Wussten sie schon, dass ...? |
11.03.2015 10:26 Uhr |
Von Annette Mende / »Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft.« Dieses Zitat von Oscar Wilde stammt nicht zufällig von einem Mann, wie Forscher um Professor Dr. Emily Grijalva von der University of Buffalo jetzt in einer Metaanalyse herausfanden.
Denn Männer sind im Durchschnitt häufiger narzisstisch veranlagt als Frauen, und zwar unabhängig vom Lebensalter und von der Generation. Das berichten die Wissenschaftler im »Psychological Bulletin« (DOI: 10.1037/a0038231).
Die Autoren untersuchten mehr als 355 Arbeiten auf Geschlechterunterschiede bei Führungsanspruch/ Autorität, Exhibitionismus und übersteigertem Anspruchsdenken, drei Eigenschaften, die typisch für Narzissmus sind. Der größte Unterschied zeigte sich beim Anspruchsdenken; Männer neigen also demnach deutlich häufiger als Frauen dazu, andere auszubeuten und sich bei der Inanspruchnahme von Privilegien im Recht zu fühlen. Auch beim Führungsanspruch war eine Differenz zwischen den Geschlechtern feststellbar. »Im Vergleich zu Frauen zeigen Männer mehr Durchsetzungsvermögen und Machthunger«, sagt Grijalva in einer Pressemitteilung. Keinen Unterschied gab es dagegen beim Exhibitionismus. Das bedeutet aber nicht, dass Frauen und Männer sich gleich häufig vor anderen entblößen, sondern dass Eitelkeit und Selbstabsorption bei Vertretern beiderlei Geschlechts gleich häufig vorkommen.
Frauen und Männer brauchen gleich lange im Bad, Männer sind aber häufiger im Job das Alphatier – wer hinter diesen Unterschieden in der Persönlichkeitsstruktur Geschlechterstereotypen vermutet, liegt vermutlich richtig. Die jeweilige Geschlechterrolle werde von klein auf gelernt und durch Lob oder Kritik von Bezugspersonen gefestigt, so Grijalva. »Insbesondere Frauen werden meist harsch kritisiert, wenn sie aggressiv oder autoritär auftreten. Dadurch geraten sie – im Gegensatz zu Männern – unter Druck, narzisstisches Verhalten nicht auszuleben.« Das erkläre auch den eklatanten Frauenmangel in den Chefetagen. Das wiederum ist dann doch keine ganz so neue Erkenntnis. /