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Versorgungsformen

Klinik und Facharzt enger verzahnt

08.04.2008  17:31 Uhr

Versorgungsformen

<typohead type="3">Klinik und Facharzt enger verzahnt

Von Werner Kurzlechner, Berlin

 

Man kann es »Gesundheitszentren« oder »neue Versorgungsformen« nennen: Krankenhäuser und Fachärzte müssen künftig enger zusammenarbeiten. Auf einem Kongress wagten Spitzenvertreter den Blick in die Zukunft. Die wollen sie möglichst unbehelligt von der Politik gestalten.

 

Weniger »ärztezentriert« soll die Versorgung laut Bundesgesundheitsministerium in Zukunft organisiert sein. Wie sehr allein dieser Begriff die Ärzte nervt, beschrieb ein Teilnehmer des Kongresses für Gesundheitsnetzwerker bildhaft: »Ich weiß nicht, ob die Akropolis noch stehen würde, wenn Ulla Schmidt den Mörtel angerührt hätte.« Deren Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder entgegnete darauf mit dem Appell, neue Teamstrukturen nicht von vornherein abzublocken. Dann nahm Dr. Frank Ulrich Montgomery auf dem Podium im Berliner Virchow-Klinikum Platz und brachte das nächste Bild. »Wir befinden uns alle in einem Rattenrennen, in dem wir unseren Kopf über Wasser zu halten versuchen«, sagte der Ehrenvorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Kein rosiger Ausblick, auch wenn Patienten derzeit fast nirgends so gerecht und zügig versorgt würden wie hierzulande.

 

Die Grundfragen lauteten vergangene Woche, wie medizinische Qualität weiter bezahlbar angeboten werden kann und welche Folgen der Gesundheitsfonds ab 2009 haben wird. Montgomery wies darauf hin, dass es innerhalb der Ärzteschaft dazu keine einheitliche Meinung gebe. Kassenärztliche Vereinigungen im Norden bejubelten den Fonds, weil er dort mehr Geld in die Kassen spüle. Im Süden sei es genau anders herum. Als Geburtsfehler machte das Podium aus, dass der nach laufenden Ausgaben berechnete Fonds nicht auf Investitionen für die Zukunft ausgerichtet sei.

 

Unter Druck

 

So leidlich das Gesundheitssystem in der Gegenwart funktioniert, so viel Dampf drückt auf den Kessel, sobald es um seine Perspektiven geht. Max A. Höfer von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft präsentierte aktuelle Daten aus einer Emnid-Umfrage im Februar. Demnach sind 84 Prozent aller Befragten zwar mit der Qualität der ärztlichen Versorgung zufrieden, aber von den gesetzlich Versicherten beklagen 57 Prozent zu lange Wartezeiten und 66 Prozent mangelnde Informationen über Arzneimittelkosten.

 

Als Arbeitgebervertreter Höfer dann noch Anreizen zur Kostensenkung das Wort redete, entgegnete Professor Dr. Herbert Rebscher, Chef der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK): »Wir werden auf einen reinen Preiswettbewerb reduziert.« Dabei sei in Sachen Zukunftsfähigkeit vor allem die Qualität entscheidend. Angesichts der Neuerungen für 2009 äußerte sich Rebscher pessimistisch: Bis Oktober wüssten die Kassen nicht, wie viel Geld für sie jeweils übrig bleibe. Bis Januar 2009 müsse außerdem jede Kasse insolvenzfähig sein, dabei hätten etwa die Allgemeinen Ortskrankenkassen bislang gesetzlich überhaupt keine Rücklagen bilden dürfen, ein Risiko von 10 Milliarden Euro. Überdies ließen die einheitlichen Vergütungssätze für Ärzte keinen Spielraum mehr für regionale oder strukturelle Abfederungen.

 

Den Anspruch der Kliniken formulierte Dr. Rudolf Kösters, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft: »Wir kämpfen darum, dass wir nach Leistung bezahlt werden.« In Deutschland versorge ein Mitarbeiter im Schnitt 20 Patienten. Das sei innerhalb der OECD Rekord, und das zu Kosten von lediglich 784 Euro pro Einwohner, nur Spanien liege darunter. Diese Zahlen offenbaren gleichzeitig hohe Produktivität und immense Belastung des Personals. Deutsche Kliniken leiden außerdem unter der Deckelung ihrer Budgets, die in diesem Jahr nur um 0,14 Prozent steigen dürfen.

 

Krankenhäuser und Ärzte vertrauen angesichts des Kostendrucks nicht mehr auf die Politik. Auf die Frage nach neuen Formen des Zusammenwirkens in der Versorgung antwortete Montgomery: »Das Schlimmste wäre ein Gesetz oder eine Verordnung.« Die jeweilige örtliche Situation sei zu unterschiedlich. Auch Kösters setzt auf einen freien Wettbewerb verschiedener Modelle. Auf dem Campus seines Krankenhauses in Münster hätten sich inzwischen 40 Fachärzte ohne organisatorische Verzahnung angesiedelt. Diese »Kooperation auf Augenhöhe« funktioniere, weil es kein Dominanzgehabe gebe. Laut Montgomery hat die Politik lediglich für tragfähige Anreizstrukturen zu sorgen. Getreu einer hanseatischen Weisheit: »Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.«

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