Pharmazeutische Zeitung online
DAC/NRF

Die ApBetrO im Blick

26.03.2013  15:45 Uhr

Von Michael Hörnig und Antje Lein / Seit Juni 2012 gilt die neue Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO). Geändert hat sich damit auch einiges im Bereich Rezeptur- und Defekturarzneimittel. DAC/NRF unterstützt die Apotheken mit passenden Inhalten.

Begriffe wie Plausibilitätsprüfung und Prüfung der Defekturarzneimittel gehören seit einigen Monaten zum festen Wortschatz in den Apotheken. Die Ergänzungslieferungen zum DAC/NRF 2012 greifen die neuen Anforderungen auf und geben Hilfestellung bei der Umsetzung. Wie jedes Jahr gibt es aber auch neue und überarbeitete Monographien.

 

Ausgangsstoffe

 

Bei der Herstellung der Rezepturarzneimittel spielen der Arbeitsschutz, die genaue Einwaage der Wirkstoffe und die Wirkstoffverteilung im Produkt eine wesentliche Rolle. Wann immer es geht, sollten Rezepturkonzentrate verwendet werden. In den DAC-Monographieteil wurden neue Konzentrate auf Basis des Weißen Vaselins und der Nichtionischen hydrophilen Creme SR aufgenommen. Als Wirkstoffe in Weißem Vaselin sind Metronidazol 25 Prozent, Prednisolonacetat 10 Prozent und Triamcinolonacetonid 2 Prozent verfügbar. In Nichtionischer hydrophiler Creme SR sind es Dexamethason 1 Prozent, Metronidazol 10 Prozent und Prednisolonacetat 1 Prozent.

Seit einiger Zeit enthält der DAC farbige Abbildungen mit makroskopischen und mikroskopischen Merkmalen sowie HPTLC- und DC-Abbildungen zur Identifizierung der pflanzlichen Drogen und Zubereitungen. Sie dienen der Anschauung der spezifischen Charakteristika, ersetzen jedoch nicht die in den Monographien angegebenen Prüfkriterien.

 

Auswahlhilfe für DAC-Prüfmittel

 

Die in der alten ApBetrO enthaltenen Anlagen der Prüfgeräte und Prüfmittel wurden ersatzlos gestrichen. Es obliegt nun jedem Apothekenleiter, die angemessene Laborausstattung zusammenzustellen. Im DAC sind für die Prüfverfahren der alternativen Identifizierung bereits komplette Geräte- und Reagenzienverzeichnisse veröffentlicht. Mithilfe der DAC-Prüfmittel sind alle im DAC beschriebenen Verfahren durchführbar. Je nach Umfang der Herstellung und der hierfür benötigten Ausgangsstoffe kann die Anzahl der Geräte und Reagenzien unter Umständen reduziert werden. Mit der neuen elektronischen Auswahlhilfe der DAC-Prüfmittel für die alternative Identifizierung kann der eigene Bedarf geplant und überprüft werden. Sie befindet sich im Loseblattwerk auf der CD mit Arbeitshilfen und im elektronischen Gesamtwerk unter »DAC/NRF-Tools«.

 

Prüfung der Defekturarzneimittel

 

Beim Thema Prüfung der Defekturarzneimittel gibt es derzeit noch große Unsicherheit in der Umsetzung sowie kontroverse Diskussion über deren Umfang. Die DAC-Kommission schlägt in der neuen DAC-Anlage J vor, die weitergehenden Prüfungen mithilfe eines risikobasierten Stufenmodells auszuwählen: Die Risikoanalyse der Bestandteile, der Darreichungsform und der Auswirkung auf das Patientenkollektiv nach Sicherheit und Qualität bestimmt Art und Umfang angemessener Prüfungen. Ergibt die Analyse zum Beispiel, dass es sich um eine Zubereitung mit niedrigem Risiko für die Patienten handelt, kann der Prüfumfang auf einfache analytische Parameter (etwa Brechungsindex, pH-Wert, Dichte) begrenzt werden. Zugrunde liegen müssen eine strukturierte Herstellungsanweisung, kontrollierte Arbeitsplatzvorbereitung, Einwaagekontrolle, Inprozesskontrollen und das punktuelle Vier-Augen-Prinzip. Bei Zubereitungen mit mittlerem und hohem Risiko sollen weitergehende Prüfungen (halbquantitative/quantitative Methoden) durchgeführt werden.

