Kein Patent auf Krebsgene |
06.04.2010 16:59 Uhr |
Von Christina Hohmann / Ein New Yorker Gericht hat Patente auf die beiden menschlichen Krebsgene BRCA1 und 2 für ungültig erklärt. Damit stellt es die Patentierung von Genen insgesamt infrage. Mehr als 2000 menschliche Gene wurden bereits patentiert.
In der 152 Seiten langen Urteilsbegründung erklärt der Richter Robert Sweet, dass Gene nicht patentierbar seien, da sie Bestandteile der Natur darstellen. In dem Verfahren wurden die Patente der Firma Myriad Genetics in Salt Lake City zusammen mit der University of Utah auf die beiden Gene BRCA1 und 2 behandelt. Diese spielen bei der Entwicklung von Brust- und Eierstockkrebs eine Rolle: Frauen mit bestimmten Varianten dieser DNA-Abschnitte haben ein erhöhtes Krebsrisiko.
Durch die Patente hat die Firma ein Monopol auf Gentests, die ein familiäres Risiko für Mamma- oder Ovarialkarzinom entdecken können. Ein solcher Test kostet etwa 3000 US-Dollar. »Dieses Urteil ist ein großer, großer Sieg für eine bessere Patientenversorgung«, sagte daher Michael Watson vom American College of Medical Genetics, das sich schon als einer der Ersten gegen die Patentierung von Genen eingesetzt hatte.
Wesentliche Auswirkungen des Urteils erwartet der Hersteller Myriad Genetics allerdings nicht. Das von ihm entwickelte Testverfahren »BRACAnalysis« sei durch 23 Patente gesichert, von denen nur sieben durch das Urteil aufgehoben wurden, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Unternehmen werde das Urteil zudem anfechten.
Dennoch feierten die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU und die Stiftung für öffentliche Patente (Pubpat), die im Mai 2009 gegen die Patentierung der BRCA-Gene geklagt hatten, ihren Teilerfolg. »Das menschliche Genom wurde entdeckt, nicht entwickelt«, stellt Chris Hansen von ACLU in einer Pressemitteilung fest. Das Urteil bedeute einen Sieg für den freien Fluss von Ideen und Wissen in der Forschung.
Wird das Urteil auch in höherer Instanz bestätigt, könnte dies weitreichende Konsequenzen für die gesamte biotechnologische Forschung haben. Denn laut Pubpat sind etwa 20 Prozent aller menschlichen Gene bereits patentiert, darunter solche, die mit Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz, Muskeldystrophie oder Darmkrebs assoziiert sind. Für die Patienten hat dies meist negative Folgen: Die Diagnostik leidet. US-amerikanischen Untersuchungen zufolge hat mehr als die Hälfte aller Diagnoselabors schon einmal die Entwicklung besserer Testverfahren eingestellt, weil ihre Arbeit durch ein Patent auf ein bestimmtes Gen blockiert wurde, berichtet die »Süddeutsche Zeitung«. /