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ADHS und Epilepsie

Gemeinsame Hirnfunktionsstörung

Datum 22.02.2011  13:43 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) entwickeln deutlich häufiger eine Epilepsie als Kinder ohne ADHS. Beide Erkrankungen könnten daher Ausdruck ein und derselben Hirnfunktionsstörung sein.

Etwa 4 bis 12 Prozent aller Kinder leiden an einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung. Je nachdem, welche Symptome dominieren, unterscheidet man verschiedene ADHS-Subtypen: eine überwiegend hyperaktiv-impulsive Form, eine überwiegende Aufmerksamkeitsstörung (Träumertyp) und den Mischtyp, eine Kombination aus den beiden erstgenannten Typen. Um die Diagnose »ADHS« sicher zu stellen, müssen die Symptome vor dem Erreichen des sechsten Lebensjahres beginnen, für mindestens sechs Monate bestehen und mindestens zwei Lebensbereiche betreffen.

Über einen möglichen Zusammenhang zwischen ADHS und Epilepsie sprach beim Valentinssym­posium der Firma Eisai in Berlin Professor Dr. Gerhard Kurlemann von der Uniklinik Münster. »Kinder mit Epilepsie haben ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko für eine ADHS«, sagte er. Be­mer­kenswert sei, dass bei Kindern mit Epilepsie und ADHS ein völlig anderer Subtyp der ADHS vorherrsche als bei Kindern mit ADHS ohne Epilepsie. »Bei Kindern mit Epilepsie dominiert die ADHS vom Träumertyp«, erklärte Kurlemann. In der Allgemeinbevölkerung kommt dagegen, außer bei Mädchen, die gemischte Form mit Abstand am häufigsten vor.

 

Dem Experten zufolge ist diese unterschiedliche Dominanz der verschiedenen ADHS-Subtypen ein Hinweis darauf, dass es sich bei der Kombination aus ADHS und Epilepsie um ein eigenes Krank­heits­bild handelt. Kurlemann: »ADHS zusammen mit Epilepsie ist eine besondere syndromale Er­krankung, die sich vom einfachen ADHS unter­schei­det.« Dazu passe auch die Beobachtung, dass es bei Kindern, die sowohl eine Epilepsie als auch eine ADHS hätten, anders als in der Allgemeinbevölkerung keine Geschlechterbetonung gebe. »Im Allgemeinen sind Jungen deutlich häufiger von einer ADHS betroffen als Mädchen. Das trifft für Kinder, die sowohl eine Epilepsie als auch eine ADHS haben, jedoch nicht zu«, sagte der Neuropädiater.

 

Stimulanzien auch bei Epilepsie sicher

 

Erste Studien haben laut Kurlemann gezeigt, dass bei den betroffenen Kindern die ADHS häufig vor der Manifestation der Epilepsie besteht. Diese Beobachtung habe zu der Hypothese einer möglicherweise gemeinsamen Grundpathologie geführt. Zu dieser Theorie passt, dass die Epilepsie bei Kindern mit ADHS häufig viel schwerer und komplizierter verläuft als bei Kindern mit Epilepsie ohne ADHS. Kurlemann bezeichnete die Hypothese einer gemeinsamen Hirnfunktionsstörung, deren Ausdruck sowohl die ADHS als auch die Epilepsie sein könnten, als »nicht ganz unwahrscheinlich«. Gut geplante Studien seien aber nötig, um diese Frage abschließend zu beantworten.

 

Für die medikamentöse Therapie der ADHS ist es Kurlemann zufolge unerheblich, ob das betroffene Kind zusätzlich auch eine Epilepsie hat oder nicht. Kinder mit ADHS und Epilepsie sprächen zwar im Allgemeinen etwas schlechter auf die Therapie mit Stimulanzien an als Kinder mit ADHS ohne Epilepsie. Es gebe jedoch keine Hinweise darauf, dass die Behandlung mit Stimulanzien epileptische Anfälle provoziere. »Die Therapie mit Methylphenidat ist sicher«, sagte Kurlemann. Ärzte sollten Kindern mit ADHS und Epilepsie eine Therapie mit Stimulanzien nicht aus Furcht vor einer Aktivierung der Epilepsie vorenthalten, appellierte der Mediziner. / 

»Träumer« werden leicht übersehen

Der Kombination aus den Erkrankungen Epilepsie und ADHS widmet sich auch die Neuropädiaterin Dr. Kirsten Stollhoff in einer Veröffentlichung in der Zeitschrift »Pädiatrie Hautnah« (2006). Darin weist die Autorin darauf hin, dass eine ADHS vom Träumertyp, der bei Kindern mit Epilepsie überdurchschnittlich häufig vorliegt, leicht übersehen wird. »Möglicherweise ist das gleichzeitige Vorliegen dieses ADHS-Typs ein Grund dafür, dass jugendliche Epileptiker in der Schule überzufällig häufig versagen und, wie Langzeitverläufe zeigen, deutlich schlechter sozial integriert sind«, vermutet Stollhoff. Sie empfiehlt daher, Kinder mit Epilepsie sorgfältig auf eine eventuell zusätzlich bestehende ADHS zu untersuchen.

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