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Meningokokken-B-Impfung

Kaum Platz im Impfkalender

19.02.2014  09:50 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Der neue Meningokokken-B-Impfstoff könnte vor etwa 82 Prozent der in Deutschland zirkulierenden invasiven Meningokokken vom Serotyp B (MenB) schützen. Zugelassen ist die Vakzine für Säuglinge ab zwei Monaten. Doch wie wird sie in das bestehende Impfschema integriert?

Meningokokken, Bakterien der Art Neisseria meningitidis, können eine potenziell lebensgefährliche Hirnhaut­entzündung und Blutvergiftung auslösen. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) traten in Deutschland 2010 bis 2012 im Mittel jährlich 370 Meningokokken-Erkrankungen auf, 68 Prozent davon durch MenB verursacht. Bisher waren Impfstoffe nur gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W-135 und Y verfügbar. Seit Dezember ist in Deutschland erstmals ein MenB-Impfstoff auf dem Markt (Bexsero®, Novartis), der Proteinantigene enthält (siehe Kasten).

 

In Impfstudien habe sich gezeigt, dass gegen alle vier Antigene eine gute Impfantwort erreicht wird, berichtete Dr. Christoph Wittermann, Weilheim, bei einer Pressekonferenz des Herstellers in München. Bei sehr jungen Kindern kann die Immunantwort durch eine Boosterung gesteigert werden. Laut Fachinformation erhalten Säuglinge von zwei bis fünf Monaten drei Dosen im Abstand von mindestens einem Monat, gefolgt von einer vierten Dosis (Booster) im Alter von 12 bis 23 Monaten. Kleinkinder bis 23 Monate benötigen insgesamt drei Dosen. Ab einem Alter von zwei Jahren bekommen alle Personen nur noch zwei Dosen, sagte der Kinder- und Jugendarzt. Ob eine Auffrischimpfung notwendig ist, sei nicht bekannt.

 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI hat noch nicht über eine Empfehlung des Impfstoffs entschieden, da aus ihrer Sicht wichtige Daten fehlen. Dagegen empfiehlt die Sächsische Impfkommission die Vakzine für alle Personen im Alter zwischen zwei Monaten und 18 Jahren.

 

Problematisch ist aus Sicht der STIKO auch die Einbindung der neuen Impfung in den Impfkalender, denn dieser sei mit den empfohlenen Standardimpfungen für Kinder im ersten Lebensjahr bereits voll. Man müsse daher zwischen der gleichzeitigen Gabe von drei Impfstoffdosen bei einem Arztbesuch oder einer höheren Zahl von Impfterminen abwägen. Laut Fachinformation kann die MenB-Impfung zeitgleich mit zahlreichen Standardimpfungen gegeben werden, ohne dass die Immunogenität leidet. Sie muss dann an einer anderen Körperstelle injiziert werden. Bei Gabe von drei Impfungen gleichzeitig reagieren die Kinder häufiger mit Fieber, berichtete Wittermann.

 

Invasive Meningokokken-B-Erkrankungen treten bevorzugt im ersten Lebensjahr, vor allem zwischen dem 5. bis 7. Lebensmonat, und im Alter von 15 bis 19 Jahren auf. Daher empfahl der Kinderarzt, Säuglinge möglichst früh sowie alle Personen bis zum 18. Lebensjahr zu impfen. Wie lange schützende Antikörpertiter bestehen bleiben, ist noch unklar. /

Vakzine-Entwicklung

Im Gegensatz zu dem etablierten Men-Impfstoff enthält die neue Vakzine keine konjugierten Kapsel-Polysaccharide, denn die Kapsel der B-Serogruppe ähnelt körpereigenen Molekülen so stark, dass sie wenig immunogen wirkt. Daher haben Forscher per Computer im Genom von Neisseria meningitidis nach Kodierungen für potenzielle Oberflächen-Proteinantigene gesucht und dabei etwa 600 potenzielle Kandidaten gefunden, berichtete Dr. Rino Rappuoli, Leiter der Impfstoffforschung von Novartis. Letztlich wurden vier besonders immunogene Antigene für den Impfstoff ausgewählt: drei Protein-Antigene sowie Vesikel der äußeren Membran (OMV), die diverse Membranproteine enthalten. Der Impfstoff enthält zudem Aluminiumhydroxid als Adsorbens.

 

Die hoch konservierten Proteine lösen in vivo eine Antikörperantwort aus. Vier von fünf MenB-Stämme exprimieren wenigstens eines dieser Antigene und sind daher durch den Impfstoff abgedeckt. Derzeit gilt der Nachweis von Impfantikörpern, die MenB-Stämme abtöten, als Korrelat für den Schutz vor der Erkrankung; dies ist auch von der Zulassungsbehörde EMA akzeptiert. Nach Ansicht von Rappuoli könnte der MenB-Impfstoff sogar vor anderen Meningokokken-Stämmen schützen – weil auch diese die im Impfstoff enthaltenen Proteine exprimieren.

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