 

Die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (1) und die Arbeitsgruppe Arzneimittel-, Apotheken-, Transfusions- und Betäubungsmittelwesen (2) haben das risikobasierte Stufenmodell aufgegriffen und akzeptiert.

Kommentar

Qualität sichern

Qualität kann nicht in Arzneimittel hinein geprüft werden, sie muss durch die Herstellung gesichert werden. Gleichzeitig gehört eine substanzielle Prüfung zur Sicherung der Qualität. Getragen von der breiten Diskussion der Arbeitsgemeinschaften und Arbeitsgruppen der Überwachungsorgane über Art und Umfang der weitergehenden Prüfung der Defekturarzneimittel entwickelt die Apothekerschaft zielgerichtete Prüfanweisungen für die Defekturarzneimittel zur Sicherung der Qualität. Mit der nächsten Ergänzungslieferung beginnend wird es vom DAC/NRF Hilfestellungen für die praxisgerechte Durchführung in der Apotheke geben.

 

Dr. Andreas Kiefer, Vorsitzender der DAC/NRF-Kommission

Qualitätsprüfung der Rezepturarzneimittel

 

Die Qualität einer Rezeptur wird zunächst theoretisch im Plausibilitätscheck und praktisch während der Herstellung und vor der Abgabe an den Patienten geprüft. Den theoretischen Teil unterstützen die Tabellen für die Rezeptur, die dem DAC/NRF beigefügt sind. Die darin enthaltenen Übersichten zu Wirkstoffprofilen und Dermatika-Grundlagen wurden überarbeitet und erweitert. Neu sind eine Checkliste für Prüfzertifikate, ein Ablaufschema zur Eingangsprüfung und eine Tabelle zu Normkonzentrationen von Dermatika-Wirkstoffen in der Pädiatrie.

Die praktische Qualitätsprüfung beinhaltet Inprozessprüfungen (Inprozesskontrollen) während der Herstellung. Einige der in NRF-Monographien beschriebenen Inprozessprüfungen wurden präzisiert. Die Monographien über Externsteroid-haltige Cremes enthalten nun eine detaillierte Anweisung zur Anreibung des Wirkstoffes und zur Probennahme für die Prüfung auf Wirkstoffagglomerate. Bei separater Wirkstoffeinwaage ist die Rückwägung der Wägeunterlage vorgeschrieben. Die Rezeptur Tropicamid-Phenylephrin­hydrochlorid-Augentropfen (NRF 15.32.) beinhaltet einen Schaumtest zur optischen Kontrolle der Konzentration des Konservierungsmittels Benzalkoniumchlorid. In der neuen DAC-Probe 12 »Inprozessprüfungen« wird grundsätzlich dargestellt, welche Prüfungen nach bestimmten Arbeitsschritten sinnvoll sind. Es wird jeweils auf NRF-Rezepturen als Referenz verwiesen.

 

Neu ist die End- oder Freigabeprüfung der Rezepturarzneimittel, bevor sie in die Hand des Patienten gelangen. Das Kapitel I.2.10. zeigt am Beispiel der NRF-Rezepturen, um welche Art Prüfungen es sich handeln kann. Sie beinhalten unter anderem die Beurteilung des Aussehens, der Konsistenz und des Geruchs, ohne das Produkt zu beeinträchtigen oder zu zerstören. Zudem können die Überprüfung der Dichtigkeit des Packmittels, der Beigabe von Applikationshilfen und der Etikettierung hinzukommen.

