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Harnwegsinfektionen

Phytopharmaka nur adjuvant

Datum 25.03.2014  16:51 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / In der Therapie von Harnwegsinfektionen haben Phytopharmaka eine lange Tradition. Eine aktuelle S3-Leitlinie setzt dagegen ganz auf Antibiotika. Gleichwohl können definierte Pflanzenextrakte durchaus Erfolge in Studien vorweisen.

Harnwegsinfektionen (HWI) gehören zu den häufigsten bakteriellen Infek­tionen und betreffen vor allem Frauen. Der weitaus häufigste Auslöser ist Escherichia coli, der bei mehr als drei Viertel der Betroffenen gefunden wird. »Nur uropathogene E. coli lösen einen Harnwegsinfekt aus«, sagte Professor Dr. Kurt G. Naber, Straubing, bei einer Pressekonferenz des Komitee Forschung Naturmedizin in München.

 

Die S3-Leitlinie zur unkomplizierten bakteriellen, ambulant erworbenen HWI bei Erwachsenen, erstellt von sechs Fachgesellschaften unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie, empfiehlt zur Therapie primär Antibiotika. Aufgrund der günstigen Resistenzsituation sind »Oldies« wie Fosfomycin-Trometamol und Nitro­furantoin erste Wahl für sonst gesunde Frauen. Allerdings hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin ein Minderheitenvotum in die Leitlinie eingebracht: Danach bietet die alleinige symptomatische Therapie eine Alternative zur sofortigen Antibiotika-Gabe.

 

Phytopharmaka eine vertretbare Option

 

Naber hält die Phytotherapie für eine vertretbare Option, wenn ansonsten gesunde Frauen an einer Blasenentzündung erkranken. Er stellte eine Pilotstudie vor, in der 125 Frauen mit akuter unkomplizierter Zystitis eine Extraktkombination aus Rosmarinblättern, Tausendgüldenkraut und Liebstöckelwurzel erhielten. Diese Kombination wirke in vitro spasmolytisch, antiphlogistisch, antibakteriell, diuretisch und antioxidativ, so der Urologe.

Die Studie lief in der Ukraine. Die Frauen erhielten das Phytopharmakon sieben Tage lang und wurden nach 30 Tagen nochmals untersucht. Es wurden 19 unerwünschte Ereignisse dokumentiert, von denen jedoch keines im Zusammenhang mit der Studienmedikation stand. Mehr als 70 Prozent der Frauen hatten nach sieben Tagen keine oder nur noch milde Beschwerden; nur drei brauchten ein Antibiotikum. Bis zum Nachbeobachtungszeitpunkt gab es keine Rezidive. Erstaunlich ist, dass mehr als die Hälfte der Frauen zu Stu­dienbeginn und nach Studienende eine Bakteriurie aufwies. Dies korrelierte nicht mit den Beschwerden.

 

»Diese Untersuchung ist eine Proof-of-Concept-Studie«, betonte Naber. Jetzt seien kontrollierte randomisierte Studien nötig, um den Evidenzgrad dieser Phytokombination zu erhöhen. In Deutschland wird sie traditionell angewendet zur unterstützenden Behandlung und Ergänzung spezifischer Maßnahmen bei leichten Harnwegs­infekten.

 

Zur Linderung von Beschwerden bei akuten entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege hat sich auch eine Fixkombination aus Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel bewährt. Die enthaltenen Isothiocyanate zeigten in vitro ein breites antibakterielles Spektrum gegen diverse Keime inklusive Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus und Klebsiellen. Laut einer älteren randomisierten Doppelblindstudie kann das Arzneimittel bei vorbeugender Einnahme die Zahl der HWI-Rezidive deutlich reduzieren.

 

Antibakterielles Potenzial von Bärentraubenblättern

 

Ein antibakterielles Potenzial können auch Bärentraubenblätter vorweisen. Die Experten des Ausschusses für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) bei der Europäischen Arzneimittelagentur bestätigen den traditionellen Gebrauch der Droge zur symptomatischen Therapie von HWI bei Frauen, die zum Beispiel über Brennen beim Wasserlassen oder häufigen Harndrang klagen.

 

Eine lange Tradition hat die Durchspülungstherapie der Blase, die subjektiv vielen Patienten Linderung verschafft. Eingesetzt werden beispielsweise Tees oder Zubereitungen aus Goldrute, Ackerschachtelhalm, Birke, Orthosiphon und Brennnessel, die die Harnmenge erhöhen sollen. Für alle diese Drogen liegen Monographien des HMPC vor, die den traditionellen Einsatz als Adjuvanzien zur Durchspülungs­therapie bestätigen. Naber sieht den Nutzen dennoch kritisch, denn »man muss schon sehr viel trinken, um Bakterien aus der Harnblase zu spülen«. /

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