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Hirndoping

Wunderpille nicht in Sicht

Datum 05.03.2013  19:36 Uhr

Von Maria Pues, Frankfurt am Main / Umfragen zufolge versuchen immer mehr gesunde Menschen, mithilfe von verschreibungspflichtigen Medikamenten ihre Lern- und Gedächtnisleistung zu steigern. Abgesehen davon, dass das Gefahren birgt – es funktioniert auch nicht.

Die Hoffnung auf den Geheimtipp zum Turbogang für das Gehirn lässt sich nicht erfüllen. Mehr noch: Fehlende Wirkungen bedeuten nicht, dass auch keine Nebenwirkungen auftreten. »Das muss Apothekenkunden, die den Wunsch nach Arzneimitteln zur Steigerung der Hirnleistung äußern, deutlich gemacht werden«, mahnte Privatdozent Dr. Gunter P. Eckert in einem Vortrag zum Thema Hirndoping. Die Veranstaltung fand im Rahmen einer Reihe der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) in Frankfurt am Main statt – ein Heimspiel für den Referenten.

Manche der verwendeten Substanzen besäßen ein Abhängigkeitspoten­zial. Ein »Therapieversuch« könnte darüber hinaus noch schlummernden psychischen Erkrankungen zum Ausbruch verhelfen. Neuro-Enhancement beziehungsweise Hirndoping sei zwar in Deutschland – noch – kein weitverbreitetes Phänomen, man müsse es aber im Blick behalten, betonte Eckert.

 

Statt Leistungssteigerung Zusammenbruch

 

Serotonin, Dopamin und Noradrenalin spielen für Lernen, Gedächtnis und Aufmerksamkeit zentrale Rollen. Folglich erhofft sich mancher positive Effekte auf Denk- und Lernleistung, wenn er diese Systeme medikamentös beeinflusst. Was beim kranken Menschen funktioniert, zeigt beim Gesunden aber ganz andere Effekte. Zwar reduziere das Psychostimulanz Methylphenidat auch bei Gesunden tatsächlich die Müdigkeit und steigere das Reaktionsvermögen; Vigilanz und Aufmerksamkeit nähmen zu, erläuterte Eckert. Aber kognitive Effekte? Steigerung des Lernpensums? Beschleunigung des Denkens? Ganz klar Fehlanzeige, resümierte der Referent.

 

Der Wirkstoff ist zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts­störung (ADHS) und Narkolepsie zugelassen. Er steigert bei ADHS-Patienten Aufmerksamkeit und Impulskontrolle und vermindert die motorische Unruhe; bei Patienten mit Narkolepsie reduziert es den Abfall des allgemeinen Muskeltonus.

 

Vielversprechender erscheint da – zumindest auf den ersten Blick – der Wirkstoff Modafinil, der ebenfalls zu den Psychostimulanzien zählt. Er verbessert Arbeitsgedächtnis und Selbstvertrauen und scheint damit prädestiniert für Prüfungskandidaten. Dass die Wirkung nur bei Schlafmangel eintritt, würden diese vermutlich nicht einmal als Nachteil empfinden. Stark positive Effekte zeige der Wirkstoff auf Müdigkeit, Vigilanz, Aufmerksamkeit und Reaktionszeit, erläuterte Eckert. Doch der Referent warnte: Selbst bei sachgerechter Anwendung kann es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen, darunter Schlafstörungen, Herzrasen, Kopfschmerzen oder schwere Hautreaktionen.

 

Daher wurden die Anwendungsgebiete für Arzneimittel mit diesem Wirkstoff auf nun nur noch eine Erkrankung eingeschränkt, die Narkolepsie. Für das Schichtarbeiter-Syndrom und das ob­struktive Atemnot-Syndrom dürfen diese Arzneimittel nicht mehr verwendet werden. Auch ist der Wirkmechanismus dieses Wirkstoffs bis heute ungeklärt. Vermutet wird eine Inter­aktion mit zentralen alpha-1-Adreno­rezeptoren. Bei missbräuchlicher Anwendung laufen Verwender Gefahr, ihre eigenen Leistungsgrenzen nicht mehr wahrzunehmen. Dies kann bis zu einem Zusammenbrechen physiologischer Funktionen gehen.

 

Auch Verschlechterung ist möglich

 

Auch von den Antidementiva Memantin oder Donezepil sowie dem Antidepressium Fluoxetin konnte Eckert nur abraten. Diese zeigten bei gesunden Probanden unterschiedliche Effekte auf die Gedächtnisleistung – einschließlich einer Verschlechterung. Die Denkfähigkeit ließ sich nicht nennenswert steigern. Auf Vigilanz, Aufmerksamkeit, Reaktionszeit und Stimmung hatten die Antidementiva bei Gesunden keinen Einfluss, Fluoxetin führte sogar zu einer leichten Verschlechterung. Die fehlende Wirkung erkaufen Gesunde nicht selten mit Nebenwirkungen, je nach Wirkstoff unter anderem Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, unwillkürliche Bewegungen, Überempfindlichkeit und Schwitzen. Dass neue Substanzen wie die Ampakine in dieser Hinsicht besser abschneiden, bezweifelte Eckert. In Studien zeigte sich bei ihrer Anwendung als Nebenwirkung ein gestörtes episodisches Gedächtnis.

 

Es gebe jedoch durchaus Methoden, die kognitive Leistungsfähigkeit zu steigern, machte Eckert Hoffnung. Diese seien zudem so unspektakulär wie wirkungsvoll. Ein vernünftiges Zeitmanagement gehört dazu, das nicht nur die Arbeit umfasst, sondern auch die Pausen nicht vergisst. Schlafhygiene spielt eine große Rolle ebenso wie Sport. Eckert: »Lassen Sie viel Sauerstoff in Ihr Hirn.« Coffein aus einer guten Tasse Kaffee sowie Polyphenole aus (dunkler) Schokolade dienen nicht nur dem Genuss, sondern sind auch dopingfreie Helfer. /

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