Forscher schlagen fünf statt zwei Typen vor |
06.03.2018 16:22 Uhr |
Von Daniela Hüttemann / Um erwachsene Patienten mit Diabetes besser behandeln zu können, schlagen Forscher eine genauere Typisierung vor. Bislang wird hauptsächlich zwischen dem autoimmun vermittelten Typ-1-Diabetes und dem fälschlicherweise oft als Altersdiabetes bezeichneten Typ 2 unterschieden sowie speziellen Typen wie dem Gestationsdiabetes.
Die Wissenschaftler um Professor Dr. Leif Groop von der Lund-Universität in Schweden und dem Institut für Molekulare Medizin Finnland schlagen eine Einteilung in fünf Typen für Diabetes-Neuerkrankungen im Erwachsenenalter vor. Die Untersuchung wurde jetzt im Fachjournal »The Lancet Diabetes & Endocrinology« veröffentlicht (DOI: 10.1016/S2213-8587(18)30051-2).
Grundlage ihrer Überlegungen sind Beobachtungen aus vier Studien mit insgesamt 14 775 Diabetes-Patienten aus Schweden und Finnland. Anhand von sechs Faktoren charakterisierten sie die metabolische Erkrankung genauer: Alter bei Diagnose, Body-Mass-Index, HbA1c-Wert, β-Zellfunktion, Insulin-Resistenz und Autoantikörper gegen die Glutamatdecarboxylase.
Anhand der Parameter ließen sich die Patienten in fünf Cluster einteilen (drei schwerere und zwei leichtere Formen), die sich auch genetisch signifikant unterschieden. Als Cluster 1 bezeichnen die Forscher Patienten mit Insulin-Mangel und Autoantikörpern, was dem bisherigen Typ-1-Diabetes entspricht. Diese schwere Form trat bei 6 bis 15 Prozent auf. Zu Cluster 2 gehören relativ junge Patienten mit Insulin-Mangel, bei denen sich der Stoffwechsel schlecht kontrollieren lässt, sich allerdings keine Autoantikörper finden. Sie haben ein hohes Risiko für Retinopathien. Von dieser ebenfalls schweren Form waren 9 bis 20 Prozent betroffen.
Cluster 3 umfasst Patienten mit schwerer Insulin-Resistenz, bei denen das Risiko für Nierenerkrankungen stark erhöht war. An dieser dritten schweren Form litten 11 bis 17 Prozent. Als weniger schwer stufen die Forscher Cluster 4 und 5 ein. Diese milderen Formen waren mit Übergewicht (18 bis 23 Prozent) oder Alter (39 bis 47 Prozent) assoziiert.
Die neue Einteilung könnte es den Forschern zufolge erlauben, eine genauere Prognose zum Fortschreiten der Erkrankung und zu Komplikationen zu treffen, was wiederum eine frühere und intensivere Therapie zur Vermeidung von Spätfolgen erlaubt. Dies sei ein erster Schritt hin zu einer personalisierten Behandlung von Diabetes- Patienten. Denn die Studie zeigte auch, dass viele Patienten nicht adäquat behandelt wurden. So erhielten nur 42 Prozent der Patienten aus Cluster 1 und nur 29 Prozent aus Cluster 2 sofort ab Diagnosestellung ein Insulin.
Offen ist allerdings, ob und welche unterschiedlichen Ursachen dem Diabetes zugrunde liegen oder ob der Erkrankungstyp sich im Krankheitsverlauf ändert. Zudem nahmen an den Studien nur Skandinavier teil, sodass die Ergebnisse mit Patienten anderer Ethnien bestätigt werden müssen. Weitere Forschung an Biomarkern, Genotypen, genetischen Risikoscores, Blutdruck und Blutlipiden müsse zeigen, ob die neue Einteilung Bestand hat oder verfeinert werden muss. /