Patienten wollen mehr Informationen |
12.04.2011 16:31 Uhr |
Von Annette Mende, Dresden / Viele Asthma-Patienten wissen über Sinn und Wirkungsweise ihrer Medikamente nur teilweise Bescheid, wie eine Studie im Auftrag der Deutschen Atemwegsliga ergeben hat. Eine wichtige Aufgabe von Apothekern besteht darin, Informationslücken zu schließen und so zu einer besseren Therapietreue beizutragen.
Asthma bronchiale und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) gehören in Deutschland mittlerweile zu den Volkskrankheiten. Etwa 5 Prozent der Bevölkerung leiden an Asthma, von den über 40-Jährigen sind 10 Prozent oder mehr an COPD erkrankt. »Die Versorgung dieser großen Patientengruppen könnte verbessert werden, wenn die bestehenden Leitlinien besser als bisher implementiert würden«, sagte Professor Dr. Heinrich Worth, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga, bei einer Presseveranstaltung im Rahmen des Pneumologenkongresses vergangene Woche in Dresden. Doch ebenso wie in anderen Indikationsgebieten besteht auch bei chronischen Atemwegserkrankungen das Problem, dass die Leitlinien nicht in ausreichendem Maß in der Praxis ankommen (siehe dazu auch Therapieleitlinien: Erfahrungen aus 15 Jahren). Worth zufolge beginnt das Problem bei Asthma und COPD sogar noch früher, nämlich bei der richtigen Diagnosestellung und korrekten Abgrenzung der beiden Krankheiten. »In der Praxis begegnet uns immer wieder so etwas wie ein asthmoider Emphysembronchitiker«, stellte der Pneumologe fest.
Nicht nur bei Patienten mit Atemwegserkrankungen müssen sich Ärzte darauf verlassen, dass ihre Patienten die verordneten Medikamente auch sachgerecht anwenden. Erste Ergebnisse einer Untersuchung von Allgemeinmedizinern der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zeigen allerdings, dass es um die Therapietreue bei Asthma-Patienten nicht gut bestellt ist. »Die sogenannte Cortison-Angst ist weit verbreitet. Aus Furcht vor Nebenwirkungen oder einer Gewöhnung an die inhalierten Corticosteroide senken viele Patienten eigenmächtig die Dosis ihrer Medikamente oder setzen diese zeitweise völlig ab«, sagte Dr. Heidrun Lingner von der MHH. Lingner und Kollegen haben für die Studie »Asthmabehandlung in der hausärztlichen Praxis« im Auftrag der Atemwegsliga mehrere Gruppengespräche mit Asthma-Patienten oder mit Hausärzten geführt und ausgewertet. Dabei stellte sich heraus, dass besonders junge und männliche Patienten nur sehr wenig über ihre Erkrankung, den Sinn der Pharmakotherapie sowie nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten wussten.
»Alle Patienten, die an unserer Studie teilgenommen haben, wünschen sich eine individuelle Behandlung. Der Arzt soll sich Zeit für sie nehmen und sie beraten, wie sie mit ihrer Erkrankung am besten gut und aktiv leben können«, fasste Lingner zusammen. Bei den befragten Hausärzten hingegen schienen diese Wünsche und Erwartungen der Patienten nicht angekommen zu sein. Mehrheitlich glaubten die Mediziner, dass der Informationsbedarf der von ihnen betreuten Asthma-Patienten gedeckt sei. Auch unterschätzten sie die latente Cortison-Angst vieler Asthmatiker. Die Patienten wiederum bemängelten, dass ihre Ärzte sie schlecht oder gar nicht in die Inhalationstechnik ihrer Medikamente eingewiesen hatten.
Apotheker schulen erfolgreich
Zur korrekten Anwendung von inhalativen Arzneimitteln können Apotheker einen wichtigen Beitrag leisten. Das betonte Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). Schulz stellte Studienergebnisse vor, denen zufolge sich die Fehlerhäufigkeit bei der Anwendung von Inhalationssystemen nach Kontrolle und Korrektur der Inhalationstechnik durch einen qualifizierten Apotheker signifikant reduziert (»Verbesserung der Inhalationstechnik bei Patienten mit Asthma oder COPD in öffentlichen Apotheken«, VITA-Studie). »Die richtige Anwendung eines Inhalationssystems setzt gewisse feinmotorische, visuelle, auditive und kognitive Fähigkeiten voraus«, erklärte Schulz. Es sei daher immens wichtig, dasjenige Inhalationssystem zu finden, mit dem der einzelne Patient am besten zurecht kommt, und dann seine Inhalationstechnik zu optimieren. »Denn bei einer unzureichenden Technik hat auch die beste Therapie keine Chance auf Erfolg«, warnte der Apotheker.
Fatal seien in diesem Zusammenhang die den Rabattverträgen geschuldeten häufigen Substitutionen. Schulz: »Jede Änderung der Versorgung stellt die mühsam hergestellte Inhalationstechnik des Patienten infrage.« Bei einem begründeten Verdacht, dass der Patient mit dem Inhalationssystem eines rabattierten Präparates weniger gut zurecht kommt als mit dem des verordneten, sollten Apotheker daher den Austausch wegen Pharmazeutischer Bedenken ablehnen und das verordnete Präparat abgeben. /
Um Anwendungsfehler zu vermeiden, sollten Apotheker bei der Abgabe von Inhalations-Arzneimitteln auf Folgendes hinweisen:
nach der Inhalation den Atem anhalten
Dosieraerosole vor Gebrauch schütteln
nach Inhalation eines Cortico- steroids den Mund ausspülen oder eine Kleinigkeit essen
Turbohaler beim Drehen des Dosierrades aufrecht halten
zum Punktieren einer Kapsel im Pulverinhalator ausreichend Kraft aufwenden