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Sonderfall

Schwangerschaft und Stillzeit

Datum 06.04.2011  08:59 Uhr

Während der Schwangerschaft verlaufen Migräneattacken oft von milderer Intensität. Dafür schlagen sie oft nach der Entbindung mit ganzer Wucht zurück. Welche therapeutischen Möglichkeiten während diesen Ausnahmemonaten Hilfe versprechen, erklärt der folgende Artikel.

Das einzige Analgetikum, das während der gesamten Schwangerschaft (bis kurz vor dem voraussichtlichen Entbindungstermin) eingenommen werden darf, ist Paracetamol. Als Dosis empfehlen sich 500 bis 1000 mg, maximal dreimal am Tag. Die Einnahme von Paracetamol sollte an maximal zehn Tagen pro Monat erfolgen. Wichtig zu wissen: Während einer Schwangerschaft verlaufen die Migräneattacken meist weniger heftig, sodass Paracetamol eine Migräneattacke ausreichend kupiert, selbst wenn die Kundin vorher die Erfahrung gemacht hat, dass es nicht ausreichend wirksam war.

Doch Paracetamols Image hat in der letzten Zeit Risse bekommen. Aufgrund neuerer Studien aus Skandinavien, England und Nordamerika ist unter Experten eine Diskussion entbrannt, ob bislang während der Schwangerschaft Paracetamol nicht allzu sorglos eingesetzt wurde. Dass die Substanz in höherer Dosierung Nebenwirkungen wie Leberschädigungen und Bluthochdruck mit sich bringt, ist schon länger bekannt. Relativ neu ist jedoch der Verdacht, dass Paracetamol, wenn es während der Schwangerschaft eingenommen wird, beim männlichen ungeborenen Kind zu Hodenfehllagen führen kann. Die Betroffenen können dann später eine verminderte Zeugungsfähigkeit und ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von bösartigen Hodentumoren davontragen. Außerdem deuten mehrere neuere Untersuchungen darauf hin, dass Kinder häufiger an Asthma erkranken, wenn sie noch im Mutterleib oder als Kleinkinder dieser Substanz ausgesetzt waren.

 

Tatsache ist, dass die Verdachtsmomente derzeit von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA genauestens unter die Lupe genommen werden. Was die Anwendung in der Schwangerschaft betrifft, sieht die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) bis dahin keinen Anlass, die zulassungskonforme Anwendung neu zu bewerten. Die vor einiger Zeit eingeführte Rezeptpflicht für Packungen, die mehr als 10 Gramm Wirkstoff enthalten, wurde uneingeschränkt begrüßt.

 

Was bedeutet das für die Beratung in der Apotheke? »Angesichts der langjährigen Erfahrung mit Paracetamol ist Panikmache oder eine übertriebene Angst fehl am Platze«, wertet Professor Dr. Hartmut Morck, Arzneimittelexperte und ehemaliger Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung. »Nach wie vor ist gegen die kurzfristige Einnahme von Paracetamol bei akuten Schmerzen oder Fieber nichts einzuwenden. Das gilt für kleine Kinder wie auch für den Einsatz während einer Schwangerschaft. Es ist nach wie vor eines der Mittel der ersten Wahl. Gegen Ende der Schwangerschaft, wenn es auf den Geburtstermin zugeht, sollte Paracetamol – wie andere Schmerzmittel auch – nicht angewendet werden.«

 

An mögliche Prophylaxe denken

 

Wird die Migräneattacke von Übelkeit und Erbrechen begleitet, können die Beschwerden in der Schwangerschaft mit Dimenhydrinat in Zäpfchenform gelindert werden. Metoclopramid und Domperidon sind nichts für die Schwangerschaft. Das gilt auch für Triptane, zu unvollständig ist die Datenlage zu Sicherheitsaspekten. Eine Prophylaxe mit täglich 300 bis 600 mg Magnesium oder 200 mg Metoprolol ist dagegen möglich. Gegen Spannungskopfschmerzen lohnt ein Versuch mit täglich 20 mg Fluoxetin.

 

Nach der Schwangerschaft kehrt die Migräne oft mit voller Wucht zurück. Dann können Stillende Attacken mit Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac abfangen. Zur Behandlung der Übelkeit bieten sich Domperidon-haltige Tropfen oder Dimenhydrinat als Zäpfchen an; beide Arzneistoffe gehen nur in so geringem Ausmaß in die Muttermilch über, dass es dem Ungeborenen nicht schadet. Metoclopramid eignet sich dagegen nicht.

 

Triptane dürfen in der Stillzeit nur nach genauer Nutzen-Risiko-Abwägung zum Einsatz kommen. Danach ist eine Stillpause von mindestens 8 Stunden einzulegen. Erst dann ist das Triptan weitgehend abgebaut, und die Muttermilch kann dem Kind wieder gegeben werden, schreiben Professor Dr. Stefan Evers, Neurologie der Universitätsklinik Münster, und Dr. Astrid Gendolla, Kopfschmerzambulanz des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums an der Universität Essen, in ihrem Ratgeber für die Migräneliga Deutschland. Es empfiehlt sich also, eine Stillpause einzulegen oder vorher Muttermilch abzupumpen.

 

Zur Migräneprophylaxe haben sich Betablocker, Valproinsäure (bis etwa 600 mg täglich) und Magnesium bewährt. Einem ausgeprägten Spannungskopfschmerz kann Amitriptylin (bis etwa 50 mg täglich) beikommen.

 

Pinzipiell gilt: Vor der Einnahme von Arzneimitteln in der Schwangerschaft und Stillzeit sollten sich Betroffene immer erst mit ihrem Gynäkologen abstimmen. Bei Fragen, die sich in der Offizin ergeben, lohnt sich immer eine Abstimmung mit dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie in Berlin (www.embryotox.de). /

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