Von A oder B zu Null |
03.04.2007 13:20 Uhr |
<typohead type="3">Von A oder B zu Null
Von Christina Hohmann
Die Blutgruppe könnte in Zukunft bei Bluttransfusionen keine Rolle mehr spielen. Dänische Forscher haben eine Methode entwickelt, aus dem Blut der Gruppen A, B und AB Blut der Gruppe Null herzustellen. Dies ist besonders begehrt, da es jedem Patienten transfundiert werden kann.
Namensgebend für die Blutgruppen sind Zuckermoleküle auf der Oberfläche von roten Blutkörperchen, die sogenannten A- oder B-Antigene. Bei der Blutgruppe A befinden sich A-Antigene auf den Erythrozyten, bei der Blutgruppe B entsprechend B-Antigene und bei AB beide Typen. Erythrozyten der Blutgruppe Null weisen keine Antigene auf.
Erhält ein Patient Blut der »falschen« Gruppe, kann dies zu lebensbedrohlichen Reaktionen führen. Das Immunsystem erkennt das neue Antigen als fremd, und infolge der Abwehrreaktion verklumpen die roten Blutkörperchen. Nur das Blut der Gruppe Null kann allen Patienten verabreicht werden, da es keine Antigene aufweist. Aus diesem Grund ist der Vorrat an Spenderblut dieser Gruppe oft knapp. Forscher suchen schon seit Jahren ein Verfahren, die Blutgruppen zu verändern.
Bereits in den 1980er-Jahren entdeckten Forscher aus New York, dass ein Enzym aus Kaffeebohnen B-Antigene von Erythrozyten entfernen kann. Wie sich jedoch bald herausstellte, war das Enzym für den praktischen Gebrauch in größerem Maßstab nicht effizient genug. Henrik Clausen und seine Kollegen von der Universität Kopenhagen untersuchten daher 2500 Bakterien und Pilze nach ähnlichen, aber effizienteren Enzymen und wurden fündig: Im Darmbakterium Bacteroides fragiles entdeckten sie ein Enzym, das B-Antigene entfernt, und aus dem Bakterium Elizabethkingia meningosepticum isolierten sie ein Enzym, das A-Antigene abtrennt. Die gereinigten Proteine sind um ein Vielfaches effizienter als das Kaffeebohnen-Enzym, berichten die dänischen Forscher im Fachjournal »Nature Biotechnology« (Doi: 10.1038/nbt1298).
Mithilfe dieser beiden bakteriellen Enzyme könnten in Zukunft große Mengen »Universalblut« der Gruppe Null hergestellt werden, hoffen die Forscher. Clausen und seine Kollegen wollen nun in klinischen Studien testen, ob das auf diese Weise behandelte Blut verträglich und sicher ist.