonomisch nicht von Nachteil sein: Denn wenn man die Produktvielfalt einschränkt, kann durch bessere Einkaufskonditionen auch der Rohgewinn steigen. Dazu haben wir im Rahmen einer Fachapothekerarbeit Daten gesammelt und ausgewertet.

 

PZ: Welche Qualifikationen brauchen Ihre Mitarbeiter für die Bewertung der OTC-Arzneimittel?

 

Wiitig: Viele junge Kollegen, die frisch von der Universität kommen, haben schon gute Kenntnisse in der Studienbewertung. Wir streben es außerdem an, dass sich alle unsere Apotheker zum Fachapotheker für Offizinpharmazie weiterbilden. Einige von uns haben auch Kurse zur Klinischen Pharmazie besucht.

 

PZ: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der evidenzbasierten Pharmazie in der Offizin?

 

Wittig: Ich würde mir wünschen, dass ein Gremium – gerne finanziert durch die Apothekerschaft – Daten für die Bewertung von OTC-Arzneimitteln für die Arbeit in der Apotheke sammelt, aufbereitet und zur Verfügung stellt. Das würde die Arbeit in der Offizin und die Entscheidungsfindung sehr erleichtern. Ich fände es auch interessant, wenn es ein Forum gäbe, in dem man solche Fragen mit Kollegen diskutieren kann. /

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