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Verhütete Verhütung

19.02.2014  09:50 Uhr

Drastische Argumente fahren die Gegner gegen die Freigabe der sogenannten Pille danach auf: massive Nebenwirkungen, mehr ungeschützter Geschlechtsverkehr und deutlich steigende Abtreibungsraten. Auch wenn sich Unions-Politiker und Ärzte hier einig sind: Nichts davon ist wissenschaftlich haltbar. Fakt ist, dass der Wirkstoff Levonorgestrel ausgesprochen sicher ist (lesen Sie hierzu Pille danach: Was sind die Fakten?). Nebenwirkungen sind selten und generell mild, schwere Reaktionen nicht bekannt, Überdosierungen kaum möglich. Wäre dem nicht so, dann hätte der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht des BfArM am 14. Januar dieses Jahres einen gravierenden Fehler gemacht, als er vorschlug, die Nachverhütungspille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hätte fahrlässig gehandelt, als sie sich im Jahr 2010 für die rezeptfreie Abgabe der Pille danach aussprach.

 

Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen auch, dass eine Vernachlässigung von regulären Verhütungsmethoden und eine Zunahme der Abtreibungen nicht zu befürchten sind. Medizinische Gründe gibt es also nicht gegen eine Freigabe von Levonorgestrel. Dennoch wurden zwei entsprechende Anträge der Grünen und der Linkspartei zur weiteren Beratung in die Ausschüsse für Gesundheit und Familie verwiesen, und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat bereits angekündigt, das Notfallkontrazeptivum nicht aus der Rezeptpflicht zu entlassen (Rezeptpflicht: Pille danach entzweit Koalition). Warum sperren sich die Unions-Politiker zusammen mit der deutschen Ärzteschaft derart gegen eine Freigabe? Der Schutz der Frauen scheint es nicht zu sein. Die Union dürfte wohl eher an ihre Wähler denken. Und dass die Ärzte kein Interesse daran haben, ihr Beratungsmonopol hier mit den Apothekern zu teilen, ist auch keine Überraschung.

 

Man könne nicht auf die ärztliche Beratung verzichten, heißt es von­seiten der Union und der Ärzteschaft. Aber wieso eigentlich? Warum können hoch qualifizierte Pharmazeuten bei diesem medizinisch durchaus überschaubaren Sachverhalt nicht genauso beraten wie HNO-Ärzte oder Chirurgen im Bereitschaftsdienst am Wochenende? Die Beratung zur Anwendung dieses Präparats können und wollen Apotheker leisten. Und sie können ganz sicher auch die Fälle erkennen, in denen die Pille danach keinen sicheren Empfängnisschutz bietet.

 

Man müsse die Diskussion um die Freigabe von Levonorgestrel »ohne Schaum vor dem Mund« führen können, hatte Jens Spahn (CDU) auf dem Zukunftskongress der Apothekerkammer Nordrhein in Bonn gesagt. Das ist richtig. Es wäre gut, wenn sie sachlich richtig geführt würde. Bislang ist es aber noch nicht gelungen, das Thema von Partikularinteressen und Ideologie zu befreien.

 

Christina Hohmann-Jeddi
Ressortleitung Medizin

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