Pharmazeutische Zeitung online
Suchtbericht

Probleme bei Arzneimitteln und Alkohol

13.04.2010  15:09 Uhr

Von Bettina Sauer, Berlin / Arzneimittelabhängigkeit und -missbrauch stellen ein großes Problem dar, besonders für ältere Menschen. Darauf weist das »Jahrbuch Sucht 2010« hin, das die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen vergangene Woche in Berlin vorstellte. Alarmierend findet der Bericht auch den Alkoholkonsum der Deutschen.

»Schätzungen zufolge gelten 1,9 Millionen Menschen in Deutschland als medikamentenabhängig«, sagte Armin Koeppe von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) bei der Pressekonferenz. »Fast immer handelt es sich dabei um Senioren über 65 Jahre, vor allem um Frauen.« Und in der Mehrzahl der Fälle betreffe der kritische Konsum Benzodiazepine oder andere Schlaf- und Beruhigungsmittel. »Denn mit zunehmendem Alter benötigen Menschen in der Regel immer weniger Schlaf – doch missdeuten viele dieses natürliche Phänomen als Schlafstörung und schlucken deshalb Medikamente.« Die wiederum erzeugten oft schon nach kurzen Einnahmezeiten eine Abhängigkeit und brächten Gesundheitsgefahren mit sich, insbesondere ein erhöhtes Sturzrisiko. »Allein in den Altenpflegeheimen ereignen sich jährlich wohl bis zu eine Million Stürze.« In diesen Einrichtungen seien schätzungsweise 25 Prozent der Bewohner abhängig von Arzneimitteln.

Aufgrund dieser Probleme fordert die DHS, die Öffentlichkeit durch Kampagnen über die Gefahren der Medikamente aufzuklären und Hausärzte und Pflegekräfte besser als bisher im sachgerechten Umgang damit zu qualifizieren. »Bislang werden suchterzeugende Medikamente zu oft und zu lange verordnet oder verabreicht, etwa um Heimbewohner nachts ruhigzustellen oder weil man eher eine Abhängigkeit in Kauf nimmt als mögliche Probleme beim Entzug«, so Koeppe. Einen Leitfaden zum Thema hat die Bundesärztekammer bereits entwickelt, ebenso wie die Bundesapothekerkammer.

 

Als zu hoch – wenn auch konstant – erachtet die DHS auch den Alkoholkonsum. Dem Jahrbuch zufolge lag 2008 der Pro-Kopf-Verbrauch bei 9,9 l reinem Alkohol, also genauso wie im Vorjahr. Und nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegt Deutschland im internationalen Vergleich der Trinkfreudigkeit Rang 5 nach Luxemburg, Irland, Ungarn und Tschechien. Zudem konsumieren hierzulande 9,5 Millionen Menschen Alkohol in riskanten Mengen (mehr als 12 g täglich für Frauen, beziehungsweise über 24 g täglich für Männer), heißt es im DHS-Bericht. Er beziffert die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland auf 1,3 Millionen und führt mehr als 70 000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr auf Alkohol zurück.

 

Auch auf soziale Folgeschäden weist der Bericht hin: den engen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gewalt. Demnach wurde 2008 jedes dritte polizeilich erfasste Gewaltverbrechen, wie Körperverletzung, Vergewaltigung oder Totschlag, unter dem Einfluss von Alkohol verübt. In Zahlen ausgedrückt, handelt es sich um über 52 000 Fälle. Opfer sind oft Frauen und Kinder innerhalb der Familie. In Anbetracht dieser Probleme fordert die DHS groß angelegte Kampagnen zur Alkohol-Prävention und die strengere Einhaltung der bestehenden Gesetze, wie etwa der Jugendschutzvorschriften.

 

Dass solche Maßnahmen Wirkung zeigen, bestätigt sich laut DHS-Geschäftsführer Dr. Raphael Gaßmann beim Tabakkonsum: »Dieser stieg bis 1995 beständig und lag dann schließlich bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 1654 Zigaretten. Doch dann begannen erste Präventionsmaßnahmen, die bis heute andauern, wie etwa Erhöhungen der Tabaksteuer, Warnhinweise auf den Packungen und Rauchverbote.« Inzwischen gebe es in puncto Tabak ein gesellschaftliches Umdenken: »Noch vor rund 30 Jahren traten in so ziemlich jedem Fernsehkrimi rauchende Kommissare auf, zum Beispiel zu viert im Auto, alle qualmend bei geschlossenen Fenstern. Auf solch eine Idee kommt heute kein Regisseur mehr.« Mit der gesellschaftlichen Akzeptanz des Rauchens sei auch der tatsächliche Pro-Kopf-Verbrauch gesunken – 2008 lag er bei 1068 Zigaretten. Derzeit rauchen laut DHS-Jahrbuch knapp 30 Prozent der Über-18-Jährigen in Deutschland. Zudem sei jährlich von bis zu 140 000 tabakbedingten Todesfällen auszugehen. /

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