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Palliativmedizin

Kein Entweder-oder

12.02.2014  11:34 Uhr

Bis vor einigen Jahren war eine Voraussetzung für die palliativ­medizinische Betreuung von Patienten, dass die Heilung ausgeschlossen war. Mittlerweile setzt die Palliativmedizin früher an. Dr. Birgitt van Oorschot vom Interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin an der Universitätsklinik Würzburg erklärte, warum das für alle Beteiligten vorteilhaft ist.

Noch in den 1990er-Jahren verstand man unter Palliativmedizin eine Behandlung von Patienten mit einer fortgeschrittenen und weiter fortschreitenden Erkrankung, deren Heilung ausgeschlossen war. Diese Definition beinhaltete ein Entweder-oder: Entweder konnte man kurativ behandeln, also mit dem Ziel der Lebensverlängerung, oder palliativmedizinisch. »Ich bin sehr froh, dass die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2002 eine neue Definition der Palliativmedizin vorgelegt hat. Darin gibt es keine kategorische Unterscheidung mehr zwischen Kurativ- und Palliativsituation«, sagte van Oorschot.

Die heute allgemein anerkannte Definition trage dem Umstand Rechnung, dass oft nicht klar ist, wie sich eine lebensbedrohliche Erkrankung entwickelt. Moderne Palliativmedizin sei ein Angebot für lebensbedrohlich Erkrankte und deren Familien, das diese bereits ab der Diagnosestellung in Anspruch nehmen könnten. Sie ziele auf Linderung körperlicher, psychosozialer und spiritueller Nöte und bestehe aus vorausschauender Fürsorge.

 

Der frühe Kontakt zu einem Palliativmediziner sei wichtig, um einerseits dem Patienten möglichst lange eine möglichst hohe Lebensqualität zu erhalten und andererseits vorbereitet zu sein, wenn sich dessen Zustand verschlechtere. »Man kann einen bereits extrem geschwächten Menschen nicht mehr fragen, wie er sich seine letzte Lebensphase vorstellt. Das muss man früher klären. Wenn die Gespräche nicht vorher gelaufen sind, hat man nichts, worauf man zurückgreifen kann«, so van Oorschot.

 

Bessere Lebensqualität, längeres Leben

 

Dass die frühzeitige palliativmedizinische Betreuung nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern sogar das Leben verlängert, zeigte eine 2010 im »New England Journal of Medicine« publizierte Studie (doi: 10.1056/NEJM oa1000678). Die Autoren um Jennifer S. Temel vom Massachusetts General Hospital in Boston untersuchten an Patienten mit metastasiertem Bronchialkarzinom prospektiv-randomisiert die Auswirkungen einer frühen Mitbetreuung der Patienten durch ein Palliativ­medizin-Team. Das Ergebnis: Die palliativmedizinisch betreuten Patienten hatten nicht nur eine signifikant bessere Lebensqualität und waren weniger depressiv als Patienten in der Vergleichsgruppe, sondern lebten auch länger (medianes Überleben 11,6 versus 8,9 Monate). »Manch ein Pharmahersteller wäre froh, wenn er mit seiner Substanz so einen Unterschied erreichen könnte«, kommentierte van Oorschot.

 

Da sich der Zustand von Patienten in der Terminalphase sehr schnell verändern kann, muss die Pharmakotherapie ständig evaluiert und angepasst werden. Überflüssige Medikamente sollten weggelassen, andere gegebenenfalls in ihrer Dosierung angepasst werden. »Ein terminal erkrankter Patient braucht keinen Lipidsenker mehr. Bei einem Hypertoniker, der stark abgenommen hat, sollte die Dosis des Blutdrucksenkers überprüft werden«, verdeutlichte die Referentin.

 

Die orale Aufnahme von Nahrung, Flüssigkeiten und Arzneimitteln ist häufig nur noch eingeschränkt möglich, weshalb alternative Applikationswege zu bevorzugen sind. Hier hätten sich vor allem die mukosale und die subkutane Medikamentengabe bewährt. Transdermale Systeme seien dagegen weniger geeignet, da in der Sterbephase meistens die periphere Durchblutung zugunsten der inneren Organe und des Gehirns gedrosselt wird. Man spricht dann von einer Kreislaufzentralisation.

 

Opioide gegen Atemnot

 

Die größte Angst vieler Patienten ist es, am Lebensende unter Luftnot zu leiden. Diese ist ein subjektives Gefühl und hängt nicht zwingend mit der Sauerstoffsättigung des Bluts zusammen, informierte van Oorschot. Mittel der Wahl zur symptomatischen Behandlung von Luftnot sind Opioide, bei ängstlichen Patienten gegebenenfalls begleitet von Benzodiazepinen. Rasselatmung kann entstehen, wenn Patienten Sekretansammlungen im Rachen und in der Luftröhre nicht mehr abhusten können. Angehörige und Betreuende belastet das meist stark, es gibt aber keinen Anhaltspunkt dafür, dass auch der Patient darunter leidet. Van Oorschot erwähnte Butylscopolamin und Glycopyrroniumbromid als zwei Wirkstoffe, die zur Reduktion der Sekretproduktion bei Rasselatmung zum Einsatz kommen.

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