 

Neues und Änderungen im NRF

 

Neu aufgenommen wurde die Pro­pranololhydrochlorid-Lösung 5 mg/ml (Vorschrift 11.142.). Das eigentlich zur Bluthochdruckbehandlung bekannte Propranolol wird zur Rückbildung von Hämangiomen (Blutschwämmchen) bei Säuglingen angewendet. Die Indikation ist streng auf solche Formen beschränkt, die mit Komplikationen wie Obstruktion an Augen und Atemwegen oder mit Ulzerationen einhergehen. Die Aufnahme der Vorschrift in den Abschnitt »Dermatika, Hautantiseptika« erfolgte wegen der dermatologischen Anwendung. Außerdem wurden vier neue Stammzubereitungen monographiert:

 

  • Carbomergel pH 5 / pH 6,5 (NRF S.43.) – Gelgrundlage
  • Palmitoylascorbinsäure-haltiges Hartfett (NRF S.44.)
  • Palmitoylascorbinsäure-haltige Mittelkettige Triglyceride (NRF S.45.) – stabilisierte Grundlagen für Dronabinol-Rezepturen
  • Salzsäure 1 % (NRF S.46.) – Hilfsstoff zur pH-Einstellung.

Die Arbeitshilfen oder »DAC/NRF-Tools« auf CD wurden um eine Rechenhilfe zur Herstellung nicht abgeteilter Pulver und eine Blanko-Vorlage für die ärztliche Gebrauchsanweisung (Ordner Arztkommunikation) erweitert. Einige Rezepturen erhielten weitere Konzen­trationsstufen und bei den Zinkoxid-Talkum-haltigen Rezepturen wurde auf die Hitzesterilisation des Talkums verzichtet, weil der Hilfsstoff aktuell mit konstant guter mikrobiologischer Qualität angeboten wird. In welchen Monographien es Änderungen gibt, können Interessierte in den Vorworten 2012/1 und 2 zum NRF nachlesen. Folgende Vorschriften wurden gestrichen (Tabelle I.5.-2):

 

  • Povidon-Iod-Lösung 10 % (NRF 11.16.) und Povidon-Iod-Salben 10 % (NRF 11.17.) – ausreichend verfügbare Fertigarzneimittel
  • Chinindihydrochlorid-Sklerosierungslösung (NRF 5.4.) – bessere therapeutische Alternativen
  • Zinkoxidschüttelmixturkonzentrat (NRF S.13.).

DAC/NRF unterstützt seit Jahren die Qualitätssicherung in Labor und Rezeptur. An der praxisnahen Weiterentwicklung können sich auch die Nutzer mit Anregungen und konstruktiven Hinweisen beteiligen. Die Ideen werden von den Mitarbeitern des DAC/NRF gern entgegengenommen. / 

Fehler auf ausgelieferter CD-ROM

Auf der aktuell ausgelieferten DAC/NRF-CD-ROM 2012/2 ist die Auswahlhilfe für Prüfmittel fehlerhaft. Die Anwendung steht unter www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=dac_aktuelles als zip-Datei zum Download bereit.

 

Eine Installation ist nicht notwendig. Die Anwendung wird im jeweiligen Webbrowser ausgeführt.

 

Zum Bezugsquellennachweis des NRF fehlt leider das PDF-Dokument. Wer dieses gern anstelle der Ansicht auf der CD nutzen möchte, kann es an gleicher Stelle herunterladen.

Literatur

  1. Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (APD); Resolution 2012; 17.10.2012; www.pharmazierat.de/logicio/pmws/indexDOM.php?client_id=pharmazierat&page_id=resolutionen2012&lang_iso639=de
  2. Arbeitsgruppe Arzneimittel-, Apotheken-, Transfusions- und Betäubungsmittelwesen (AATB): Umsetzung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) – Fragen und Antworten; 14.2.2013; www.pharmazeutische-zeitung.de/uploads/media/ApBetrO_FAQ.pdf
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