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Nelfinavir

HIV-Wirkstoff mit Potenzial bei Krebs

05.04.2017  09:38 Uhr

Von Annette Mende / Dem nicht mehr gebräuchlichen HIV-Wirkstoff Nelfinavir könnte eine zweite Karriere als Krebsmittel bevorstehen.

 

Wissenschaftler der Universität St. Gallen fanden heraus, dass Nelfinavir bei Patienten mit multiplem Myelom die Resistenz gegen Proteasom-Inhibitoren überwinden kann. Diese Wirkstoffe, zum Beispiel Bortezomib (Velcade®), verhindern den Abbau von Eiweißen und lösen dadurch letztlich den programmierten Zelltod von Krebszellen aus. Sie gehören zur Standardtherapie beim multiplen Myelom, werden aber meist nach einiger Zeit wirkungslos, weil die Zellen Resistenzmechanismen dagegen entwickeln.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die sogenannte ungefaltete Proteinantwort (UPR), mit der Zellen auf Stress reagieren können. Die UPR ist wichtig für die Empfindlichkeit gegen Proteasom-Inhibitoren, in resistenten Zellen ist sie herunterreguliert. Wie die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Christoph Driessen in einer früheren Arbeit zeigen konnte, wirkt der orale Protease-Hemmer Nelfinavir bei multiplem Myelom, indem er die UPR aktiviert und Krebszellen dadurch wieder empfindlich für Proteasom-Inhibitoren macht. Die Wissenschaftler testeten den Ansatz nun in einer Phase-II-Studie mit 34 Patienten, die an fortgeschrittenem, Proteasom-Inhibitor-refraktärem multiplem Myelom erkrankt waren. Die Ergebnisse präsentierten sie auf der Jahrestagung der US-amerikanischen hämatologischen Fachgesellschaft ASH Ende des vergangenen Jahres in San Diego.

 

Die Patienten wurden in der Studie mit einer Kombination aus Nelfinavir, Bortezomib und Dexamethason behandelt. 65 Prozent der Teilnehmer sprachen auf diese Therapie an, eine Rate, die die Autoren als »außergewöhnlich« bezeichnen. Andere derzeit verfügbare Arzneistoffe wie Pomalidomid (Imnovid®) oder Daratumumab (Darzalex®) hätten demgegenüber in diesem Krankheitsstadium lediglich Ansprechraten von circa 30 Prozent. Die Wissenschaftler empfehlen daher, Nelfinavir in der Indikation multiples Myelom weiter zu erforschen.

 

Nelfinavir wurde 1998 von Roche unter dem Handelsnamen Viracept® auf den Markt gebracht. Es war jahrelang eines der Standardmedikamente gegen HIV, bevor es durch neuere, besser wirksame Arzneimittel verdrängt wurde. Mittlerweile ist Viracept nicht mehr im Handel und Nelfinavir nicht mehr patentgeschützt. /

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